Carmen ist schüchtern als die Fernseh-Kameras sie direkt im Visier haben. Es dauert ein paar Minuten bis sie auftaut. Aber dann erzählt die Tierpflegerin im Wildpark Sommerhausen voller Stolz von ihren beiden Schützlingen – zwei zehn Kilo schwere Schildkröten, die auf die Namen Mango und Papaya hören. Für Nervosität bei Mensch und Tier sorgt der Bayerische Rundfunk, der eigentlich live aus dem Wildpark in Sommerhausen senden wollte.
Ursprünglich war nämlich geplant, die Bilder direkt aus Sommerhausen auf die Fernsehgeräte der Zuschauer zu übertragen. Doch das hat nicht funktioniert, weil zur Sendezeit um 17.30 Uhr die Arbeiter längst Feierabend hatten. Aus Rücksicht auf die Tierpfleger entschied sich der BR dann dafür, alles aufzuzeichnen.
Vielleicht war das auch besser so. Denn für die Ausstrahlung benötigte der BR eine direkte Verbindung zwischen der Schüssel auf dem Übertragungswagen und dem Satelliten. Und das war gar nicht so einfach. Denn der Wildpark ist nahezu überall von Bäumen umgeben und die stören die Verbindung. Nach einer guten Stunde fanden die Techniker schließlich eine freie Fläche. Das Problem war gelöst.
Im Wildpark Sommerhausen sind rund 70 Menschen angestellt. Gut die Hälfte davon sind Menschen mit Beeinträchtigungen, die deswegen nicht voll belastbar sind.
„Der Kontakt zu den Tieren und den Besuchern tut den Angestellten gut.“
Thomas Dodenhof Leiter des Wildparks
„Wir legen großen Wert darauf, dass sie Hand in Hand mit unseren Mitarbeitern arbeiten können, die kein Handicap haben“, erklärt Thomas Dodenhof, der Leiter des Wildparks. Denn Inklusion würde erst dann einwandfrei funktionieren, wenn der Umgang zwischen Menschen mit und ohne Behinderung normal und selbstverständlich geworden ist, so Dodenhof weiter.
Im Wildpark Sommerhausen sind beispielsweise Menschen mit Depressionen beschäftigt, die mit der Belastung durch ihren alten Arbeitsplatz überfordert waren. Aber auch Menschen mit schwerer körperlicher und geistiger Behinderung. Je nach Grad der Einschränkung verrichten die Angestellten Küchendienst, Büroarbeit oder Tierpflege. „Der Kontakt zu den Tieren und den Besuchern tut den Angestellten gut. Viele Besucher wissen gar nicht, dass hier Menschen arbeiten, die eine Beeinträchtigung haben. Dieser natürliche Umgang und die Kommunikation sind enorm wichtig für unsere Mitarbeiter,“ so Dodenhof weiter.
Weil das Fernsehen da ist, dürfen auch die Zwerghasen und Kaninchen das erste Mal in diesem Jahr ins Freigehege. Tierpflegerin Alexandra hat ihre beiden Esel fest im Griff und beruhigt die aufgeregten Tiere mit einem Kuss auf die Blesse, als sich der Kameramann nähert. „Gut gemacht“, lobt Alexandra die Tiere und ist gespannt, was das Fernsehen daraus macht.
Der Beitrag lief im Fernsehen bereits am Abend der Aufzeichnung in der Frankenschau. Allerdings kann man ihn noch im Internet über die Mediathek des BR sehen unter www.br.de.