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WÜRZBURG: Eine Achterbahn der Gefühle

WÜRZBURG

Eine Achterbahn der Gefühle

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    Eine unheimlich anmutende Szene: Eine junge Frau (gespielt von Christina Strobel) erwacht in einem ihr unbekannten Raum beobachtet von einem fremden Mann (Stephan Ladnar). Bei der Uraufführung von „Stück mit zehn Titeln“ an der Theaterwerkstatt Würzburg geht es um Angst und Zutrauen, Ablehnung und Annäherung.
    Eine unheimlich anmutende Szene: Eine junge Frau (gespielt von Christina Strobel) erwacht in einem ihr unbekannten Raum beobachtet von einem fremden Mann (Stephan Ladnar). Bei der Uraufführung von „Stück mit zehn Titeln“ an der Theaterwerkstatt Würzburg geht es um Angst und Zutrauen, Ablehnung und Annäherung. Foto: Foto: MARKUS RAKOWSKY

    Wilfried Happel, so ist zu lesen, hat das „Stück mit zehn Titeln“ Mitte der 2000er in Würzburg erdacht und ausgearbeitet. Was wäre also passender als die verzögerte Uraufführung einem Ensemble in dieser Stadt anzuvertrauen, das sich mit auffallenden Produktionen einen guten Namen gemacht hat? In der Theaterwerkstatt feiert das Zwei-Personen-Schauspiel eine begeistert aufgenommene Premiere, die mit wiederholtem Szenen- und anhaltendem Schlussapplaus bedacht wird.

    Der Autor (Jahrgang 65) hat ein quicklebendiges, fantasievolles Spiel für zwei entworfen, gespickt mit unkonventionellen Ideen und überraschenden Wendungen. Die Story ist ebenso unwirklich wie spannend, die Dialoge kommen frech, bissig, penetrant ruhig und ungehobelt hitzig daher. Befreiender Humor ist ordentlich beigemischt.

    Weinen und Lachen

    Eine junge, attraktive Frau erwacht auf dem Sofa in einem ihr unbekannten Raum, beobachtet von einem fremden, bieder wirkenden Mann um die Vierzig.

    Was ist geschehen? Hat er sie vorm Tod bewahrt, wie er behauptet? Oder hat er ihre Besinnungslosigkeit ausgenutzt? Aus dieser verwirrenden Situation entwickelt sich ein Wechselspiel von Angst und Zutrauen, Ablehnung und Annäherung, Weinen und Lachen. Regisseur Manfred Plagens hat die vielfältigen Facetten und Nuancen des Scripts sorgfältig frei gelegt und seinen beiden Akteuren nahe gebracht. Die Umsetzung der Anregungen auf der mit weißem Tuck ausgeschlagenen Bühne (Eve Sava, Sandra Schmidt, Max Tischler) unterstreicht die minutiöse Probenarbeit.

    Wendla, so der Vorname der Frau, wird auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt Christina Strobel meistert diese Herausforderungen dank ihrer schauspielerischen Kompetenz mit voller Hingabe. Sie wirkt dabei unverkrampft und meistert auch schwierige Übergänge mit selbstverständlicher Leichtigkeit. Urplötzlich ändert sich ihr Gemütszustand, ohne Anlass, ohne Auslöser mit wuchtigen oder sanften Folgen: Ohrfeige oder Streicheleinheit für Wendla, so der Nachname des Mannes! Sie gibt sich bissig, forsch und kämpferisch, reizbar und reizend mit ihrer bis zum Po reichenden Bluse mit wenig darunter.

    Er scheint davon weitgehend unberührt. Stephan Ladnar macht nicht den Draufgänger, keine Spur von Lustmolch, eher der Typ unbescholtener Langweiler. Aber in seinen beruhigenden, abwiegelnden Ton und seinem gemächliches Gebaren legt er eine feine Spur von Ironie und Süffisanz, zornige Ausbrüche eingeschlossen. Als verkannter Dramatiker bringt er den voll besetzten Zuschauerraum zum Toben mit der wundersamen, mit umwerfender Komik behafteten Vita eines Bademantels.

    Beide Schauspieler machen diesen Theaterabend zu einem höchst unterhaltsamen, sehenswerten Erlebnis.

    Weitere Aufführungen: bis 18. Februar auf dem Spielplan der Theaterwerkstatt Würzburg – immer Mi., Fr., Sa. um 20 Uhr sowie So. 19 Uhr.

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