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HEUCHELHOF: Ferien im Abenteuerland: Matsch, Regen und Glücksgefühle

HEUCHELHOF

Ferien im Abenteuerland: Matsch, Regen und Glücksgefühle

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    Es ist Tag 10 in der Zeltstadt und es schüttet aus Kannen. In Gummistiefeln und Regenjacken stehen, sitzen und knien sie im Zelt beieinander und singen aus voller Kehle die Hymne des Abenteuerlandes.

    Ein Land mitten auf dem Heuchelhof, das sich jedes Jahr in den ersten drei Sommerferien-Wochen aus dem Nichts erhebt - und in dem so viel Enthusiasmus, Liebe und Fürsorge steckt, dass viele Eltern auch nach elf Jahren nicht müde werden, an die Stadt Würzburg zu schreiben und sich zu bedanken. Es ist ein Eintauchen in eine andere Welt, sagen die Betreuer. Ein Virus der guten und besonderen Art, der hochgradig ansteckend ist, der von Gruppe zu Gruppe fliegt und der alle vereint. "Das Abenteuerland, das sind wir", sagt ein kleiner Junge und versucht das Gelände mit den Armen zu umfangen. Alle Plätze im Ferienlager der Stadt waren schon im Frühjahr ausgebucht.

    Mit ihrem Abenteuerland-Ausweis reisen die 240 Kinder täglich voller Stolz ein. Hier werden sie mit freundlichem Lachen begrüßt. Das Land hinter dem großen Zaun ist ein Land jenseits von Familien-Alltag, von Schulstress, von großen und kleinen Problemen. Ein Land, in dem die Herkunft keine Rolle spielt. "Wenn wir auf etwas besonders stolz sind, dann auf diese wunderbare Mischung", sagt Christine Blum-Köhler während sie ein kleines Mädchen herzlich an sich drückt und mit der anderen Hand nach ihrem klingelnden Handy greift. Organisation Non-Stop. Und doch keine Spur von Hektik. Übernachtungen müssen abgeblasen, neue Anmeldungen an die Eltern raus gegeben werden. Und immer die Hoffnung auf besseres Wetter. Gestern ging ein Hilferuf nach draußen: "S.O.S. Versinken im Schlamm." Das Gartenamt der Stadt reagierte schnell. Nach zwei Stunden stand ein riesiger Container auf dem Gelände. Voll mit Rindenmulch. "Alle, wirklich alle haben geholfen - das war die Aktion schlechthin!" Schubkarren und Schaufeln stellten Gärtnereien zur Verfügung.

    Hier in dem Land, in dem es im Klo-Wagen der Buben angeblich mehr stinkt als bei den Mädchen, in dem man herrlich durch Pfützen und Matsch stiefeln darf und in dem Berge von bunten Tellerchen gespült werden müssen, lösen sich Grenzen einfach auf. Kinder aus allen sozialen Schichten treffen aufeinander, spielen, basteln, rangeln und streiten auch mal miteinander. Doch immer überwiegt das große Wir-Gefühl. Gerade jetzt, beim Abenteuerland-Lied wiegen sich alle mit der Melodie, strahlen - manche fassen sich an den Händen. Es ist ihr Lied - und es ist ihre Zeltstadt. "Der triste Himmel macht mich krank, ein schweres, graues Tuch, das die Sinne fast erstickt", singen sie. Der Himmel über Würzburg ist auch trist - doch nicht mal die schwärzesten Wolken können diese unbeschwerte Truppe krank machen. Okay, ab und zu braucht es ein Pflaster, ein Eisbeutel auf dem Schienbein, manchmal nur ein tröstendes Wort. Ganz selten muss auch mal ein Arzt konsultiert werden. "Die Kinder sind echt tapfer", schwärmen die Betreuer.

    Die meisten von ihnen studieren soziale Berufe und fast alle waren als Kind schon mal im Ferienlager. Desiree zum Beispiel. Als die 21-Jährige sich um den Job der Teamerin bewarb, glaubte Christine Blum-Köhler die junge Frau irgendwie zu kennen. "Ich war doch auch mal ein Abenteuerland-Kind", sagte Desiree da - und lachte sich über das verdutzte Gesicht der Team-Chefin kringelig. Oben am Spielhaus, wo sämtliche Telefonnummern der Kinder, Besonderheiten und Tabletten-Einnahme-Pläne hängen, wo Spielmaterial, Verbandszeug und zwei Feldbetten stehen, ist die Schaltzentrale des Lagers. Hier laufen im Minutentakt Walkie-Talkie-Meldungen ein. "Blaue Gruppe an Spielhaus. Wir haben kein Brot mehr - die futtern uns die Haare vom Kopf!" 300 Portionen Mittagessen kocht Köchin Beate täglich in der nahe gelegenen Arche in Rottenbauer. Ob kleine Wikinger oder Alte Römer - in jedem Zelt herrscht besonderes Treiben. "Eigentlich ist jedes Alter schön", sagt Kilian, der diesmal mit Kindern in der Vorpubertät zu tun hat - und dreht die Musik wieder laut: "Komm mit mir ins Abenteuerland . . ."

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