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ESTENFELD/VIERZEHNHEILIGEN: Eine intensive Reise nach innen

ESTENFELD/VIERZEHNHEILIGEN

Eine intensive Reise nach innen

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    Wallfahrtsthema: Um die Problematik Asyl zu verdeutlichen, hatte die Estenfelder Pilgergruppe für ihr Gruppenbild zwei konkrete Figuren dabei, die symbolisch an den Umgang unser Gesellschaft mit Flüchtlingen erinnern sollen.
    Wallfahrtsthema: Um die Problematik Asyl zu verdeutlichen, hatte die Estenfelder Pilgergruppe für ihr Gruppenbild zwei konkrete Figuren dabei, die symbolisch an den Umgang unser Gesellschaft mit Flüchtlingen erinnern sollen. Foto: Foto: Stefan Polster

    42 Pilger aus Estenfeld hatten sich dieser Tage in Richtung Vierzehnheiligen aufgemacht, um getreu dem diesjährigen Wallfahrtsmotto „Dem Himmel entgegen“ die 92 Kilometer lange Fußstrecke zu bewältigen. Diese vier Tage erlebten viele als eine intensive Reise nach innen.

    In diesem Jahr wurden aktuelle gesellschaftliche Themen wie Kirche und Holocaust, die Vernichtung jüdischer Mitbürger und der Umgang mit Migranten in Deutschland und Europa mit eingebaut. Man ging der Frage nach, wie unsere Gesellschaft mit dem Thema Asyl umgeht. Gerade aktuell wird über dieses Thema in Würzburg wegen der Proteste iranischer Asylbewerber in vielen Medien berichtet.

    Aussichtslose Lage

    Vor allem wollten sich die Estenfelder Pilger die problematische Unterbringung in der Würzburger Kaserne vor Augen halten, in der fast 450 Menschen in oft aussichtsloser Lage leben müssen. Besonders gedachte man Mohammad Rahsepar, der sich aus Verzweiflung in der Würzburger Asylbewerberunterkunft das Leben nahm.

    Im zweiten wichtigen Meditationsabschnitt widmete man sich der jüdischen Würzburger Dichterin Marianne Dora Rein. Sie wurde 1911 in Genua geboren und lebte seit dem fünften Lebensjahr mit ihrer Mutter Hedwig in Würzburg. Am 27. November 1941 wurde sie mit dem ersten Würzburger Transport nach Riga deportiert und dort ermordet. Durch ihren Briefwechsel mit Jakob Picard wuchs Mariannes neuer Lebenssinn in einem durch Ausgrenzung und Verfolgung perspektivenlosen, lähmenden und leeren Alltag.

    Liebesgeschichte

    Zwischen Traum und Wirklichkeit, Illusion und Möglichkeit erschrieben sich die beiden eine Liebesgeschichte, die Fantasie blieb, bleiben musste, weil ihnen beiden als Juden Freiheit und Selbstbestimmungsrecht entzogen wurden. Anhand dieses Briefwechsels und mehrerer Gedichte wurde nicht nur dieses individuelle Schicksal einer jungen jüdischen Frau lebendig, sondern es wurden auch Begriffe wie Boykott, Ausgrenzung, Verfolgung, Emigration anhand des konkreten Schicksals verdeutlicht.

    Bereits am Donnerstag um zwei Uhr morgens machten sich die Pilger auf den Weg. Die Strecke führte sie über Kürnach und Seligenstadt nach Volkach. Von dort ging es dann über Frankenwinheim, Gerolzhofen und Hundelshausen bis nach Oberschleichach. Hier endete die erste Etappe nach 60 Kilometern Fußmarsch.

    Am Freitag waren nach einer kurzen Busfahrt nochmals 32 Kilometer zu bewältigen. Über Daschendorf, Rattelsdorf, Ebensfeld und Bad Staffelstein erreichte man die von Balthasar Neumann erbaute Basilika in Vierzehnheiligen um 13 Uhr. Unter Begleitung von Pater Ernst Fischer und dem Kirchenschweizer zog die Wallfahrtsgruppe feierlich in die Basilika ein.

    Für Freitag standen noch die Bußandacht und das allgemeine Wallfahrtsamt zelebriert von Pater Christoph Kreitmeier mit Lichterprozession rund um die Basilika auf dem Programm.

    Ein paar Blasen

    Am Samstag machten sich die Pilger um 7.40 Uhr wieder auf den Heimweg. Am Sonntagabend kamen sie wohlbehalten und teilweise mit ein paar Blasen versehen wieder in Estenfeld an.

    Der Pfarrgemeinderat und viele Freunde und Estenfelder begrüßten die zurückgekehrten Wallfahrer am neuen Friedhof und zogen gemeinsam zum Abschlusssegen in die Pfarrkirche St. Mauritius ein.

    Die Wallfahrt wurde wieder bestens von Helga und Lothar Wolz organisiert und vorbereitet.

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