„Es ist der Wahnsinn, was bei uns abgeht,“ sagt Florian Blassauer. Er steht mit Simon Hersam an der Spitze der Vereinigung, die sich „Jugendraum Stalldorf“ nennt.
Die zirka 15 Stalldorferinnen und Stalldorfer zwischen 16 bis 24 Jahren warten nicht darauf, dass „irgendwo was los ist.“ Sie sorgen ideenreich und tatkräftig für eine gute Gemeinschaft ebenso wie für den Zusammenhalt der Jugendlichen untereinander.
Derzeit läuft zum Beispiel die Saftpress-Aktion auf vollen Touren. Der Hauptakteur bei dieser nicht alltäglichen Art von Freizeitbeschäftigung ist Daniel Lutz. Der 24-Jährige ist von Beruf Bank-Fachwirt und nebenbei, wie ihn seine Kumpel nennen, „Brauchtumspfleger.“
Die uralte fahrbare Obstpresse hat der Landwirtssohn ebenso vor dem Verschrotten gerettet wie das ebenfalls sehr alte Schnitzelgerät, ein sogenannter Muser. Dieses Gerät stammt aus dem Fundus des Gaukönigshöfer Günter Klippel, der im Vorjahr sein Bauernmuseum aufgegeben hat.
Während Mona, Linus, Milan und Felix, die bei den Großeltern zu Besuch sind, den süßen Saft probieren, erzählt Daniel von seiner Liebhaberei zu historischen Geräten. Neben der ausgedienten Dreschmaschine steht auch ein 70 Jahre alter Bulldog in einer Halle auf dem weitläufigen Anwesen.
Da der Vater Bruno Lutz die Liebe zu Maschinen und Geräten aus längst vergangen Tagen teilt, wird wohl Daniel seinen Traum von einem eigenen Bauernmuseum eines Tages verwirklichen können.
Bis dahin wird allerdings noch jede Menge Saft aus der Presse fließen. Von den zirka 520 Litern Apfelsaft sind schon etliche Liter, süß oder als Bremser im Jugendraum getrunken worden.
Eine größere Menge macht Daniel durch Erhitzen haltbar und füllt sie in spezielle Behälter ab. Für den Ausbau von Most, dem Getränk dass früher in kaum einem Haus gefehlt hat, ist Bruno Lutz zuständig.
Den Most, der ziemlich säuerlich schmeckt, mischen die Jugendlichen mit Cola. Laut Florian schmeckt das Getränk prima. Und wie er mit einem Grinsen sagt „man kriegt davon auch kein Kopfweh.“
Daniel und Florian, die an der Obstpresse Unterstützung von Matthias Wiehl bekommen, haben bereits ein neues Projekt im Hinterkopf. „Als nächstes brauen wir in dem Kessel dunkles Kellerbier“ erklärt der „Brauchtumspfleger.“
Und wenn das nicht gelingt? Kein Problem für die Stalldorfer Jugend: Dann wird, wie Daniel Lutz scherzhaft sagt, eben Whisky daraus gemacht.