Die letzte Begegnung zwischen Hans Jochen Vogel und Willy Brandt: Vogel streichelt den bettlägerigen Brandt zum Abschied sanft über die Stirn. Und der Ex-Kanzler bedankt sich bei seinem Freund Hans Jochen für alles. Zwei Wochen später stirbt Willy Brandt. 18 Jahre ist das nun her. Eine Ausstellung in der Neubaukirche erinnert nun an das politische Leben des Friedensnobelpreisträgers.
Willy Brandt ist noch immer in den Köpfen und Herzen vieler Menschen präsent. Vor allem auch viele junge Leute kamen zur Eröffnung einer Willy-Brandt-Ausstellung am Dienstagabend in die Neubaukirche. Hier sind bis 21. Oktober 70 Stelltafeln mit über 500 aussagekräftigen Fotos, reproduzierte Briefe, persönlichen Notizen und Erinnerungen an den ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler ausgestellt. Die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung hat all die Materialen zusammengetragen.
Hans Jochen Vogel, ehemaliger SPD-Vorsitzender, Kanzlerkandidat, Fraktionsvorsitzender, erinnerte an einen der „großen Deutschen“ des 20. Jahrhunderts. Willy Brandt war ihm über Jahrzehnte hinweg Ratgeber, Mahner, Gefährte und Freund. Und noch heute fühlt er sich ihm verbunden. Rührend sprach Vogel über Brandts Tod, der ihm sehr nahe ging. Dabei würdigte er die Vorstellungen von Solidarität und Gerechtigkeit sowie das weltweite Ansehen des ersten sozialdemokratischen Bundeskanzlers.
Vogel erinnerte aber auch an Brandts Besuche in Würzburg. In den Jahren 1972, 1980 und 1982 sprach Brandt bei Wahlveranstaltungen in der Domstadt. Und was viele nicht wissen: 1968 war Willy Brandt auf der Frankenwarte zu den ersten deutsch-polnischen Informationsgesprächen.
Die Ausstellung in Würzburg wird organisiert von der Gesellschaft für politische Bildung. Deren Vorsitzender Walter Kolbow freut sich, dass die Wanderausstellung auch in Würzburg zu sehen ist und bedankte sich bei der Universität für die Unterstützung. Margareta Götz, Vizepräsidentin der Universität, sprach von einer ermutigenden Botschaft, die von dieser Ausstellung ausgehe. Nämlich, dass politische Systeme veränderbar sind. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake – sie war 17 als Brandt zum Kanzler gewählt wurde – erinnerte sich an ihre Faszination für Willy, von dem „ein mutiger Kampf für eine friedlichere und gerechtere Welt ausging“.
Die Ausstellung Willy Brandt - Ein politische Leben 1913 bis 1992 ist noch bis zum 21. Oktober im Foyer der Neubaukirche zu sehen. Sie ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr geöffnet.