Solch eine Dienstreisegenehmigung gibt's nicht jeden Tag. Barbara Shatry durfte nach Tokio fliegen – mit ausdrücklicher Genehmigung des Kultusministeriums. In Japan nahm die Lehrerin der Ochsenfurter Mittelschule am Weltkongress der Architekten teil. Zurück kam sie mit einem ersten Preis.
Wie war's in Tokio? Nach ihren persönlichen Eindrücken gefragt, antwortet Barbara Shatry äußerst zurückhaltend. Sie weicht aus. „Die Reise war für die Architekturvermittlung an Bayerns Schulen wichtig“, sagt sie. Abgesehen davon hatte die Grund- und Hauptschullehrerin auch gar nicht viel Zeit, sich die Stadt anzuschauen. An einem Sonntagnachmittag kam sie an, mittwochs ging's schon wieder zurück. Eine reine Dienstreise eben.
„Die Reise war für die Architekturvermittlung an Bayerns Schulen wichtig.“
Barbara Shatry Lehrerin
In Tokio hat Barbara Shatry am 24. Weltkongress der Architekten teilgenommen – eine Veranstaltung mit hoher Bedeutung für das Land. Was sich daran zeigt, dass das japanische Kaiserpaar, Tenno Akihito und seine Frau Michiko, den Kongress eröffneten. Auch bekannte Architekten und Künstler, wie Verpackungskünstler Christo, waren zugegen.
Wie's zu der Einladung nach Tokio kam? Zusammen mit ihrer Kollegin Sonja Leitsmann, sie ist Förderlehrerin an der Ochsenfurter Mittelschule, engagiert sich Barbara Shatry in der Landesarbeitsgemeinschaft Schule und Architektur, kurz LAG. Bayerische Lehrer arbeiten in diesem Netzwerk zusammen mit dem Ziel, das Thema Architektur fächerübergreifend den bayerischen Schüler näher zu bringen. So werden regelmäßig verschiedene Architekturprojekte durchgeführt, die auf die unterschiedlichsten Fachbereiche der Lehrpläne abgestimmt sind. So geht es beispielsweise um Stadtentwicklung, nachhaltiges Bauen oder die Schulhausarchitektur. Unterstützt wird die LAG von der Bayerischen Architektenkammer und dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus.
Die bayerische Art, Schülern Architektur zu vermitteln, überzeugte die internationale Jury, die in Paris tagte. Die Arbeitsgemeinschaft von mehr als 60 bayerischen Lehrern und Architekten bekam schließlich in Tokio den Golden Cubes Award verliehen. Stellvertretend für ihre Kollegen reiste Barbara Shatry in die japanische Hauptstadt. Insgesamt hatten über 300 Teilnehmer aus 19 Ländern ihre Wettbewerbsbeiträge eingereicht.
Wie diese ausgezeichnete Architekturvermittlung in der Praxis aussieht, können die Schüler der Ochsenfurter Mittelschule bereits seit einigen Jahren erfahren. 2005 wurde die Schule, noch unter dem damaligen Schulleiter Herbert Brenner, Schwerpunktschule für Architektur.
Derzeit ist Barbara Shatry mit ihrer Klasse 5 a gerade mitten in einem Steinzeitprojekt – sozusagen dem Anfang der Architekturgeschichte. „Die Kinder haben richtig Spaß daran, Steinzeitzelte zu bauen“, sagt Shatry. Denn der Bautrieb stecke in jedem.
Aber die Schüler feilen nicht nur an den Urbehausungen, im Deutschunterricht. Sie lesen gerade auch „Rokal, der Steinzeitjäger“ – eine Handlung des Höchberger Autors Dirk Lornsen. Im Physikunterricht geht es um die Wärmeleitfähigkeit von Stoffen, in Geografie ist das Klima am Ende der Eiszeit Thema. Ähnliche Beispiele gibt es auch in anderen Jahrgangsstufen. Die Sechstklässler gestalten gerade den Pausenhof neu. Rein theoretisch natürlich. Und beschäftigen sich parallel dazu im Sozialkundeunterricht mit Streitschlichtung.
Überzeugt, so Barbary Shatry, war die internationale Jury schließlich davon, dass bei all den Projekten die Schüler immer ein klares Ziel vor Augen haben und dieses auch konsequent verfolgen. „Und dafür haben wir internationale Hochachtung bekommen“, freut sich die Lehrerin.

Ausstellung: Die Steinzeitbehausungen der Klasse 5 a und die Ergebnisse des Projektes „Häuser, die zum Himmel wachsen“ – ein Projekt Barbara Shatrys mit Schülern den Klasse 6 a der Ochsenfurter Mittelschule – sind bis 28. März im Treffpunkt für Architektur, Herrnstraße 3, in Würzburg zu sehen.