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Würzburg: Einmal Leben und zurück: Der neue Tanzabend am Mainfranken Theater Würzburg feiert den Menschen als Gemeinschaftswesen

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Einmal Leben und zurück: Der neue Tanzabend am Mainfranken Theater Würzburg feiert den Menschen als Gemeinschaftswesen

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    In "Una de..." setzt sich Compagniemitglied Alba Valenciano López mit der Flamenco-Tradition ihrer spanischen Heimat auseinander.
    In "Una de..." setzt sich Compagniemitglied Alba Valenciano López mit der Flamenco-Tradition ihrer spanischen Heimat auseinander. Foto: Thomas Obermeier

    Der Titel klingt reichlich düster: "Bis dass der Tod uns scheidet". Dabei feiert der neue Tanzabend am Mainfranken Theater ganz eindeutig das Leben. Aber zu diesem gehört der Tod nun mal dazu. Fünf Choreografien durchlaufen, gleichsam im Zeitraffer, was mit uns passiert zwischen Geburt und Tod.

    Wir werden in diese Welt geworfen, versuchen herauszubekommen, wo wir hingehören. Oder besser: Wer mit uns zusammen sein will. Wer uns annimmt, vielleicht sogar liebt. Wir erkunden unsere Grenzen, kämpfen an gegen hinderliche Kräfte. Und strampeln uns frei. Oder auch nicht. Zum Schluss wird all unser Streben vergeblich gewesen sein. Oder auch nicht. 

    In "My Desert, My Rose" von Dominique Dumais stützen und stoßen die Figuren einander, fliehen und stellen sie sich, fliegen und fallen, trösten sie sich oder bleiben in ihrer Trauer einsam zurück.
    In "My Desert, My Rose" von Dominique Dumais stützen und stoßen die Figuren einander, fliehen und stellen sie sich, fliegen und fallen, trösten sie sich oder bleiben in ihrer Trauer einsam zurück. Foto: Thomas Obermeier

    Fünf in sich geschlossene Stücke, fünf komplett unterschiedliche Bewegungssprachen, und doch entsteht in diesen zweieinhalb Stunden (inklusive zwei 20-minütiger Pausen) im Kleinen Haus so etwas wie ein dramaturgischer Bogen. Ballettchefin Dominique Dumais eröffnet mit ihrem Quartett "My Desert, My Rose" (Debora Di Biagi, Christian Lavigne, Matteo Mersi, Alba Valenciano López).

    Die Arbeit "And So Am I" brachte Choreografin Neshama Nashman eine wichtige Nominierung ein

    Es geht um Gemeinschaft und Vereinzelung, um Werben und abgewiesen Werden, um Vertrauen und vielleicht auch Verrat. Zu den Klängen des Streichquartetts von Aleksandra Vrebalov und der wunderschönen Coverversion von "Sounds Of Silence" von Nouela stützen und stoßen die Figuren einander, fliehen und stellen sie sich, fliegen und fallen sie, trösten sie sich oder bleiben in ihrer Trauer einsam zurück.

    Zwei Personen, die sich wie ferngesteuert von merkwürdigen Kräften bewegen: Matisse Maitland und Maya Tenzer in "And So Am I" von Neshama Nashman.
    Zwei Personen, die sich wie ferngesteuert von merkwürdigen Kräften bewegen: Matisse Maitland und Maya Tenzer in "And So Am I" von Neshama Nashman. Foto: Thomas Obermeier

    Die Arbeit "And So Am I" hat der jungen Tänzerin und Choreografin Neshama Nashman eine Nominierung "Interessanteste Choreografin 2024" der Fachzeitschrift "tanz" eingebracht. Das Duett mit Matisse Maitland und Maya Tenzer ist in der Tat faszinierend: Zwei Personen, die sich wie ferngesteuert von merkwürdigen Kräften bewegen - aufeinander zu, gegeneinander, miteinander, voneinander weg. Der hörbare, fast schmerzhaft intensive Atem erinnert immer wieder daran, dass jeder Schritt aus der Fremdbestimmung, jede Annäherung, jede Befreiung, jedes Lachen eine bewusste Anstrengung ist.

    In "Una de..." setzt sich Compagniemitglied Alba Valenciano López mit der Flamenco-Tradition ihrer spanischen Heimat auseinander - witzig, vital und immer mit dieser rauen, kraftvollen Unterströmung, die nie vergessen lässt, dass das Leben auch ein Kampf sein kann. 

    "Emily's Room", ein poetisches Trio mit Debora di Biagi, Mirko Ingrao und Blai López Sánchez.
    "Emily's Room", ein poetisches Trio mit Debora di Biagi, Mirko Ingrao und Blai López Sánchez. Foto: Thomas Obermeier

    Ebenfalls Mitglied der Würzburger Tanzcompagnie ist Mirko Ingrao, der zum gleichnamigen Stück des italienischen Pianisten Ezio Bosso "Emily's Room" geschaffen hat, ein poetisches Trio mit Debora di Biagi, Ingrao selbst und Blai López Sánchez.

    Es geht auch hier um Beginn und Ende, Geburt und Tod, um innere und äußere Welten und die Verbindungen dazwischen, symbolisiert durch das geheimnisvolle Portal an der Bühnenrückwand. Zum Schluss verschmilzt das Trio zu einer Einheit, aus deren Mitte graue Asche auf die Bühne rieselt.

    Kevin O'Days Choreografie "Op Sha!" bildet den turbulenten, energiegeladenen, entfesselten Abschluss.
    Kevin O'Days Choreografie "Op Sha!" bildet den turbulenten, energiegeladenen, entfesselten Abschluss. Foto: Thomas Obermeier

    Kevin O'Days Choreografie "Op Sha!" bildet mit der ganzen Compagnie den turbulenten, energiegeladenen, entfesselten Abschluss zu den mal rasanten, mal zutiefst melancholischen Balkanklängen des Lemon Bucket Orchestra. Das Publikum erlebt Familien- und Volksfeste, sturzbetrunkene Männer, starke Frauen. Und zum Schluss auch wieder den einsam Zurückbleibenden, der mit den Hunden in der Ferne bellt.

    "Bis dass der Tod uns scheidet" ist einmal Leben und zurück, mal mit Höhen, mal mit Tiefen, immer aber mit der tiefen Sehnsucht nach irgendeiner Art von Miteinander. Das Publikum im vollen Saal jubelt nach jedem Stück, zum Schluss dann ausgiebig im Stehen.

    Die weiteren Vorstellungen: 5., 9., 11., 15. Februar, 29. März, 11. April, 16. Mai, 1. Juni. Karten: Tel. (0931)  3908-124, www.mainfrankentheater.de

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