Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

WÜRZBURG: Empfang für Menschen, die nach dem Krieg Trümmer wegräumten

WÜRZBURG

Empfang für Menschen, die nach dem Krieg Trümmer wegräumten

    • |
    • |
    Empfang im Wenzelsaal: „Ich war ein Trümmerkind", berichtete Alfred Seufert Bürgermeister Adolf Bauer. Bis die Behörden merkten, dass er erst 13 war, war er bei der Schutträumung in der Kaiserstraße eingesetzt.
    Empfang im Wenzelsaal: „Ich war ein Trümmerkind", berichtete Alfred Seufert Bürgermeister Adolf Bauer. Bis die Behörden merkten, dass er erst 13 war, war er bei der Schutträumung in der Kaiserstraße eingesetzt. Foto: Fotos: Patrick Wötzel

    In weniger als 20 Minuten legten englische Bomber am 16. März 1945 fast die komplette Würzburger Innenstadt in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau dauerte Jahrzehnte und begann mit dem Einsatz der Trümmerfrauen und -männer, die seit 2001 jedes Jahr mit einem Empfang im Rathaus geehrt werden.

    Natürlich waren es in der überwiegenden Mehrzahl Frauen, die zum Dienst mit der Schaufel herangezogen wurden. Viele Männer waren im Krieg gefallen oder noch in Kriegsgefangenschaft, „und viele haben auch beim Wiederaufbau ihrer Betriebe gearbeitet“, erläutert Helmut Försch von der Geschichtswerkstatt.

    „Viele Männer habe ich nicht gesehen“, bestätigt auch Annelore Helm. Sie ist heute 85 Jahre alt, hat den Bombenangriff des 16. März 1945 miterlebt und nicht viel später als 16-jähriges Mädchen mehrere Monate lang an sechs Tagen in der Woche von früh bis spät in der Kaiserstraße den Schutt in die Loren geschaufelt.

    „Alle aus Würzburg mussten schippen gehen, sonst hätten wir keine Essensmarken bekommen“, erzählt Annelore Helm: „Mittags kam die Gulaschkanone. Dafür waren wir dankbar, weil wir sonst kaum etwas zu essen hatten.“ Später arbeitete sie auf einem Kartoffelacker und in den Weinbergen, „das war auch kein Zuckerschlecken.“ Erst als sie einen Ausbildungsplatz fand, wurde sie vom Trümmerräumdienst befreit.

    Einer der wenigen Männer beim Empfang im Wappensaal war Alfred Seufert. „Ich war aber kein Trümmermann, ich war ein Trümmerkind“, betonte der heute 82-Jährige. Mit 13 Jahren war er sechs Tage lang ebenfalls in der Kaiserstraße im Einsatz, „bevor die von der Stadt gemerkt haben, dass ich noch keine 16 bin“.

    2,7 Millionen Kubikmeter Schutt mussten geräumt werden, über ein kilometerlanges Schienennetz wurden die Trümmer zum Main transportiert. Eine alte Loren erinnert am Alten Kranen als Denkmal an den jahrzehntelangen Wiederaufbau.

    Bürgermeister Adolf Bauer sprach den gut 60 Trümmerfrauen und -männern die Anerkennung der Stadt für ihre Leistungen aus. „Wir müssen denen dankbar sein, die vor uns die Arbeit getan haben. Sie haben dafür gesorgt, dass aus dem Grab am Main wieder eine der schönsten Städte Deutschlands geworden ist“, sagte Bauer.

    Im Wappensaal begrüßte er ganz besondere Gäste: Marilyn Kinnon, ihr Ehemann Paul und eine deutsche Freundin waren eigens aus London angereist. Marilyn Kinnon ist Lehrerin im Ruhestand und interessiert sich für Geschichte. „Diese Leidenschaft hat mich nach Würzburg geführt.“ Vor gut zehn Jahren entdeckte sie in einem Buch ein Foto von Trümmerfrauen bei der Arbeit im zerstörten Berlin: „Ich war überrascht und schockiert über das Schicksal dieser Frauen und wollte mehr über sie herausfinden.“

    Deshalb reiste sie nach Würzburg, um sich von den Frauen erzählen zu lassen, wie das Leben damals war: „Ich bewundere sie sehr und möchte herausfinden, wie sie die Kraft aufbringen konnten weiterzumachen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden