Von Anfang an war Siegfried Scheder mit dabei. Der Diplom-Restaurator kennt sich mit alter Bausubstanz aus und steht den Bauherren mit Rat und Tat zur Seite. Zuerst musste er herausfinden, wie alt das Haus überhaupt ist. Nach langem Suchen fand er zwei vollständig erhaltene Balken für eine dendrochronologische Untersuchung. Anhand der Jahresringe im Holz wurde erforscht, wann die Bäume geschlagen wurden. Für den vorderen Teil des Hauses wurde die Jahreszahl 1462 ermittelt, für den hinteren das Jahr 1473.
Wer das Haus errichten ließ, bleibt im Dunkeln der Geschichte. Siegfried Scheder glaubt aber, dass hier ganz zu Anfang eine Handelsware umgeschlagen wurde, und zwar von einem ziemlich wohlhabenden Menschen. „Das Erdgeschoss wurde aus Stein erbaut, es gibt einen Gewölbekeller und eine ziemlich große Handelszone“, erklärt der Restaurator. In der Barockzeit, um 1710, wurde das Haus grundlegend umgebaut.
Fachwerk eingezogen
Anstelle der schon erwähnten Erschließung des Obergeschosses über eine Diele trat ein langer Gang, der sich von der Eingangstür durchs Haus zog. Längswände aus Fachwerk wurden eingezogen, die Fassade abgetragen, die Dachform geändert.
Seit 1615 sind die Besitzer des Anwesens dokumentiert. Der Wirt Johannes Rummel kaufte damals das Haus. Im Laufe der Jahrhunderte gehörte es Tuchmachern, Rotgerbern und einem Postverwalter, ab 1824 einem Metzger und ab 1873 einem Gastwirt und Metzger. 1896 kamen die Vorfahren von Andreas Büchold ins Spiel: Sein Ur-Ur-Großvater Josef Fröhlich erwarb das Anwesen und betrieb dort eine Metzgerei mit Gastwirtschaft. 2010 gab Liselotte Büchold, die die Weinstube Fröhlich zusammen mit ihrem Mann Kurt jahrzehntelang geführt hatte, den Betrieb auf.
Lange Sanierung
Jetzt zieht der Sohn mit seiner Familie dort ein. Die Sanierung hat länger gedauert, als geplant. Aber das, erklärt das Ehepaar Büchold gut gelaunt, sei eben so bei alten Häusern. Einer der beiden Dachstühle war so marode, dass er quasi neu gebaut werden musste. Dann brannte es mal im Keller, und wieder wurden Bücholds in ihrem Zeitplan zurück geworfen. An wie vielen Wochenenden Eva und Andreas Büchold sowie sein Bruder Ralf an den alten Balken kratzten und Lehmverputz von den Wänden schlugen, kann heute niemand mehr sagen.
„Die Zusammenarbeit mit den Denkmalschutzbehörden hat gut funktioniert“, sagt Andreas Büchold. Immerhin ist das Gebäude als Einzeldenkmal eingestuft. Für eine große Küche durften zwei barocke Wände herausgerissen werden. Dafür ist andernorts viel historische Bausubstanz erhalten geblieben, die sowohl in den Büroräumen im Erdgeschoss wie auch in der darüber liegenden Wohnung zum Teil sichtbar bleibt.
Büro in der Gaststube
In der ehemaligen Gaststube, wo IT-Dienstleister Andreas Büchold nun sein Büro eingerichtet hat, ist sogar eine ganze Abfolge von Bauphasen zu sehen: Nachdem die niedrige Wirtshausdecke entfernt worden war, kam eine barocke Stuckdecke zum Vorschein, unter der wiederum eine spätgotische Balkendecke steckte.
In Bereichen des Hauses, die von der Straße kaum sichtbar sind, durften die Bauherren sogar größere Glasfronten und eine Art Wintergarten verwirklichen. Und zur Badgasse hin wurde eines der großen barocken Fenster modern verglast.
In den oberen Räumen haben die Bücholds alte Materialien wiederverwertet. Der alte Lehmputz wurde mit Wasser vermischt und wieder aufgetragen. Als Geduldsspiel entpuppte sich aber vor allem die Isolierung, die Eva und Andreas Büchold selbst an den Wänden anbrachten. Die Kalziumsilikatplatten mussten für jede Ecke extra zurecht geschnipselt und eingepasst werden – „Tetris für Bauherren“, amüsiert sich Andreas Büchold. Was das Ganze gekostet hat, möchte der Hausherr lieber nicht verraten. Er sagt nur, dass man davon mehrmals hätte bauen können. Die Sanierung war deshalb auch nur mit Hilfe verschiedener Fördermittel möglich. Einen Teil haben Stadt und Bezirk über die Altstadtsanierung beigetragen, einen anderen Teil das Denkmalamt und die bayerische Landesstiftung. Außerdem können die Sanierungskosten steuerlich geltend gemacht werden.
„Eigentlich ist das eine Bilderbuchförderung“, ergänzt Siegfried Scheder. „Eine Familie mit drei Kindern zieht samt Betrieb in den Altort.“ Im August will die Familie einziehen und freut sich schon auf das neue Leben im alten Haus. „Wir sind zufrieden“, sagt Eva Büchold.