Hoch über der Stadt thront die Festung. Von unten schaut sie gut aus, aus der Nähe sieht man ihre Schwächen: Wälle bröckeln, in den Wänden der Toranlagen klaffen Risse, etliche Stellen der komplizierten Dachlandschaft sind undicht. In die Jahre gekommen ist auch das Mainfränkische Museum: Vollgestopfte Vitrinen in verschachtelten Räumen reißen keine Besucher mehr vom Hocker.
Doch jetzt sollen die Festung und auch das Mainfränkische Museum aus dem Dornröschenschlaf über der Stadt geweckt werden: Ministerpräsident Horst Seehofer höchstpersönlich hat schließlich versprochen, die Sanierung des Museums zu unterstützen und sowohl Würzburgs Kulturreferent Muchtar Al Ghusain als auch der CSU-Landtagsabgeordnete Oliver Jörg ergreifen ihn beim Wort und die Initiative.
„Wir haben an der Festung Marienburg einen hohen Sanierungsbedarf“, sagt Jörg. Ganze 50 Millionen Euro müssten nach seinen Informationen für ein Gesamtkonzept in die Hand genommen werden, das sowohl Gebäudeerhalt und Verkehrssicherheit als auch die Umstrukturierung von Museen, Tagungszentrum und Gastronomie umfasst. Angesichts der baulichen Probleme der ehemaligen fürstbischöflichen Residenz sprechen Kreisverband und Stadtratsfraktion der CSU sogar von einem „Sanierungsstau“.
Hausherr der Festung ist die Bayerische Schlösserverwaltung, sie pumpt aus ihrem Etat jährlich 200 000 bis 300 000 Euro in die Burg. Laut Bernd Schreiber, Präsident der Schlösserverwaltung, sind es heuer sogar gut 800 000 Euro, weil eine Toranlage der Wälle saniert wird. „Das Finanzministerium hilft uns sehr, die Schlösser als herausragende Sehenswürdigkeiten Bayerns zu erhalten“, so Schreiber.
Warum aber werden dann seit Jahren Baustellen nicht angegangen? Zum Beispiel im Fürstengarten: Wasserleitungen sind defekt, die Brunnenschalen undicht. Oder in der Marienkirche im Innenhof: Durch das undichte Bleidach tropft seit zehn Jahren Wasser auf die Stuckdecke, die in der Substanz gefährdet ist. Ein Netz unter der Decke schützt den Kircheninnenraum, der im Winter aus klimatischen Gründen sogar erstmals gesperrt war.
„Wir sanieren nach Priorität“, sagt Schreiber. „Alles auf einmal geht nicht. Das weiß jeder Hausbesitzer.“ Bei der Festung Marienberg sei der Sanierungsbedarf derzeit tatsächlich hoch. Dies liege dran, dass die Anlage im Zweiten Weltkrieg stark zerstört war und die 60 Jahre alten Reparaturen ertüchtigt werden müssen, beispielsweise die Ver- und Entsorgungseinrichtungen aus der Nachkriegszeit.
„Besonders hoch ist der Bedarf in der Echterschen Bastei und im Zeughaus“, sagt Schreiber. Diese Gebäude hat die Stadt Würzburg für das Mainfränkische Museum gemietet. Also ist der Freistaat als Vermieter für „Dach und Fach“, die Stadt für den Zustand der Räume verantwortlich. Dass sie dieser Verantwortung seit Jahren nicht gerecht wird, warf jüngst CSU-Bezirksrat Peter Motsch der Stadt vor. Den Museumsbetrieb tragen der Bezirk Unterfranken und die Stadt gemeinsam.
Das Museum plagen typische Altbauprobleme: Elektroinstallationen aus den 50er Jahren, fehlender Brandschutz, marode Decken. Dazu kommen viele kleine und einige riesige Räume, die keinen vernünftigen Rundgang erlauben und nur über zahlreiche Treppen erreichbar sind: Die 5400 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind schlicht unübersichtlich und nicht barrierefrei.
„Seitdem ich im Amt bin diskutieren wir über die große Lösung für das Museum“, verteidigt sich Kulturreferent Al Ghusain gegen den Vorwurf, diese Defizite jahrelang ignoriert zu haben. Stückweise Sanierung lohne sich deshalb nicht. Mit einem sechsstelligen Betrag habe die Stadt aber beispielsweise im vergangenen Jahr den Brandschutz verbessert.
Der großen Lösung scheint man nach dem Scheitern der Würzburger Bewerbung um das Landesmuseum für Bayerische Geschichte endlich ein Stück näher: Ministerpräsident Seehofer sagte „nachhaltige“ Unterstützung zu, Vertreter von Stadt, Bezirk, Schlösserverwaltung und Freistaat setzten sich kürzlich erstmals zusammen, um gemeinsam eine Neukonzeption zu entwickeln.
Mit am Tisch saß Oliver Jörg. Genauso wie Al Ghusain favorisiert der Landtagsabgeordnete die Idee, das Mainfränkische Museum in den Burginnenhof zu verlegen. „Dort stelle ich mir ein Kulturhistorisches Zentrum vor, in dem Fürstenbau- und Mainfränkisches Museum sowie Tagungs- und Veranstaltungsräume und Gastronomie zusammen kommen.“ Ein Gesamtkonzept zur Neugestaltung des Museums, das den gesamten Festungsbereich berücksichtigt, wünscht sich auch der CSU-Kreisverband. Als ersten Schritt zu dessen Realisierung schlägt Jörg vor, dieses Konzept mit einer Machbarkeitsstudie zu überprüfen. Die Unterstützung des Ministerpräsidenten für deren Finanzierung hat er jüngst angefragt.
Eine Antwort gibt es noch nicht, aber ein Datum, das sich als Startschuss für die Entwicklung zur echten Kultur-Hochburg sehr gut eignen würden: 2013 wird das Mainfränkische Museum 100 Jahre alt. Beste Zeit für die Jahrhundertchance, die Festung zum kulturellen Höhepunkt der Region zu machen.