Zum Jahreswechsel ist er als Direktor der Würzburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft ausgeschieden, wo er viel bewegt hat. Aber wo Bewegung ist, da gibt es auch Reibungsverluste, und so hatte sich der SPD-Mann Wolf aufgerieben vor allem mit der CSU und ihrer Oberbürgermeisterin Pia Beckmann, aber auch bei deren Vorgängern Zeitler und Weber hat er sich mit Kritik nicht gerade Freunde gemacht.
Dass Pia Beckmann als Aufsichtsratsvorsitzende der städtischen Werke das frühe Ende seiner Karriere betrieben hat, sieht Wolf heute mit Verständnis: "Sie hat mit mir nicht gekonnt, und ich wohl auch nicht mit ihr." Die Art, wie sein Ausscheiden öffentlich behandelt wurde, habe ihn und seine Familie schwer belastet, gesteht er. Doch heute sei er froh über den Schlussstrich, "und nachgetreten wird nicht".
Nun genießt Wolf seine wiedergewonnene Freiheit, vor allem an seinem Lieblingsplatz, dem Gartenteich seines Hauses in Rottenbauer. Nun hat er Zeit, als Unternehmensberater sein Wissen weiterzugeben und seine Hobbys zu pflegen, vor allem das Joggen und die Mundartkolumne ("Gustls Würzburch") für die MAIN-POST. Und er kann sich mit seinen drei Enkelkinder beschäftigen, in denen nun seine eigene Kindheit lebendig wird.
Geboren ist Herbert Wolf in Kahla in Thüringen, wohin die Kriegswirren die Familie verschlagen hatte. Anfang der 50er Jahre ging es zurück nach Würzburg zu den Großeltern in die Bohnesmühlgasse. Wolfs Jugend war, als wäre er Leonhard Franks "Räuberbande" entsprungen. Die Ruinen der Pleich waren für den Buben gefährlicher Abenteuerspielplatz und Feld für erstes Unternehmertum. Hier sammelte er zwischen dem Schutt Eisen, um es für harte D-Mark einem Alteisenhändler in der Gerberstraße zu verkaufen.
In die Pleicher Schule ist er gegangen, später in die staatliche Mittelschule für Knaben im Frauenland (heute Jakob-Stoll-Schule). Mathe und Physik waren nicht gerade seine Stärken, aber Deutsch und Geschichte - und Sport. In der TGW hat er Handball gespielt, wo Jörg Nowitzki, der Vater des Basketball-Stars Dirk Nowitzki, sein großes Vorbild war.
Seine Ausbildung machte Wolf bei der Finanzmittelstelle am Zwinger, der späteren Bezirksfinanzdirektion. Hier lernte er auch seine Frau Irmtrud kennen, die dort Chefsekretärin war. 1969 haben sie in Fährbrück geheiratet, drei Kinder haben die beiden.
Nach seiner Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt in Herrsching am Ammersee kam Wolf 1970 zur Liegenschaftsabteilung des Finanzamts Würzburg. Schon früh erwachte in ihm auch das Interesse für Politik. Wer etwas verändern will, muss sich sozial und politisch engagieren, hatte ihm der Vater mitgegeben.
"Zur OB-Wahl geh ich natürlich hin"
Ex-WVV-Chef Herbert Wolf
Schon in der Realschule hatte er sich in der gerade etablierten Schülermitverwaltung engagiert. 1963 trat er der ÖTV in Würzburg bei, wurde dort Jugendleiter, 1970 Vorsitzender des Landesjugend-Ausschusses. Der politische Aufbruch der jungen Generation, der Künstler, der Intellektuellen nach dem Ende der Adenauer-Ära brachte Wolf zur SPD, wo er in Willy Brandt seine große politische Leitfigur fand. 1978 kam Wolf für die SPD in den Stadtrat, wurde zwei Jahre später Vorsitzender der SPD-Fraktion, die damals noch 20 Köpfe zählte. Und dann kam der unruhige Sommer 1985.
Der damalige SPD-Oberbürgermeister Klaus Zeitler wollte Wolf als Nachfolger von Helmut Stumpf an der Spitze der Stadtwerke, doch das ging nur mit der CSU. So kam es zur Tandemlösung, und beide Fraktionsvorsitzenden, Herbert Wolf und Karl-Heinz Utschig, wurden zu Direktoren der WVV ernannt. Eine Welle heftiger öffentlicher Kritik brach los, in deren Folge die Stadträte Willi Dürrnagel und Hans-Otto von Truchseß der SPD-Fraktion und der Partei den Rücken kehrten.
Im Januar vor 20 Jahren haben die beiden Politiker ihr Amt in der Bahnhofstraße angetreten, Wolf zuständig fürs Kaufmännisches, Utschig für Technik. Sie haben viel bewegt in zwei Jahrzehnten und das Thema Umwelt zum Leitmotiv im Konzern gemacht. "Als wir erstmals Energiesparen förderten, haben sich unsere eigenen Leute an den Kopf gelangt", erinnert sich Wolf. In seine Amtszeit fallen die neue Rauchgasreinigung am Heizkraftwerk, die Entstickungsanlage am Müllheizkraftwerk, der Bau des Kompostwerkes und der Recycling-Anlage, zuletzt der Neubau der Gas- und Dampf-Turbine an der Friedensbrücke.
Unübersehbare Spuren hat das Duo beim Ausbau des Personennahverkehrs hinterlassen: Dass heute die Straßenbahn weitgehend auf eigenem Gleiskörper durch die Stadt kommt, ist ihr Verdienst, das sie sich gegen massive Widerstände erworben haben. Der zweigleisige Ausbau in der Mergentheimer Straße, der Bau der Linie 5 zum Heuchelhof, später die Verlängerung nach Rottenbauer gehören dazu.
Innovativ war das Duo bei der Bewirtschaftung von Parkplätzen durch die neue Stadtverkehrsgesellschaft. Dass man mit dem Parkschein kostenlos Bus und Straba fahren kann, war seinerzeit eine Novität in Deutschland. Mit der selbst entwickelten Park-Technologie ist die SVG heute weltweit im Geschäft.
Nun könnte Wolf also in Ruhe seinen Ruhestand genießen. Doch dort holt ihn ein Stück Vergangenheit ein: Zinsgeschäfte mit spekulativem Risiko, die unter der alten WVV-Leitung getätigt wurden. Wie dieses Thema von Politiker und Medien behandelt wurde, habe ihn sehr betroffen gemacht, sagt Wolf. Niemand frage heute, wie die WVV von diesen Geschäften profitiert habe. Ob der Verkauf der Titel zu Lasten der WVV zum jetzigen Zeitpunkt richtig gewesen sei, bleibe offen. "Aber das müssen andere verantworten."
Und dann steht da noch die Frage im Raum, ob der Ruheständler bei der Kommunalwahl 2008 als OB-Kandidat der SPD antritt. Zum Thema OB-Wahl hat Wolf eine schnelle Antwort: "Ja natürlich geh ich da hin", und der Schalk blitzt ihm aus den Augen.