Einmal pro Jahr gibt der Kunstverein Würzburg seine Arte Noah frei für regionale Künstler – diesen Sommer für außergewöhnlich junge Kunst. Bis zum 26. Juli beherbergt das Kunstschiff im Alten Hafen die Arbeiten von 20 Abiturientinnen und Abiturienten des Fachbereichs Gestaltung der städtischen Fachoberschule – unter dem Motto „Ein.Fluesse“ extern zusammengetragen von Felix Röhr.
Unter den Gemälden, Zeichnungen, Objekten und Fotografien findet sich romantisch Verträumtes, märchenhaft Kindliches und comichaft Dekoratives, daneben viel Weltverbesserisches (doch wenig Weltbewegendes) zum Thema „Neue Medien“. Röhr empfiehlt, die Ausstellung im Uhrzeigersinn zu durchlaufen, ausgehend von den Themen „Überfluss, Natur und Umwelt“, „Persönliches“, „Musik und Film“ über „Zwischenmenschliches“ bis hin zu Werken über „Gesellschaft und Neue Medien“.
Was zunächst bunt und vielfältig anmutet, erweist sich auf den zweiten Blick als eher konformistisch und steht in keinem erkennbaren Bezug zum prägnant-schlichten Werbeplakat in Schwarzweiß. Die Schüler der FOS zeigen vor allem Figürliches, darunter morbide Totenschädel und hübsche Mädchen mit großen Augen und Stupnasen – Kindchenschema und Manga lassen grüßen.
Deutlich heraus hebt sich da Robin Scholz? kraftvoll bewegte Porträtzeichnung „Andy Fox“, die bereits mit der Abstraktion flirtet und in wild gezackten Umrisslinien zwei Männergesichter auf schwarzem Untergrund erstehen lässt.
Auch Joan Langs Fotografien „Einflüsse der Liebe“ zeigen individuelle Züge: Die Gesichter und Hälse eines jungen Paares sind mit blauen und rosa Linien bemalt, deren „Bedeutung“ nicht eindeutig erklärt wird; es bleibt Raum für eigene Interpretationen. Ein scharf geschnittenes Frauengesicht mit hohen Wangenknochen zeigt Nela Predigers Gemälde „allwissend“, das durch expressive Farbigkeit und dynamischen Pinselduktus besticht. Lediglich ein etwas platter Schriftzug („Don?t listen to bullshit“) schwächt die starke Wirkung des großformatigen Bildes ab.
Carina Schmitts Bild „Niederprasseln“ wagt sich gänzlich in die Abstraktion: eine Fläche voll bunter Explosionen, eine Blumenwiese? Gelungene Polit- und Plakatkunst zeigt Johannes Neff mit seinem „Befreiungsakt“, einer schlagkräftigen, wirkungsvollen Bildkomposition.
Alle gezeigten Werke sind verkäuflich. Die Preise sind teils erstaunlich hoch gegriffen, teils aber auch günstig oder einfach Verhandlungssache.