(st) Die höchste Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland für eine Gerbrunnerin: Katherina Holzheuer erhielt im großen Sitzungssaal der Regierung von Unterfranken das Bundesverdienstkreuz. Verdient hat sie es sich, weil sie sich seit mehr als 30 Jahren für die deutsch-tschechische Literatur einsetzt.
Irgendwie standen Bücher für Katherina Holzheuer immer im Mittelpunkt. Schon früh interessierte sie sich für sie, ging im Westteil von Berlin auf die Bibliotheksschule. Nach dem Abschluss 1965 landete sie bei einer Buchhandlung, die osteuropäische Literatur in deutsche Bibliotheken und sogar weiter in die USA verschickte. Mitten im Kalten Krieg.
In der Buchhandlung sollte Holzheuer, die im Rheinland aufwuchs, ein tschechisches Antiquariat aufbauen. Sie hatte von der Tschechoslowakei keinen Schimmer: „Eine Schreibmaschine, ein Stapel Bücher und ein Lager mit leeren Regalen – das war alles, was ich hatte“, sagt die Gerbrunnerin über ihre erste Begegnung mit tschechischer Literatur.
Das sollte sich ändern. 1966 war sie in Prag, erlebte die Aufbruchstimmung im Prager Frühling. Überall brodelte es. Holzheuer gewann eine Freundin. Und verlor ihr Herz an die tschechische Literatur.
Doch dann brach der Kontakt ab. Holzheuer heiratete und ging nach Würzburg. Dort leitete sie unter anderem bis 2001 die Stadtteilbücherei in Versbach.
Sie begann, Bücher deutschsprachiger Autoren aus Tschechien ab 1900 zu sammeln. Darunter so namhafte Schriftsteller wie Franz Kafka, Max Brod, Franz Werfel, Rainer Maria Rilke und Egon Erwin Kisch. Aber auch andere Autoren, die ausgewiesen und deren Bücher in der ÈSSR verboten wurden, die aber in westlichen Verlagen erschienen.
Holzheuer merkte, dass das deutsche Erbe in der Tschechoslowakei verleugnet wurde, ein ganzer Kulturzweig drohte, vergessen zu werden. Bis 1990 sammelte sie intensiv.
950 Werke vermachte sie dem Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren in Prag. Es wurde 2004 von Lenka Reinerová, der letzten Vertreterin deutschsprachiger Literatur in Prag gegründet. Das Haus sammelt laut Satzung nur Werke deutschsprachiger Autoren aus dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik und kümmert sich um die „Wahrnehmung und Wiederbelebung des Kulturerbes der deutschsprachigen Literatur aus den böhmischen Ländern.“
Holzheuer selbst hat das Ziel, „blinde Flecken in der Kultur der Stadt Prag aufzuhellen, die eine ganze Phase ihrer Geschichte leugnet.“ Für dieses Engagement erhielt sie nun das Bundesverdienstkreuz.
Gefreut hat sich Holzheuer sehr über die Verleihung, war aber etwas „verwundert und perplex“. Sie denkt, dass es ein bisschen Zufall ist, dass gerade sie den Verdienstorden bekommen hat.
Ehrenamtlich arbeitet Holzheuer als Schriftführerin des Gerbrunner Partnerschaftskomitees IGEP, das Kontakt zum tschechischen Èernošice hält. aber was noch wichtiger ist: Sie will den Weg des Prager Literaturhauses weiter intensiv begleiten.