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KÜRNACH: Erhalt des dörflichen Charakters oder Veränderung?

KÜRNACH

Erhalt des dörflichen Charakters oder Veränderung?

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    Diskussionsbereit: Sie standen Rede und Antwort beim Diskussionsabend „Kürnach verbaut?“, (von links) Matthias Schrauth, Steffen Jodl, Erhard Reiniger, Thomas Eberth und Elmar Konrad.
    Diskussionsbereit: Sie standen Rede und Antwort beim Diskussionsabend „Kürnach verbaut?“, (von links) Matthias Schrauth, Steffen Jodl, Erhard Reiniger, Thomas Eberth und Elmar Konrad. Foto: Foto: Matthias Ernst

    Das Interesse war groß. Zusätzliche Stühle mussten aufgestellt werden, um allen Besuchern der Diskussionsrunde „Kürnach verbaut?“ einen Sitzplatz zu bieten. Die Ortsgruppe des Bund Naturschutz hatte dazu eingeladen, denn im Ort ist Unmut zu spüren. Auslöser der Empörung: die geplante Ausweisung eines Gewerbegebietes im Norden entlang der Staatsstraße 2260 und der Wü 26 in Richtung Seligenstadt.

    Um Rede und Antwort zu stehen kamen Bürgermeister Thomas Eberth, der Kreisgeschäftsführer des Bund Naturschutz Steffen Jodl, der Kreisvorsitzende des Bayerischen Bauernverbandes Elmar Konrad und Matthias Schrauth als Kürnacher Bürger. Geleitet wurde die Veranstaltung von Erhard Reisiger, dem Leiter der BN-Ortsgruppe Kürnach.

    Bürgermeister Eberth begründete die aus Sicht des Gemeinderates notwendige Gewerbegebiet-Erweiterung, da es derzeit fast keinen Platz für neue Gewerbeansiedlungen in der Gemeinde mehr gebe. „Mit unseren bisherigen Maßnahmen haben wir Unternehmen die Möglichkeit gegeben in die Zukunft zu investieren.“

    Derzeit sind 46 Hektar des Gemeindegebietes als Gewerbegebiet genutzt, jetzt sollen noch einmal 14,5 Hektar hinzu kommen. Zuviel, machte Steffen Jodl vom Bund Naturschutz deutlich. Insgesamt ist die Fläche Kürnachs 1228 Hektar groß. Außerdem würde bester Ackerboden für dieses Vorhaben geopfert, das neben einer großen Feldhamsterpopulation auch ein Vogelschutzgebiet für die vom Aussterben bedrohte Wiesenweihe vernichten würde.

    Elmar Konrad (Bayerischer Bauernverband) wies darauf hin, dass in Bayern in den vergangenen zwölf Jahren 2,6 Prozent der Fläche für die Landwirtschaft verloren gegangen sei. „Mittlerweile hat man erkannt, dass die Landwirtschaft auch aktiver Umweltschutz ist.“ Jeder Landwirt sorge sich um seinen Boden und sei sich seiner Verantwortung bewusst.

    Eine Herausforderung

    In einer längeren Präsentation zeigte der Bürger Matthias Schrauth die Entwicklung Kürnachs und seiner Bevölkerung auf. Der gebürtige Kürnacher sagte: „Kürnach steht jetzt vor einer zukunftsweisenden Herausforderung“. Soll es weiter den dörflichen Charakter behalten oder sich zu einem seelenlosen Konglomerat entwickeln? „Unsere Stärke ist das Dorf“ plädiert er für den Erhalt des bisherigen Charakters der auf gewachsenen Gemeinde mit heute 4925 Einwohner. „Das neue Gewerbegebiet steht den Zielen des integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) im Wege.“ Hier sei eindeutig von einer Stärkung des innerörtlichen Charakters die Rede und nicht von Zersiedelung durch neue Gewerbegebiete in Insellage.

    Bei der Fragerunde der Bürger wurde deutlich, dass sich viele Bürger mit der neuen Ausweisung nicht einverstanden erklären können. So fand es Michael Freimann bedenklich, dass alle Landwirte im Gemeinderat den Beschluss mitgetragen hätten. Dem schloss sich Martin Degenbeck an.

    Sieglinde Bayerl, zweite Bürgermeisterin, entgegnete dass die Lage von Kürnach der besondere Vorteil des Ortes sei und man die Standorte erhalten wolle. Und Matthias Heinrich sagte, dass ein Landwirt eigenen Grund verloren habe, weil in Kürnach sehr viel Fläche von Nichtbürgern in Besitz sei. Bayerl warnte, dass das Großkapital große Flächen aufkaufe und damit spekuliere.

    Den passenden Schlusssatz lieferte Leonhard Mantel: „Kürnach hat eine tolle Entwicklung genommen. Viele Fragen sind heute aufgeworfen und eine Diskussionsgrundlage ist geschaffen worden“. Die Gemeinde werde weiter „mit feinem Gespür die Geschicke lenken“, versprach Bürgermeister Thomas Eberth.

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