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WÜRZBURG: Dritte Motorradtour der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

WÜRZBURG

Dritte Motorradtour der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe

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    Mit Vollgas auf der „Rennkuh“: Mit viel Spaß düsten Bastian und der „Iron Fighter“ Max auf dessen Maschine zum Karrodsee.
    Mit Vollgas auf der „Rennkuh“: Mit viel Spaß düsten Bastian und der „Iron Fighter“ Max auf dessen Maschine zum Karrodsee. Foto: Foto: Jürgen Keller

    (mm) Das war spannender als jede Fernsehshow und jedes Spiel am Computer: 16 Kinder und Jugendliche der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe (EKJFH) Würzburg nahmen als Sozius und Sozia an einem Motorradausflug teil. Mitglieder des Motorradclubs „Iron Fighters“ und „Gypsy Jokers“ hatten die Mädchen und Jungen zum dritten Mal eingeladen. „Hinten auf dem Motorrad zu sitzen, das ist echt cool“, zeigte sich Manuela beim Zwischenstopp am Karrodsee nahe Creglingen begeistert.

    Manchem Kind waren die Motorräder am Anfang nicht ganz geheuer. „Ich hatte schon ein kleines bisschen Angst“, gab Josef zu. Doch die verflog rasch. Schnell hatte der 16-Jährige es drauf, in den Kurven mitzugehen. Keinerlei Scheu zeigte der 10-jährige Bastian: „Ich bin aber auch schon mit meinem Opa Roller gefahren.“ Der sportbegeisterte Junge, der in seiner Freizeit reitet und Fußball spielt, durfte auf den Sitz hinter „Max“ klettern. 220 Kilo wiegt die rot-gelbe „Rennkuh“ des „Iron Fighters“ – ein Vielfaches des eher schmächtigen Kindes.

    „Hauptsache Spaß“ hieß das ungeschriebene Motto des ungewöhnlichen Ausflugs. Es ging nicht um hohe Geschwindigkeiten, sondern darum, dass die Kinder etwas Außergewöhnliches erlebten und erfuhren, welches Gemeinschaftsgefühl in einem Motorradclub existiert, teilte Jürgen Keller von der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe mit. Motorradfahrer, bekamen die Kinder mit, sagen grundsätzlich „du“ zueinander und haben neben ihren richtigen Namen noch einen Namen als „Biker“.

    Abenteuergeschichten

    Und ähnlich wie Schiffskapitäne „Seemannsgarn“ spinnen, haben die Kapitäne auf zwei Rädern eine Menge Abenteuergeschichten auf Lager. Viele begannen früh, ihre ersten Runden zu drehen. „Ich schon mit 14 Jahren“, erzählte „Herbi“.

    Hundert war das maximale Tempo auf dem 150 Kilometer langen Ausflug. Schließlich ging es nur über Landstraßen. Theoretisch könne seine Harley-Davidson 180 Stundenkilometer schaffen, sagt „Matze“. Doch so schnell fährt er nie: „Meine Maschine ist schließlich keine Renndüse.“ Dazu ist sie auch viel zu „kultig“. Ganz schön „kultig“ und fast ein bisschen gefährlich sahen auch die Motorradfahrer aus, die die Kinder zur Fahrt einluden. „Hier geht es auch darum, Berührungsängste abzubauen“, erklärt Motorradfahrer Bernd. Und zwar im Wortsinne. Schließlich mussten die Kinder ihre Vordermänner während der Fahrt umfassen. Was zunächst ein bisschen zögerlich geschah.

    Der Kilometerstand eines Iron Fighters wächst jedes Jahr mindestens um die Zahl 4000 – die Clubmitglieder sind also allesamt erfahrene Biker. Deshalb vertraut das Team der EKJFH den teilweise „wild“ aussehenden „Iron Fighters“ und „Gipsy Jokers“ die Kinder auch guten Gewissens an. In der erzieherischen Arbeit geht es ja viel um die Themen „Vertrauen“ und „Zutrauen“. Während manche Eltern ihren Kindern alles verbieten, was irgendwie gefährlich werden könnte, stärken die Pädagogen der Kinder- und Jugendhilfe das Selbstbewusstsein der Jungen und Mädchen dadurch, dass sie ihnen zutrauen, auch einmal etwas Abenteuerlicheres zu bewältigen, betont Jürgen Keller in einer Pressemitteilung.

    Es ist schon ein kribbeliges Gefühl, kurz vor Startschuss auf dem Motorradsattel zu sitzen. Bastian und die anderen Kinder lieben das. Viele von den Jungen und Mädchen haben keine Eltern, mit denen sie so etwas Aufregendes unternehmen können. Ihre Mütter und Väter haben wenig Zeit und manchmal auch wenig Interesse. Vor allem jene Kinder und Jugendlichen, die am Wochenende nicht nach Hause fahren können, profitieren laut dem stellvertretenden Einrichtungsleiter Wolfgang Beckmann stark von der Goodwill-Aktion der beiden Motorradclubs.

    Männlich geprägter Sport

    Nicht zu übersehen war, dass Motorradfahren ein männlich geprägter Sport ist. „Wir möchten auch keine Frauen in unserem Club aufnehmen“, betonen die „Iron Fighters“. Nichts dagegen haben sie jedoch, dass sich Frauen bei einem Ausflug wie dem mit der EKJFH anschließen. Lissy Dorbath war darum mit von der Partie. „Ich wollte schon immer Motorrad fahren“, erzählte die Lehrerin der heimeigenen Wichern-Schule beim Picknick mit Gulasch, Limonade, Kaffee und Kuchen. Als Jugendliche ging das nicht. Doch wenn im Jugendalter Träume platzen, ist das nicht so schlimm. Später sei noch immer Gelegenheit, sie zu erfüllen: „Ich fahre jetzt seit einem Jahr.“

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