Er bringt eine Menge Zeit mit, brennt darauf, Neues zu lernen, und er liebt das Tüfteln: Theo Brotzeller ist aus dem „Internetcafé von Senioren für Senioren“ nicht mehr wegzudenken. Wenige Monate, nachdem die Einrichtung vor 15 Jahren an den Start ging, stieß der ehemalige Berufsschullehrer zu dem Team, das sich damals noch im Ehehaltenhaus befand. Heute ist der Surf-Ort im St. Thekla-Heim der Caritas etabliert. Und Theo Brotzeller, der an diesem Montag 80 Jahre alt wird, hat dort regelmäßig Dienst.
Unweit der Innenstadt gelegen, ist das Internetcafé ein beliebter Treffpunkt für Senioren. Die meisten sind Stammgäste, doch zu fast jedem Treffen verirren sich auch Neulinge ins Cybercafé. Sieben Computer stehen zum Surfen, zum Schreiben und Scannen zur Verfügung, erzählt Theo Brotzeller, der jeden Dienstag im Café Dienst hat: „Wir hatten schon mal neun, doch immer mehr Leute kommen heute mit ihrem eigenen Laptop.“
„Mehr Helfer, damit wir künftig wieder an drei Tagen öffnen können.“
Theo Brotzellers Wunsch für das Senioren-Internetcafé
So wie Waldtraud Seubert, die sich, sieben Jahre jünger als Theo Brotzeller, immer gern neues technisches Wissen aneignet. Knapp zwei Jahre ist der tragbare Computer der Seniorin alt. Er solle sich das Gerät doch mal anschauen, bittet die Stammbesucherin ihren Bekannten Theo Brotzeller. Der fährt den Laptop rasch hoch. „Wie komme ich denn am schnellsten zu meinen Dokumenten?“ Ein paar Klicks, und Waltraud Seubert ist genau da, wo sie hinwollte. So einfach geht das! „Bei mir“, lacht die 73-Jährige, „war das immer viel komplizierter!“
Theo Brotzeller kümmert sich in seiner Funktion als „technischer Direktor“ des Internetcafés vor allem um Hardwareprobleme. Die Weihnachtsferien verbrachte er zum Beispiel damit, den Laptop der Einrichtung wieder auf Vordermann zu bringen. Nach automatischen Updates ging nämlich gar nichts mehr: „Der Computer hat absolut nicht mehr gewollt.“ Am 1. Januar endlich gelang es Brotzeller nach rund 20-stündiger Arbeit und über 220 Updates, das Gerät wieder ins Leben zu rufen, eine Schutzsoftware zu installieren und ein Backup zu machen.
Die Neuberts, ein älteres Ehepaar aus Würzburg, sind zum ersten Mal im Internetcafé. „Mein Mann wurde in einer Zeitschrift auf die Einrichtung aufmerksam“, erzählt Jutta Neubert. 72 Jahre ist ihr Mann alt, einen Computer hat er noch nicht. „Doch er interessiert sich sehr dafür“, erzählt seine Gattin, die ihn nach dem Einkaufen ins Internetcafé begleitete.
Während einer der zwölf Ehrenamtlichen Wolfgang Neubert die ersten Schritte hinein ins weltweite Netz erklärt, lässt Jutta Neubert die Atmosphäre auf sich wirken. Wie lebhaft es hier zugeht! Das hätte sie, die sich mit dem Telefon begnügt und keine Mails verschicken möchte, niemals gedacht.
Auch wenn Jüngere kaum noch ein Internetcafé besuchen, lieben es ältere Leute offensichtlich, gemeinsam alle Geheimnisse rund um Bits und Bytes zu ergründen. Doch es ist nicht nur die Geselligkeit, die das Interesse am Internetcafé auch im Smartphone-Zeitalter nicht abflauen lässt, erläutert Theo Brotzeller: „Senioren vergessen schnell.“ Was heute noch so schön nachvollziehbar war, erscheint binnen weniger Tage neuerlich als Böhmisches Dorf. Außerdem gibt es ständig neue Probleme, denn Rechner scheinen ein ausgeprägtes Eigenleben zu führen. Brotzeller: „Heute rief mich eine Besucherin an, weil die untere Leiste ihres Bildschirms plötzlich verschwunden war.“
Zum 80. Geburtstag schenkt man gerne Bücher mit abgeklärten Lebensweisheiten, Pralinen, einen wirklich guten Wein oder eine kleine Wochenendreise. Doch all das wird Theo Brotzeller an diesem Montag nicht von seinen Mitstreitern aus dem Internetcafé von Senioren für Senioren bekommen. „Wir schenken ihm ein Tablet“, verrät Herbert Schmidt, Initiator des Internetcafés und Gründungsmitglied des 2005 etablierten Trägervereins.
Zum Jubiläum des Internetcafés wiederum, das am 9. April gefeiert werden wird, wünschen sich Schmidt und Brotzeller vor allem eines: „Mehr Helfer, damit wir künftig wieder an drei Tagen pro Woche öffnen können.“
Das Internetcafé für Senioren im St. Thekla-Heim (Ludwigkai 12) ist dienstags von 9 bis 12 und mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eine Stunde Surfen kostet 2,50 Euro.