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WÜRZBURG: Dornröschen im Gammelkleid

WÜRZBURG

Dornröschen im Gammelkleid

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    Als vor wenigen Wochen das Schmalzlerhöflein am Beginn der Zeller Straße im Mainviertel neu gepflastert und in Platz der Fischerzunft umbenannt wurde, war die Freude groß, dass die Schmuddelecke rund um die Zobelsäule beseitigt war und die Mülltonnen nun hinter einem Holzzaun versteckt waren. Doch seit wenigen Tagen stehen die Mülltonnen wieder in Reih und Glied auf dem Platz – und an dem Zaun hängt ein handgeschriebenes Schild: „Privates Grundstück – Betreten verboten!“

    Woher kommt das Schild? „Wir wissen es nicht“, sagt Rathaussprecher Christian Weiß auf Anfrage. Auch der Zaun sei nicht von der Stadt angebracht worden, so Weiß. Hinter dem Zaun befindet sich ein seit Anfang der 1980er Jahre unvollendeter Rohbau; die Fenster vernagelt und die Fensterbänke ein beliebter Treffpunkt der Mainviertler Tauben, wie die Hinterlassenschaften der gefiederten Stadtbewohner zeigen.

    Stadt hofft auf Gespräch

    Nach Auskunft von Weiß bemühe sich die Bauaufsicht seit Ende 2009 zum wiederholten Male um ein Gespräch mit dem Eigentümer und „Bauherren“, bislang vergeblich. Man wisse im Rathaus nur, dass der Mann Verwandte im nahen Baden-Württemberg habe. „Vermutlich kommt aus dieser Ecke auch das Schild“, glaubt Weiß. Die Stadt kenne auch die Adresse des Mannes nicht, der Kontakt sei lediglich über seine Verwandtschaft als Mittelsleute möglich. „Wir hoffen, dass das Gespräch, auf das wir seit Jahren warten, jetzt am Jahresende stattfinden kann“, sagt Weiß.

    „Den Zaun und die Holztür hat die Stadt Würzburg angebracht, nachdem der Platz neu gestaltet worden war“, weiß hingegen der Pächter des Imbissbetriebes in der Zeller Straße 11, der aber nicht namentlich genannt werden möchte , „erst kamen die Stadtreiniger und haben sauber gemacht, und dann hat man uns gesagt, da könnten wir jetzt unsere Mülltonnen hinstellen“. Allerdings sei dies nicht von Dauer gewesen.

    Schon einige Tage später kam eine Frau, rollte alle Tonnen wieder auf den Platz und befestigte das bewusste Schild am Zaun. „Zu uns hat sie gesagt das ist Privatbesitz, das gehört uns“, sagt der Mann, „vermutlich hatte sie niemand gefragt, ob die Tonnen da hin dürfen“, glaubt er. Betroffen von der „Räumung“ ist nicht nur er selbst, die Mülltonnen aller Anlieger und Mieter stehen jetzt wieder draußen.

    Die Geschichte des unvollendeten Baus reicht zurück bis zum 3. November 1981. An diesem Tag erteilte der Bauausschuss des Stadtrates dem Eigentümer die Genehmigung für die Sanierung, den Teilabbruch des Dachgeschosses und den Wiederaufbau der Mansarde für das Haus in der Zeller Straße 13. Die Arbeiten wurden begonnen – und noch vor der Fertigstellung des Rohbaues wieder eingestellt.

    „Ewige Baustelle“

    Acht Jahre später, 1989, beklagte der damalige SPD-Stadtrat Ludwig Bauer in einem Brief an Oberbürgermeister Klaus Zeitler die „ewige Baustelle“ am Aufgang zur Festung. Die Stadt reagierte und machte dem Bauherren Dampf. Laut Beschluss des Verwaltungsgerichtes musste der Mann den Rohbau bis zum 1. Juni 1989 fertigstellen. Aber mehr als ein Rohbau ist das Haus auch heute nicht – 21 Jahre später.

    „Mehr können wir leider nicht tun“, sagt Weiß, „unsere rechtlichen Möglichkeiten sind eingeschränkt.“ Die Stadt könne nur handeln, wen eine Gefahr für die Allgemeinheit bestehe, wie zum Beispiel Einsturzgefahr. „Nur aufgrund einer optischen Beeinträchtigung, können wir niemand zwingen fertig zu bauen.“

    Bis 2001 war der Mann im Adressbuch der Stadt Würzburg unter der Adresse Zeller Straße 13 noch mit Namen angegeben. Seitdem fehlt der Eintrag. Als der Schreiber dieser Zeilen 2004 schon einmal über den endlosen Bau berichtete, bekam er wenige Tage nach der Veröffentlichung des Artikels einen Anruf von einer Frau aus Baden-Württemberg, die sich selbst als Verwandte des Hausbesitzers bezeichnete. Diese meinte, der Artikel sei nicht korrekt, alles sei ja ganz anders. Aber in wenigen Wochen wäre sie zu Besuch in Würzburg, sagte sie, und würde dem Verfasser dann die wahren Hintergründe berichten. Dieser Besuch hat nie stattgefunden.

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