„Üblicherweise wird Biodiesel aus frischen Pflanzenölen hergestellt“, erklärt Lendl, dessen Unternehmen mit der Herstellung von Biodiesel sein Geld verdient. Bis zu sieben Prozent dieses aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellten Kraftstoffs werden in Deutschland dem mineralischen Diesel zugesetzt. Tecosol verfolgt allerdings die Strategie, Biodiesel zu einem möglichst großen Teil aus Abfallprodukten und Reststoffen herzustellen. „Wir können derzeit Biodiesel bis zu 70 Prozent aus Abfällen herstellen“, sagt Michael Lendl. Im Jahr 2009 hatte dieser Anteil noch bei 25 Prozent gelegen.
In der Produktion von Tecosol an der Ochsenfurter Zuckerfabrik gibt es dafür spezielle Anlagen. „Wir investieren jedes Jahr bis zu siebenstellige Beträge in diese Anlagen“, erklärt der Geschäftsführer. Tecosol treibt den Ausbau der Altfettverwertung voran, weil eine Richtlinie der Europäischen Union eine zunehmende Reduktion des CO2-Ausstoßes anstrebt. 2011 sei eine Verringerung von 35 Prozent gegenüber fossilem Diesel vorgesehen gewesen, sagt Michael Lendl. Diese Verringerung soll ab 2017 bei 50 Prozent, ab 2018 schon bei 60 Prozent liegen.
Um feststellen zu können, wie hoch die Reduktion bei ihren Produkten ausfällt, müssen alle Hersteller von Biodiesel ab 2015 eine komplizierte empirische Berechnung anstellen lassen. Tecosol lasse diese Berechnung derzeit schon erstellen, so Lendl. Für eine Beimischung von frischem Rapsöl werde bei der Berechnung ein Standardwert von 38 Prozent zugrunde gelegt, erklärt der Geschäftsführer. Für Abfallstoffe hingegen liege dieser Standardwert sogar bei 83 Prozent. „Da haben wir einen schönen Vorsprung“, freut sich Lendl im Hinblick auf die 70 Prozent Abfallstoffe, die Tecosol schon jetzt erreicht.
Wie aber gelangt das Unternehmen an diese Abfallstoffe? Zum Beispiel durch das neue Projekt, das die Gastronomie einbindet. Und so funktioniert die Zusammenarbeit: Tecosol liefert frisches Speiseöl an die Betriebe. „Wir wollen in etwa den gleichen Preis anbieten wie die Großhändler“, sagt Michael Lendl. In den Küchen wird das Fett verwendet, zum Backen, Braten oder eben in Fritteusen. Ist das Fett verbraucht, kommt es in die großen Eimer zurück, in denen es geliefert wurde. „Wir rechnen damit, dass wir etwa 50 bis 60 Prozent zurück erhalten“, sagt Lendl. Das Altspeiseöl wird gereinigt und kann dann weiter verarbeitet werden.
Fünf Cent für jeden Liter Altspeisefett möchte Tecosol den teilnehmenden Betrieben erstatten. Das Geld wird mit der nächsten Lieferung von frischem Öl verrechnet. Seit einigen Wochen ist für Tecosol ein Mitarbeiter in der Region unterwegs, der das Projekt bei möglichen Kooperationspartnern bewirbt.
Infrage kommen neben Restaurants und Kantinen auch Bäckereien, Metzgereien, Krankenhäuser, Altenheime und andere soziale Einrichtungen, aber auch Privathaushalte. Zunächst möchte sich Tecosol im Raum Ochsenfurt umhören, um später den Kreis immer mehr erweitern. Eine Pizzeria in Ochsenfurt, ein Gasthaus in Frickenhausen und einen Imbiss in Randersacker hat Tecosol schon für das Projekt gewonnen.
Michael Lendl strebt in der Anfangszeit zunächst ein kostendeckendes Arbeiten an, später soll das Unternehmen daraus auch Erträge erzielen. Weil das frische Öl bei den Betrieben frei Haus angeliefert und das alte wieder abgeholt werden soll, würden in der Region auch Arbeitsplätze entstehen, sagt der Geschäftsführer. Aus seiner Sicht zeichnet sich die zweifache Verwendung des Pflanzenfettes durch große Nachhaltigkeit aus. „Erst auf den Teller, dann auf den Tank“, konkretisiert Lendl.
Die Tecosol GmbH
41 Mitarbeiter hat die Tecosol GmbH an ihrem Produktionsstandort in Ochsenfurt. Auch in Stuttgart gibt es ein Büro.Im Jahr 2009 übernahm Tecosol die Anlagen und einen Teil der Belegschaft des insolvent gewordenen Biodieselherstellers Campa.Das Tanklager auf dem Gelände der Zuckerfabrik hat eine Kapazität von 8000 Kubikmetern.Neben Biodiesel produziert Tecosol auch Kraftstoffe für Blockheizkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung-Anlagen und Motoren.Kunden für den Biodiesel sind Mineralölkonzerne und große Mineralölhändler.