Er ist ein echter Bayer mit fränkischen, fast königlichen Wurzeln. Geboren auf Schloss Mörlach in Mittelfranken, aufgewachsen auf Gut Moos (Lkr. Würzburg). Und jetzt ist er bei den Olympischen Spielen dabei: „Ein Franke in Rio“, sagt Karl-Friedrich Steinbach. Eine echte Sensation. Er lächelt. Man spürt seinen Stolz. Das habe es noch nie gegeben, dass ein fränkisches Pferd bei Olympia mitreitet.
After You heißt der Wallach, den er mit fünfeinhalb Monaten aus dem Gestüt von Ferdinand Helbach holte. Das große Potenzial eines Dressurpferdes hatte der Mooser Landwirt mit seiner Erfahrung und „viel Glück“ schnell erkannt und baute es Stück für Stück aus. „Das Pferd ist wie ein Schulkind, das seine Lektionen nach und nach lernt. Dafür braucht es ganz schön Zeit“, sagt er.
Seit 35 Jahren schon beschäftigt sich Karl-Friedrich Steinbach mit der Aufzucht von Fohlen für den höherklassigen Dressursport. Das wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt, denn schon sein Großvater hatte ein Faible für die Pferdezucht.
„Dieses Talent muss man sehen und gezielt in frühester Jugend fördern, sonst kommt ein Pferd nicht zu Olympia.“
Karl-Friedrich Steinbach, Landwirt und Pferdeexperte
Eine Deckstation, zu der auch die Hengste „Irish Classic“ und „Abydos“ gehörten, war jahrelang erfolgreich, erzählt er. Abydos ist inzwischen 29 Jahre alt und lebt noch immer auf dem historischen Hof aus dem 17. Jahrhundert. Auch wenn er nicht mehr aktiv ist. Aber seine Spuren hat der schwarze Hengst in ganz Bayern hinterlassen.
Steinbach holt Abydos aus dem Stall. Dass graue Wolken über dem Gutshof liegen, dass es regnet in Strömen, stört den Hausherrn nicht. „Ich liebe dieses Wetter, es hat so was Irisches, Geheimnisvolles“, sagt er. Inzwischen ist auch sein Bruder Burkard Steinbach, der einstige DJK-Basketballer, dazugekommen. Seit 1993 hat er auf dem Betrieb in Moos den landwirtschaftlichen Part übernommen. Spezialisiert haben sich die beiden inzwischen auf Pensionspferdehaltung, Zucht, Aufzucht, Sport und Vermarktung der Tiere.
Alte Stallungen wurden in Pferdeställe umgebaut, eine alte Feldscheune in eine Reithalle, dazu kamen ein Dressurplatz und rund zehn Hektar Koppeln. Und jüngst wurde der Familienbetrieb wieder erweitert. Aufgrund der gewachsenen Anforderungen an einen modernen Pensionspferdebetrieb bauten die Brüder eine Reithalle mit 80 mal 25 Metern und einen Stall mit 37 Pferdeboxen und einem Reiterstübchen. Stall und Reithalle wurden erst vor kurzem fertiggestellt.
Insgesamt stehen nun auf dem Gut rund 75 Pferdeboxen in Vollpension zur Verfügung. Dazu bietet die Pferdewirtin und erfolgreiche Reiterin Jana Haarlammert Ausbildungskurse für Pferd und Reiter an. Vom blutigen Anfänger bis zum Leistungssportler oder Wiedereinsteiger, erklärt Steinbach.
Zu den Leistungssportlern zählt zweifelsohne das Olympiapferd After You. Der Wallach verdanke sein Talent größtenteils seiner Großmutter, der Stute Calva aus Uffenheim, meint Steinbach. Deren Tochter Cassandra wurde mehrmals vom Hengst Abanos gedeckt. Das erste Fohlen aus dieser Verbindung war After You. „Dieses Talent muss man sehen und gezielt in frühester Jugend fördern, sonst kommt ein Pferd nicht zu Olympia. Die Luft ist hier ganz dünn“, weiß der Pferdefachmann.
Und so verbrachte After You seine Lehr- und Lernjahre in Moos, bis er fünf wurde. Dann kaufte ihn der Schweizer ehemalige Olympiareiter Daniel Ramseier, 2015 kam er in den Besitz des Franzosen Henry Ludovic, der mit ihm nun erstmals bei der Olympiade in Rio de Janeiro für Frankreich an den Start geht.
Mit 13 Jahren ist After You jetzt auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Als einziger Franke – wenngleich unter französischer Flagge – muss er sich in Rio mit insgesamt 59 weiteren Pferden in den olympischen Dressurprüfungen messen. Und die Chancen? „Der macht da nix“, meint Steinbach. Klare Medaillenfavoriten sind die deutschen Reiter. Aber wie dem auch sei. Dabei sein ist alles, meint er.
Einmal ist After You nun am Mittwoch in Rio am Start gewesen. „Das, was ich gesehen habe, war gut“, sagt Steinbach. Am heutigen Freitag wird er in der Grandprix-Wertung zu sehen sein.