Der Staat ist verantwortlich für Menschen in sozialer Not, finden Björn Hauschild und seine Frau Dr. Dietlind Gnuschke-Hauschild. Doch weil er dieser Verantwortung heute nicht mehr in vollem Umfang nachkommen kann, müssen sich auch die Bürger solidarisch zeigen. Die Hauschilds tun dies als erste Förderer der Initiative „MachMitMensch“. Durch die neue Aktion sollen bis Ende 2012 mindestens zwölf Unterstützer der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) des Diakonischen Werks gefunden werden.
Jetzt, wo das Thermometer sinkt, sind mehr Menschen als sonst bereit, für Notleidende zu spenden. Dem KASA-Freundeskreis „MachMitMensch“ als Träger der neuen Initiative geht es jedoch nicht um punktuelle Hilfe in besonders harten Zeiten. Gesucht werden regelmäßige Sponsoren und Förderer, die sich mit einem finanziellen Beitrag dauerhaft für die Beratung in Not geratener Menschen stark machen. Die Nachfrage nach dem KASA-Angebot steigt laut Monika Müller, Sozialdienstleiterin beim Diakonischen Werk Würzburg, stark an: „Ratsuchende müssen mitunter bis zu drei Wochen auf einen Termin warten.“ Insgesamt 300 Männer und Frauen aus dem Dekanat suchten heuer Hilfe.
Wohlstand nicht selbstverständlich
Zu sehen, in welch ärmlichen Verhältnissen manche Menschen leben, sei unheimlich bedrückend, sagt der Eisinger Künstler Björn Hauschild. Über die Schulen seiner beiden Kinder bekommen er und seine Frau mit, dass Wohlstand für viele Familien keineswegs selbstverständlich ist: „Ich bin schon in Wohnungen gewesen, da gab es kaum Möbel.“ Von Schulkameraden seiner Kinder weiß er, dass das Höchste der Gefühle an Weihnachten ein Buch ist: „Mehr Geschenke sind nicht drin.“ Die KASA sehen die Hauschilds als eine Art Kompass für Menschen, die in vielfältigen finanziellen, sozialen, gesundheitlichen und oft auch psychischen Nöten verstrickt sind.
Der Arbeitszuwachs der beiden Beraterinnen Monika Müller und Cathrin Holland ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Verteilungskämpfe in der Gesellschaft zugenommen haben und das soziale Klima kälter wurde. Immer mehr Menschen kämpfen um ein Leben in Würde, so Müller. Wegen der zunehmend komplizierteren Problemlagen ihrer Klienten sei es mit einem einmaligen Beratungsgespräch oft nicht mehr getan. Im Durchschnitt wendet sich jeder Ratsuchende mehr als dreimal an die Einrichtung. Mehr Zeit wäre nötig, um noch intensiver zu helfen. Mit jeder 25-Euro-Spende eines „MachMitMenschen“ erhält ein Hilfesuchender eine zusätzliche Beratungsstunde.
Am Beispiel von Else Krämer (Name geändert) und ihrem zehn Jahre alten Sohn Michael schildert Monika Müller, wie schwierig die Lebenssituation mancher Menschen heute ist. Seit der Trennung von ihrem Mann hat Else Krämer nur noch sehr wenig Geld zur Verfügung. Die Trennung belastete sie stark. Else Krämer leidet an Depressionen. Mit Michael ist es ebenfalls schwierig. Dem Jungen wurde vor zwei Jahren ein Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) diagnostiziert. Schon drei Mal war Else Krämer bei Monika Müller, weil sie mit Briefen vom Jobcenter und Krankenkasse nicht klarkommt. Müller: „Sie ist mit ihrer gesamten Situation völlig überfordert.“
Monika Müller versteht sich als Advokatin von Klienten wie Else Krämer: „Wir prüfen Ansprüche, helfen, Anträge zu stellen, und versuchen, die Menschen wieder zu befähigen, mit ihrer Lage selbst zurechtkommen.“ Den Hauschilds gefällt genau diese Art des Umgangs mit Männern und Frauen in Not. Björn Hauschild: „Bei KASA wird nicht gefragt, ob jemand Schuld hat an seiner schwierigen Lage. Der Mensch mit seiner Persönlichkeit, mit all seinen Stärken und Schwächen wird angenommen und unterstützt.“ Darum entschied sich das Paar, an der Aktion „MachMitMenschen“ teilzunehmen und monatlich einen bestimmten Betrag zu spenden.
MachMitMensch
Nähere Informationen zur Aktion „MachMitMensch“ gibt es im Internet unter www.diakonie-wuerzburg.de/kasa/machmitmensch.3141.0.0.0.0.html.
Gespendet werden kann auf das Konto Nummer 1112023 des Diakonischen Werks Würzburg bei der Bayerischen HypoVereinsbank (BLZ 790 200 76). Verwendungszweck: KASA und Anschrift des Spenders.
Auch einmalige, kleinere Spenden sind willkommen.