Nicht immer gingen frühere Generationen sorgfältig mit dem ererbten Kulturgut um: Die Fehler früherer Zeiten nicht zu wiederholen, war denn auch das Ziel der Ehrenamtlichen der Rimparer Kirchenverwaltung, als sie vor zwei Jahren die Restaurierung des 1888 rund um die Pfarrkirche errichteten, neugotischen Kreuzwegs in Angriff nahmen.
Nun erstrahlt er wieder im alten Glanz. Gemeinsam mit dem Präses, Franziskaner-Pater Maximilian, und den Kreuzbergwallfahrern, die hier traditionell auf dem Rückweg mittags eine letzte Station einlegen, wurde er mit einer Kreuzwegandacht eingeweiht.
Grabplatten des Fürstengeschlechts auf dem Schutthaufen
„Einige der 14 Stationen waren weitgehend marode und es hätte nicht mehr viel gefehlt, dass uns ein wertvolles Kulturgut verloren gegangen wäre“, berichtet Günther Wagenbrenner, der als Kirchenpfleger die Sanierung mit angestoßen hat. Das wäre nicht das erste Mal in Rimpar: So landeten 1850 beim Bau der Kirche St. Peter und Paul die kostbaren von Tilman Riemenschneider gefertigten Grabplatten des Fürstengeschlechts der Grumbachs auf einem Schutthaufen, der zur Entsorgung vorgesehen war. Aufmerksamen Bürgern war es zu verdanken, dass zumindest einige von ihnen gerettet wurden. Heute gehören sie in der Ritterkapelle zu den besonderen Sehenswürdigkeiten im Ort.
Wagenbrenner hofft zudem, dass der Kreuzweg nun wieder stärker in den Blick der Menschen gerät und als Ort der inneren Einkehr wiederentdeckt wird: Es sei sogar in Vergessenheit geraten gewesen, wann der Kreuzweg genau errichtet wurde, erzählt er. Erst im Zuge der Renovierung ist die Inschrift und die Jahreszahl „1888“ wieder deutlich zutage getreten. Dabei setzte der auf die Restaurierung von Kulturdenkmäler spezialisierte Steinmetz Petro Schiller aus Königsberg bei Haßfurt auf die Hilfe des Computers und ein spezielles Programm, mit dem er die Schrift entsprechend vergrößern, fehlende Buchstaben rekonstruieren und sie sorgfältig nachmalen konnte.
Bildstock Nummer 14 besonders stark beschädigt
Besonders arg betroffen war ausgerechnet der letzte Bildstock Nummer 14. Eingelassen in die Stützmauer zum Friedhofseingang, hatte ihn das Sickerwasser bereits schwer beschädigt und die Inschriften waren kaum noch leserlich. Als er ausgegraben wurde, zeigte sich, dass dahinter als Stütze ein Grabstein eingemauert war. Mit Hilfe der Gemeindearchivarin Helga Schömig gelang es, ihn einem in der Bretagne gefallenen Spähreiter aus dem Ersten Weltkrieg zuzuordnen. Auch dies ein kleines Stück Rimparer Geschichte.
Station 14 ist nun gemeinsam mit Nummer 13 wieder freistehend nahe seinem alten Standort an der Kirche aufgestellt. Wiederhergestellt wurden zudem die Sandstein-Gehäuse, die aus französischem Kalkstein gefertigten Reliefs wurden dagegen nur konserviert. So gibt es nun einige Stationen mit kopflosen Figuren. „Es weiß doch keiner mehr, wohin die Figuren genau geschaut haben oder ob sie mit oder ohne Bart waren“, erklärt Schiller den Gedanken des Denkmalschutzes, der auf Rekonstruktionen verzichtet.
25 000 Euro für Restaurierung gesammelt
Für die Ehrenamtlichen der Kirchenverwaltung bestand die Hauptaufgabe darin, die Kosten von insgesamt 25 000 Euro zusammenzubekommen: Nach einigen Bettelgängen stand zwar fest, dass das Amt für Denkmalschutz, die Unterfränkische Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und auch die Marktgemeinde Zuschüsse beisteuerten. Doch ohne eine Vielzahl von Spenden hätten die Rechnungen nicht bezahlt werden können.
Selbst am Tag der Einweihung ging Günther Wagenbrenner als unermüdlicher Spendensammler beim abschließenden Umtrunk mit einem Klingelbeutel aus der Kirche von Tisch zu Tisch, um mit dem Spruch „Ob es klingelt oder raschelt, ganz egal, es hilft uns weiter“ nochmals etwas Kleingeld einzusammeln. Auch verzichteten einige Mitstreiter bei ihrem runden Geburtstag auf Geschenke, um stattdessen um eine Spende für die Restaurierung der Kreuzwegstationen zu bitten.
Urenkel des Steinmetzmeisters bei Einweihung dabei
Auch die Errichtung des Kreuzwegs ging auf engagierte Bürger zurück. So sind die meisten Steine von einer Rimparer Familie gestiftet. Einer freute sich zudem ganz besonders über das gelungene Werk: Auch der Urenkel des Steinmetzmeisters Wendelin Benz, der die 14 Stationen 1888 geschaffen hat, nahm an der Einweihung teil: Für Aloisius Benz ist der Kreuzweg ein Stück Familiengeschichte. Sowohl sein Großvater als auch Vater hatten den Rimparer Steinmetzbetrieb fortgeführt. Noch immer trägt er stolz den über Generationen vererbten Ehering des Urgroßvaters an seinem Ringfinger.