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GERBRUNN: Er hat in Gerbrunn den Bauhof und die Feuerwehr mit aufgebaut

GERBRUNN

Er hat in Gerbrunn den Bauhof und die Feuerwehr mit aufgebaut

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    Feiert 90. Geburtstag: Alfred Michel aus Gerbrunn, Ehrenkommandant und Ehrenbrandmeister.
    Feiert 90. Geburtstag: Alfred Michel aus Gerbrunn, Ehrenkommandant und Ehrenbrandmeister. Foto: Foto: Traudl Baumeister

    Freitag, 31. Juli, das ist nicht nur das Geburtsdatum von Alfred Michel, das ist auch das Datum des Großbrandes auf Gut Gieshügel in Gerbrunn im Jahr 1951. Dem einzigen Großbrand auf Gerbrunner Gemarkung, an den sich Michel erinnert. Nun feiert der gebürtige Sudetendeutsche 90. Geburtstag.

    Er weiß noch genau: Kurz nach dem verheerenden Feuer nahm sich der Sohn der Pächterfamilie das Leben. Damals lebte Michel mit seiner Frau Eleonore, einer Gerbrunnerin noch auf dem Gut. 19 Jahre lang arbeitete er dort als Schmied, beschlug Pferde, richtete hier und dort etwas. „Auf einem Hof und in einem Gemeindebauhof braucht man so jemanden unbedingt“, erzählt der bald 90-Jährige stolz, wie sein handwerkliches Geschick geschätzt war.

    Dass Michel nach Krieg und Gefangenschaft in Fort Knox in den USA – er war als 17-Jähriger eingezogen worden – überhaupt in Gerbrunn hängenblieb, daran war ein Schild am Würzburger Bahnhof schuld. „Arbeitswillige Helfer in der Landwirtschaft und für den Wiederaufbau gesucht“, stand darauf. Michel, der aus der Gefangenschaft entlassen unterwegs zu einem Kameraden in Weiden war, heuerte postwendend bei einem Gerbrunner Bauern an. Wenige Wochen später fand er die Anstellung auf Gut Gieshügel.

    Bis zu 300 Menschen lebten zu der Zeit auf dem Gut, erzählt er. Die meisten davor waren Flüchtlinge, die nur blieben bis sie Verwandte oder irgendwo eine Arbeitsstelle gefunden hatten. Andere blieben im damals etwa 1200 Seelen großen Gerbrunn, darunter Michel. Mit ihm arbeiteten auf dem Gut neben den landwirtschaftlichen Kräften ein weiterer Schmied, ein Schlosser und zwei Wagner.

    Gieshügel war zu der Zeit eine eigene kleine Welt – weit ab vom Dorf. Michel erinnert sich noch an die Geburt seines ersten Sohnes. „Da war ich schon Vater und wusste nichts davon.“ Erst der Milchwagenfahrer brachte schließlich die frohe Kunde mit. „Zuletzt blieb von den Handwerkern auf dem Gut nur ich übrig“, erinnert Michel sich weiter. Zuletzt, das war 1965, als die Südzucker AG neue Pächterin wurde.

    In diesem Jahr holte Bürgermeister Otto Fehrer Michel auch beruflich wieder „runter“, in den Ort selbst und gab ihm den Auftrag den gemeindlichen Bauhof aufzubauen. Gewohnt hat die kleine Familie seit 1953 schon im selbst gebauten Haus im Mühlweg, am damaligen Ortsrand. Bis zum Ende seines Arbeitslebens blieb der Jubilar Leiter des Bauhofs, legte dabei unter anderem die Wasserleitungen hoch in die Roßsteige und half beim Bau des Feuerwehrhauses mit.

    Überhaupt war die Feuerwehr viele Jahre die Leidenschaft des Neu-Gerbrunners. Eine, die langsam wuchs. Nach den Jugenderlebnissen musste man den ehemaligen Soldaten erst überreden, sich wieder einem Verein anzuschließen. „Nie wieder in eine Partei, das war damals eigentlich mein Wahlspruch.“ Feuerwehrler wurde er aber schließlich doch. Und von 1968 bis 1981 erster Kommandant, von 1961 bis Kreisbrandmeister und seit 1986 Ehrenkommandant. Die Feuerwehrleidenschaft vererbte er auch seinem mittlerweile einzigen Sohn (der andere starb 41-jährig). „Ich hatte die Feuerwehr, meine Frau ihren Garten“, sagt Michel, seit 15 Jahren Witwer.

    Bienenleidenschaft

    In den vergangenen Jahrzehnten nun wurden Bienen zu seiner Leidenschaft. „Die habe ich mir als Hobby aufgebaut, kurz bevor ich in den Ruhestand gegangen bin“, erzählt er. Zehn, elf Völker betreut der nun 90-Jährige heute noch.

    Ansonsten grämt er sich ein bisschen, dass heute „nicht mehr viel los“ sei mit ihm, dass er keine praktische Hilfe mehr sei. Wobei er immer noch ab und an einen Kuchen bäckt, so wie damals als Konditor in der Küche des amerikanischen Gefangenenlagers.

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