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Erst Zorn, dann Resignation

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Erst Zorn, dann Resignation

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    Helmut Fries will gefasst wirken; wie ein Profi eben. Doch man merkt, wie sehr ihn die Sache beschäftigt. Woher soll ein Schulleiter auch wissen, wie man sich in so einer Situation verhält? Kein Rektor übernimmt sein Amt mit dem Ziel, seine Einrichtung abzuwickeln. Doch genau das muss Helmut Fries jetzt tun.

    Und er erzählt von dieser Belastung nicht ohne unbeabsichtigten Galgenhumor. Vor einigen Wochen, so sagt er, seien schon Leiter anderer Schulen bei ihm gewesen: "Die haben geguckt, was sie für ihre Schule von uns noch brauchen können."

    Nicht im Groll gehen

    Helmut Fries will nicht im Groll gehen. Auch das Abschiedsfest der Schule am 24. Juli soll bloß keine Trauerfeier werden. Man wolle sich an die schönen Momente zurückerinnern. Doch leicht fällt ihm und seinen Kollegen das nicht.

    "Die wissen noch nicht, wo sie ab dem kommenden Schuljahr eingesetzt werden", beschreibt der Rektor die Situation der Lehrerinnen und Lehrer. Trotzdem: Das Abschiedsfest soll toll werden. "Wir wollen nicht sang- und klanglos untergehen. Die Leute sollen nach diesem Fest sagen: Wahnsinn! War das eine tolle Schule."

    Seit Wochen schon wird das Fest vorbereitet. Es soll eine ökumenische Feier geben, der Schulleiter und auch die Kollegen sollen offiziell verabschiedet werden. Anschließend gibt es etwas zu essen, danach viel Programm. Eine ehemalige Handballmannschaft des Jahrgangs 1981/82 will gegen eine Auswahl der Hauger Schule antreten, die einstige Schülerband "Crazy Devils" erlebt an diesem Tag ein kurzes Revival - und viele ehemalige Schülerinnen und Schüler sollen beim Abschiedsfest zugegen sein. Das wünscht sich zumindest Rektor Helmut Fries.

    Im Lehrerzimmer der Schule hängen Zeitungsausschnitte aus den 60er Jahren: "Stift Haug bekommt eine Schule" titelte die MAIN-POST, nachdem Stadtrat und Regierung grünes Licht für den Neubau gaben.

    Helmut Fries kam vor acht Jahren an die Hauger Volksschule. Damals gab es noch mehr als 250 Schüler in allen neun Klassenstufen. Heute sind es gerade mal 140 Schüler in nur sechs Klassen. Eine erste, zweite und fünfte Klasse gibt es gar nicht mehr. "Das sind natürlich ganz gewichtige Argumente für eine Schließung", räumt Rektor Fries ein. Was ihn und sein elfköpfiges Kollegium wurmt, ist die Tatsache, dass man der Schule im Herbst 2003 nochmals Mut gemacht hat. Um die drohende Schließung abzuwenden, hatte das Kollegium ein Konzept ausgearbeitet. Die Hauger Schule und die Christophorus-Schule für behinderte Jugendliche, die seit zehn Jahren zusammenarbeiten, wollten eben diese Kooperation verstärken.

    Die Hauger Schule wollte eine Erlebnis-, eine Angebotsschule werden und ihr Profil mehr herausstellen: "Sich wohl fühlen und etwas leisten" wurde zum Wahlspruch gemacht.

    Die Regierung und das Schulamt waren von dem Konzept angetan. Umso härter traf Helmut Fries im Dezember die Nachricht von der unabwendbaren Schließung der Schule. Betroffenheit, Zorn, Unverständnis und schließlich Resignation machte sich unter den Lehrkräften breit. "Für mich ist das eine schwer zu ertragende Situation", sagt Fries: "Ich gehe in den frühzeitigen Ruhestand und weiß, dass diese Schule nicht mehr weiterleben wird." Seine Schüler werden auf die umliegenden Schulen verteilt, die Grenzen des Schulsprengels neu gezogen.

    Unterschriften halfen nicht

    Was mit dem Gebäude passiert, das weiß Helmut Fries nicht. Es soll wohl eine Übergangsphase geben, in der die Räumlichkeiten vom Riemenschneider- und Siebold-Gymnasium genutzt werden sollen. Die Christophorus-Schule indes wird in der Hauger Schule nicht mehr zu Gast sein. Denn die integrativen Angebote der Hauger Schule, das Miteinander von Kindern mit und ohne Behinderung, sind passé. Da half auch die Unterschriftensammlung nichts mehr, die Fries' Schüler vor zwei Monaten gestartet hatten: "Die wollen ihre Schule nicht hergeben."

    Doch das bayerische Schulgesetz will es anders. Es schreibt ausdrücklich vor, dass Schulen, "die nicht mehr alle Jahrgangsstufen umfassen", aufzulösen sind. Emotionen für eine Schule? Dafür ist im Gesetz kein Platz.

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