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WÜRZBURG: Evangelisch-methodistische Kirchengemeinde wird 125 Jahre alt

WÜRZBURG

Evangelisch-methodistische Kirchengemeinde wird 125 Jahre alt

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    Am Samstag, ab 18 Uhr, findet ein Abend der Begegnung statt. Ein Gespräch zum Geburtstag und zur Situation der evangelischen Freikirche mit Pastor Andreas Jahreiß. Der 42-Jährige leitet die Gemeinde seit 2008.

    Frage: 125 Jahre EmK in Würzburg. Das Jubiläum steht unter dem Motto „. . . mit Herz, Hand und Verstand“. Was bedeutet das?

    Pastor Andreas Jahreiss: Für unser Glaubensverständnis als Methodisten gehören diese drei Dinge zusammen. Beim Glauben ist immer auch Gefühl dabei. Emotionen spielen eine Rolle. Aber Glauben muss auch praktisch spürbar werden für uns und für andere, muss in Taten umgesetzt werden, deshalb die Hand. Und als Drittes: Der Verstand, den uns unser Gott gegeben hat, der ist ein ganz wichtiger Teil unseres Glaubens, unseres Lebens und unseres Handelns. Ohne den Verstand kann ich mir Christsein nicht vorstellen.

    Die Anfänge 1885 waren schwierig. Die Teilnehmer der ersten Versammlungen wurden verspottet oder gar angefeindet, der erste methodistische Prediger wurde vom lutherischen Dekan als „Sektierer und Eindringling“ bezeichnet. Wie kann man sich diese Situation erklären?

    Jahreiss: Die Anfänge waren deshalb schwierig, weil im damaligen Deutschen Reich die Allianz von Thron und Altar noch eine Selbstverständlichkeit war. Zum Beispiel war der katholische König von Bayern Oberhaupt der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern. Alles, was nicht zu den drei großen Gruppierungen gehörte – römisch-katholisch, evangelisch-lutherisch oder -reformiert – war ein Eindringling und wurde bekämpft. Hinzu kam die Tatsache, dass die methodistischen Aktivitäten erfolgreich waren, besonders unter evangelischen Christen. Die Leute brauchten anscheinend etwas mehr, als die Pfarrer damals von den Kanzeln verkündigten. Glaube wird sehr persönlich, er wird praktisch, das war das Neue, was die Methodisten predigten.

    Heute hat sich die Situation komplett gewandelt. Jüngst, beim Abschlussgottesdienst des ökumenischen Kirchentages, stand die oberste deutsche Methodistin, Bischöfin Rosemarie Wenner, neben dem katholischen Erzbischof Robert Zollitsch und dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland Nikolaus Schneider. Welche Bedeutung hat für Sie die Ökumene?

    Jahreiss: Eine sehr hohe. Am Anfang des Methodismus stand nie die Aussage, „wir wissen es theologisch besser“, sondern „wir wollen es anders umsetzen“. Es ist wichtig, dass die christlichen Kirchen miteinander im Gespräch sind, dass sie sich nicht bekämpfen, sondern nach außen als der eine Leib Christi auftreten. Zum Beispiel auch dann, wenn es um die zunehmende Zahl von verkaufsoffenen Sonntagen geht. Da müssen die Kirchen zusammenstehen und sagen: Wir respektieren gewisse geschäftliche Interessen, aber es gibt für uns ganz klar Grenzen.

    Wie sehen Sie die Rolle der Evangelisch-methodistischen Kirche als kleine Freikirche mit knapp 60 000 Mitgliedern in der Familie der christlichen Kirchen?

    Jahreiss: Es gibt in Bayern rund 3500 Methodisten. Angesichts dieser überschaubaren Zahl werden wir in der Ökumene sehr gut wahrgenommen. Vielleicht liegt es daran, dass wir versuchen, Brückenbauer zu sein. In beiden großen Lagern, im katholischen wie auch im evangelischen, finden wir Dinge, die uns vertraut sind, die Teil unseres Glaubens sind. Da können wir vermitteln.

    Wenn Sie jemandem, der nicht viel mit Kirche zu tun hat, erklären sollten, was die Methodisten unterscheidet von anderen evangelischen Kirchen, welche drei Dinge würden Sie zuerst nennen?

    Jahreiss: Das erste ist das Prinzip der Freiwilligkeit. Auf den Punkt gebracht: Wenn ich aus der evangelisch-lutherischen Kirche austreten will, muss ich das sagen. Wenn ich in die Evangelisch-methodistische Kirche eintreten will, muss ich das sagen. Niemand wird bei uns automatisch Mitglied. Als zweites kommt die hohe persönliche Verknüpfung in und zwischen den Gemeinden, nicht nur in Bayern sondern weltweit. Und das Dritte: Wir müssen unsere Finanzen selbständig regeln. Wir verzichten als Kirche auf unser Recht, Kirchensteuer zu erheben. Methodisten geben allerdings im Durchschnitt ein Vielfaches von dem, was sie an Kirchensteuer zahlen müssten.

    Was prägt die EmK ganz konkret hier vor Ort in Würzburg. Wie würden Sie das Profil der Gemeinde beschreiben?

    Jahreiss: Wir sind fromm, aber wir sind auch weltoffen. Das gehört für uns zusammen. Was prägend ist für unsere Würzburger Gemeinde, das ist sicher die Hauskreisarbeit. Wir haben fünf Hauskreise, in denen sich insgesamt bis zu 50 Menschen treffen, gemeinsam beten, singen, die Bibel lesen und sich über Probleme und Fragen ihres Lebens austauschen. Das wird von allen als sehr gut empfunden. Und vor knapp einem Jahr haben wir auch noch eine Pfadfindergruppe gegründet. Das ist neu, und das wächst.

    Der Methodismus

    Die Wurzeln des Methodismus liegen im England des 18. Jahrhunderts. Eine Studentengruppe in Oxford wurde wegen ihres systematischen Bibelstudiums und Lebensstils spöttisch als „Methodisten“ bezeichnet, darunter die Brüder John und Charles Wesley. Beide wurden anglikanische Priester und begründeten nach einem Bekehrungserlebnis 1738 eine Erneuerungsbewegung innerhalb der anglikanischen Kirche. Den Namen „Methodisten“ behielten sie bei.

    Die Evangelisch-methodistische Kirche ist mit 20 Millionen Mitgliedern die stärkste der methodistischen Kirchen. Insgesamt werden über 70 Millionen Christen zur methodistischen Bewegung gezählt. In der Bundesrepublik sind es knapp 60 000. 1850 brachten Rückkehrer aus den USA als Wanderprediger den Methodismus nach Deutschland.

    Die Würzburger Gemeinde wurde 1885 gegründet, das heutige Kirchengebäude am Friedrich-Ebert-Ring 39 wurde am Palmsonntag 1957 eingeweiht. Derzeit zählt die Gemeinde 160 Mitglieder. Internet:

    www.emk.de

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