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WÜRZBURG: Edeltrud Hohmann ist für alle da

WÜRZBURG

Edeltrud Hohmann ist für alle da

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    Auf der Terrasse von St. Thekla kommt Edeltrud Hohmann mit Jürgen Götz ins Gespräch. Der besucht seinen Vater, der in dem Heim lebt.
    Auf der Terrasse von St. Thekla kommt Edeltrud Hohmann mit Jürgen Götz ins Gespräch. Der besucht seinen Vater, der in dem Heim lebt. Foto: FOTO P. Christ

    „Ach, Sie sind auch aus Würzburg? Wo wohnen Sie denn?“ An einem der Tische auf der Terrasse des Caritas-Seniorenzentrums St. Thekla kommt Edeltrud Hohmann mit Jürgen Götz ins Gespräch. Im Nu haben die zwei gemeinsame Bekannte ausgemacht. Die 81 Jahre alte Heimbewohnerin erfährt von Jürgen Götz, dass sein Vater schon seit vier Jahren in St. Thekla wohnt. Auch Götz hört Interessantes: Edeltrud Hohmann erzählt ihm, dass sie seit Februar dem Heimbeirat vorsitzt.

    Seit fast drei Jahren lebt Edeltrud Hohmann in St. Thekla. Nach etlichen Operationen nach Stürzen und anderen Gebrechen war es ihr nicht mehr möglich gewesen, selbstständig zu wohnen. Sie habe das auch eingesehen, erzählt die Seniorin, die im Rollstuhl sitzt. Und doch war die Vorstellung, in ein Heim ziehen zu müssen, zunächst für sie ganz schrecklich: „Ich hatte wirklich große Angst davor.“

    Angst vor dem Altenheim

    Früher hatte Edeltrud Hohmann oft betagte Bekannte in Altenheimen besucht. Nicht selten hatte sie sich anhören müssen, dass es nicht schön ist, im Heim zu leben: „Meine Bekannten erzählten mir, dass sie das Gefühl haben, im Heim nicht ernstgenommen zu werden.“ Alles gehe immer husch-husch, niemand habe richtig Zeit. In St. Thekla, sagt Edeltrud Hohmann, habe sie diese Erfahrung zum Glück nicht gemacht: „Ich muss sagen, ich fühle mich ernstgenommen.“ Heute schmunzelt sie über ihre Ängste. Im Rückblick, meint die Seniorin, seien sie nicht notwendig gewesen.

    Wobei die erste Zeit im Heim für sie schon sehr gewöhnungsbedürftig war. „Ich hatte erst ein Zimmer, von dem aus ich gerade einmal auf zwei Häuser blicken konnte“, erzählt sie. Das kam ihr schrecklich öde vor. „Dabei war ich es doch gewohnt, immer mitten im Leben zu stehen“, erzählt die gelernte Schneiderin, die als Jugendliche auf dem zweiten Bildungsweg den Realschulabschluss nachgemacht hat, Gemeindereferentin wurde, später an der Spitze des BDKJ stand und das Matthias-Ehrenfried-Haus mit aufgebaut hatte.

    Eigene Wünsche kund tun

    Durfte man um ein anderes Zimmer bitten? Edeltrud Hohmann gab sich einen Ruck und fragte. Der Umzug stellte sich als problemlos heraus. Mit dem Zimmer, das sie nun hat, ist sie sehr zufrieden. Sie blickt direkt auf den Main und kann die Schiffe beobachten, die vorüberziehen: „Im Winter, wenn die Bäume keine Blätter haben, sehe ich das Käppele.“ Auch wenn das Zimmer nicht zu vergleichen ist mit der Wohnung, in der sie jahrelang mit ihrem Bruder, einem Priester, lebte, kann sie inzwischen sagen: „In St. Thekla bin ich fast zu Hause.“

    Wünsche zu äußern, hat Edeltrud Hohmann gelernt, ist wichtig, um sich im Heim wohlzufühlen. Ihr selbst bereitet das keine allzu großen Probleme, hatte sie doch viele Jahre lang Funktionen inne, die ihr Diskussionen, Kompromisse und gute Lösungen in Konfliktsituationen abverlangten. Nicht wenige der 111 Bewohnerinnen und Bewohner von St. Thekla haben diese Kompetenz nicht. Genau für sie ist Edeltrud Hohmann als Heimbeirätin da.

    Momentan falle ihr nichts ein, was innerhalb des Heims unbedingt geändert werden müsste, sagt die 81-Jährige. Jedenfalls gibt es nichts, was in ihrer Macht oder in der Macht des Heimes stünde. Könnte sie völlig frei und unabhängig von irgendwelchen Sachzwängen schalten und walten, würde sie jedoch schon Veränderungen in Gang setzen: „Es stimmt, wie es immer wieder heißt, dass es einfach viel zu wenig Personal gibt.“

    Alle sind für das Klima im Haus verantwortlich

    Edeltrud Hohmanns Zimmer befindet sich in der Nähe einer Station, wo Menschen mit einer Demenzerkrankung leben. Viele dieser Bewohner sind unruhig, sie haben einen immensen Bewegungsdrang, äußern Unmut, ohne dass sie genau ausdrücken könnten, was ihnen denn nicht passt, und fordern insgesamt viel Geduld ab. Die Schwestern würden auf Trab gehalten: „Manchmal gestehen sie bei mir im Zimmer, dass sie ziemlich gestresst sind.“ Nur, wenn Heime besser finanziert würden, könnte dieses Problem endlich abgestellt werden.

    Edeltrud Hohmann findet es erstaunlich, dass die Pflegekräfte so freundlich sind, obwohl immer derart viel Action angesagt ist. Die meisten, stellt sie fest, sind freundlicher als so mancher Heimbewohner. Nicht alle Bewohner grüßen, wenn sie durchs Haus gehen. Nicht alle fragen ihre Mitbewohner: „Wie geht es Ihnen heute?“ Doch genau das wäre so wichtig, damit sich alle im Heim wohlfühlen.

    Hohmann: „Für das Klima im Haus sind nicht nur die Schwestern verantwortlich. Sondern auch wir, die wir hier leben.“

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