Auf den neuen rot gepolsterten Stühlen, auf die Regisseur Rainer Maria Binz vor der Vorstellung extra noch einmal hinweist, sitzt es sich gemütlich. Bestechen lasse ich mich dadurch aber nicht. Die Vorführung muss sich schließlich an einem der deutschen Kultfilme überhaupt messen, der vor allem durch seine skurrilen Charaktere besticht. Kaum ist der Vorhang gefallen, verfolge ich das Geschehen auf der Bühne kritisch, warte auf die einschlägigen Szenen – und werde nicht enttäuscht.
Mit viel spitzbübischem Charme heckt die Oberprima ihre Streiche aus. Dem gemütlichen Lehrer Bömmel wird beim Erklären des Phänomens Dampfmaschine der Schuh geklaut, und der Lausebengel Pfeiffer mit drei „f“ kriegt im Bio-Unterricht eine Sechs, weil er seinem Mitschüler richtige Tatsachen vorspiegelt. Dabei zuzusehen, wie Professor Crey alias Schnauz seine Schutzbefohlenen mit „Heidelbeerfusel“ besoffen macht, ist das reinste Vergnügen.
Noch heiterer geht es für die rund 100 Zuschauer nach der Pause zu, in der die Gastgeber reichlich Feuerzangenbowle, diese „Mischung aus Gesöff und Hexerei“ ausschenkten. Norbert Straub brilliert als kauziger Professor Crey alias Schnauz, weil er dem Pauker aus der Filmvorlage mit seiner schrulligen Körpersprache und dem unverwechselbaren Dialekt erstaunlich nahe kommt. Und dem jungen Jonathan Kusch passt die Rolle des Schülers Melworm wie angegossen, wenn er der Referendarin Fräulein Knauer im Musikunterricht schmachtende Blicke zuwirft.
Während die Oberprimaner für die Inszenierung völlig neu besetzt wurden, sind die Darsteller von Schnauz und seinen Kollegen alte Bekannte aus vorherigen Aufführungen: Seit 1988 läuft die Feuerzangenbowle alle Jahre wieder im Theater Chambinzky, über 200 Schauspieler haben insgesamt schon an dem Spektakel mitgewirkt. Wer sich den Spaß nicht entgehen lassen will: Die Pennäler-Komödie steht noch bis zum 8. November auf dem Programm des Theaters Chambinzky.
Karten gibt's unter Tel. (09 31) 5 12 12. Studenten bezahlen donnerstags nur sieben Euro.