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WÜRZBURG: Eine minimale Menge CO ist tödlich

WÜRZBURG

Eine minimale Menge CO ist tödlich

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    Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen müssen schnellstmöglich behandelt werden. Mangelnder Luftaustausch in Räumen kann ungeahnte Folgen haben.
    Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen müssen schnellstmöglich behandelt werden. Mangelnder Luftaustausch in Räumen kann ungeahnte Folgen haben. Foto: Foto: Carsten Rehder

    Eine unsichtbare, gasförmige Gefahr: Kohlenstoffmonoxid. Ein 14-jähriger Junge aus Heidingsfeld erlitt davon kürzlich eine Vergiftung: Der Jugendliche wurde von seiner älteren Schwester ohnmächtig in der Badewanne aufgefunden, befindet sich aber mittlerweile außer Lebensgefahr. Wie konnte es dazu kommen?

    Laut Kriminalpolizei wurde das Badezimmer mit Gastherme und Gasheizung erst im Sommer mit neuen, dichten Fenstern ausgestattet. Die Lüftungsschlitze der Türluftgitter waren mit Bademänteln verhangen, so konnte in Verbindung mit den dichten Fenstern kein Luftaustausch im Raum entstehen.

    „Der Fensterbauer muss normalerweise darauf hinweisen, dass neue Fenster Auswirkungen auf Heizungen im Raum haben können“, so Reinhold Noe, Obermeister der Kaminkehrerinnung Unterfranken. Er äußert sich weiter: „Dann sollte der Hauseigentümer den Kaminkehrer kontaktieren, denn laut Kehr- und Überprüfungsordnung muss nach Baumaßnahmen der sogenannte „Verbrennungsluftverbund“ neu geprüft werden. Diese Prüfung kann messtechnisch oder durch eine Funktionskontrolle der Feuerstätten erfolgen.“

    Gasheizungen funktionieren durch die Verbrennung eines Gasgemischs, also einer Reaktion aus beispielsweise Erdgas mit Sauerstoff. Ohne ausreichend Sauerstoff entsteht eine unvollkommene Verbrennung, die Gasheizung zieht ihre eigene Verbrennungsluft wieder ein und Kohlenstoffmonoxid entsteht.

    Der menschliche Körper nehme CO durch die Atmung auf und reagiere laut der Würzburger Feuerwehr zunächst mit Müdigkeit auf die Vergiftung. Der Betroffene schlafe ein, falle in Ohnmacht und wenn er nicht wie der Junge aus Heidingsfeld rechtzeitig gerettet wird, sterbe er. „Der Junge war 30 ppm Kohlenstoffmonoxid ausgesetzt, 35 ppm wären tödlich gewesen“, so Klaus Schlagmüller von der Berufsfeuerwehr. Der Zustand des Heidingsfelders konnte schließlich durch eine Behandlung in der Überdruckkammer stabilisiert werden. „Solche Unfälle geschehen in Deutschland nicht oft, in Unterfranken passieren Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen etwa zwei- bis dreimal im Jahr“, schätzt Kaminkehrer Reinhold Noe.

    Seit etwa zehn Jahren gebe es laut eines Mitarbeiters des Würzburger Heizungs- und Lüftungsbau Max Meister&Sohn die Vorschrift einer eingebauten Abgasüberwachung als Sicherheitsmaßnahme für Gasthermen oder -heizungen. Dieser Mechanismus schalte die Therme notfalls ab. Die Feuerwehr vermutet, dass die Gastherme im Heidingsfelder Badezimmer aufgrund ihres Alters noch nicht mit einer Abgasüberwachung ausgestattet war.

    „Zur eigenen Kontrolle kann einmal im Jahr ein Heizungs-Sanitär den Brenner reinigen“, empfiehlt der Installateur von Max Meister&Sohn. Außerdem seien die Türluftgitter wichtig für den Luftaustausch und sollten nicht verhangen werden.

    „Ein eigentlich dichtes Fenster kann durch einen Fensterfalzlüfter gezielt undicht gemacht werden, um ein Mindestmaß an Luftwechsel zu erreichen“, meint Reinhold Noe. Zwischen Fensterrahmen und Fensterflügel wird die Dichtung an einer Stelle mit dem Fensterfalzlüfter ersetzt. Außerdem sollten Räume regelmäßig gelüftet werden.

    Zur Abgaskontrolle kann man im Einzelhandel auch Messgeräte kaufen, mit denen sich der Kohlenstoffmonoxid-Anteil in der Luft überprüfen lässt. Außerdem gibt es Kohlenstoffmonoxid-Melder, die die CO-Konzentration in der Luft messen und gegebenenfalls Alarm schlagen. Reinhold Noe meint: „Ein CO-Melder hätte den Heidingsfelder Unfall sicherlich verhindern können.“

    Kohlenstoffmonoxid

    Kohlenstoffmonoxid (CO) ist ein farb-, geruchs- und geschmackloses Gas, das bei Verbrennungen entsteht. Im Körper unterbindet es den Sauerstofftransport im Blut. CO entsteht in einer Gasheizung, wenn der Brenner verunreinigt ist oder Frischluft im Raum fehlt. Es wird im Normalfall durch eine Abgasleitung in den Schornstein und somit ins Freie geleitet. Eine Konzentration ab 35 ppm ist für Menschen tödlich. Ppm bedeutet „parts per million“ und bestimmt den Anteil pro Million in der Luft.

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