Zinseszinsen, Aktien, Derivatehandel, – spätestens seit der Finanzkrise sind ökonomische Begriffe und Fragestellungen zurückgekehrt in unseren Alltag. Die „Gesetze des Marktes“ greifen immer stärker in unsere gesellschaftliche Verfasstheit über.
Wie konnte es soweit kommen? Und was stand am Anfang dieser Entwicklung? In Ulf Schmidts Aufklärungs-Revue „Schuld & Schein“ geht die Würzburger Theaterwerkstatt diesen Fragen höchst unterhaltsam auf den Grund.
In einer rasanten Szenenfolge erzählt der Text eine kurze Geschichte des Geldes und des Geldwesens. Was auf den ersten Blick wie öde und spröde Wirtschaftskunde anmuten mag, entpuppt sich in der ironisch-griffigen Inszenierung von Thomas Lazarus als anschauliche, allgemein verständliche und kurzweilige Einführung in den zentralen Gegenstand des Finanzwesens. Aufklärung im besten Sinne also, und durch die für die Würzburger Inszenierung neu zusammengestellten Songs zum Thema zugleich mit hohem Unterhaltungswert.
Die von Andreas Albiez (Klavier) und Benedikt Issing (Percussion) begleiteten und vom Ensemble live interpretierten Lieder – von Udo Lindenbergs „Club der Millionäre“ und Georg Kreislers „Der Euro“ bis zu „Money, Money, Money“ von Abba und „Um die Welt“ von Cro – illustrieren die auf sieben Personen verteilte Szenenfolge.
Konstantin Wappler gibt als namenloser Anleger den tumben Tor des immer neu zur Kasse gebetenen Verbrauchers. Ständig lassen sich Stephan Ladnar und Benedict Friederich als Banker neue, undurchschaubarere Produkte einfallen, um ihm als Kunden sein Geld aus der Tasche zu ziehen, und es an Kreditnehmer (Albiez) oder die gierigen Anteilseigner (Angelika Flagner) weiterzureichen. Beleuchtet werden zudem die dubiose Funktion der Zentralbanken (Issing) und der staatlichen Institutionen in Gestalt der Frau Kaiser (Angela Leupold/Christina Strobel), die sich der Macht der Privatbanken zunehmend unterwerfen.
Nicht beantwortet wird die Frage, was anstelle des bestehenden Geldsystems treten könnte. Doch allein das Geld vom Sockel seiner Heiligkeit zu stoßen ist ein gelungenes Anliegen von Stück und Inszenierung.
Aufführungen: bis 24. Juni, mittwochs, freitags, samstags, sonntags. Karten: Tel. (09 31) 5 94 00.