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ERBSHAUSEN: Firmenbesuch: Wo es ums Bierfass geht

ERBSHAUSEN

Firmenbesuch: Wo es ums Bierfass geht

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    Eintauchen in die Welt der Bierfässer: Geschäftsführerin Ines Sterling (6. von links) erläuterte ihrem Besuch die Arbeit in ihrer Firma.
    Eintauchen in die Welt der Bierfässer: Geschäftsführerin Ines Sterling (6. von links) erläuterte ihrem Besuch die Arbeit in ihrer Firma. Foto: Foto: Irene Konrad

    Wie geht es den Unternehmen im Landkreis? Und womit können Behörden und Fachleute helfen, dass sich ansässige Firmen und Existenzgründer an ihrem gewählten Standort wohl fühlen? Um solche Fragen im direkten Informationsaustausch zu klären, geht Landrat Eberhard Nuß regelmäßig „zu Firmenbesuchen aufs Land“, erklärte er.

    Diesmal war die Firma „HW Brauerei-Service GmbH Co. KG“ in Erbshausen das Ziel einer zwölfköpfigen Delegation mit Vertretern aus dem Bauamt, dem Jobcenter und dem Stabsstellenbereich Kreisentwicklung beim Landratsamt. Auch die Handwerkskammer, die Agentur für Arbeit, die IHK Würzburg-Schweinfurt, die Regierung von Unterfranken und das Kommunalunternehmen waren mit ihren Geschäftsführern oder Bereichsleitern in das Gewerbegebiet des Hausener Ortsteils gekommen.

    Mit 27 Jahren selbstständig

    „Ihre Fässer sind unser Bier“, diesen Werbeslogan stellte Geschäftsführerin Ines Sterling den interessierten Fachleuten vor. Vor sechs Jahren, damals war sie 27, hat sie den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt und ist in ein Metier eingestiegen, in welchem man eher Männer vermutet: Die Firma repariert Bierfässer. Sie setzt neue Fitting-Stäbe ein und tauscht Dichtungen aus.

    Mit diesem ersten Geschäftszweig hat Ines Sterling angefangen. „In Europa gibt es 15 Millionen Bierfässer“, erklärt sie. Etwa alle sieben Jahre sollte die Technik ausgewechselt werden. Es sind Gebrauchsgegenstände. Dichtungen werden porös. Ein Wirt will sein Fass ordentlich zapfen können. „Qualität ist wichtig“, erklärt die junge Geschäftsfrau.

    Alleinstellungsmerkmal in Europa

    35 Angestellte aus neun Nationen gibt es in der Firma mittlerweile. Die meisten von ihnen sind angelernte Arbeiter, die in Deutschland und darüber hinaus auf Montage in die Brauereien fahren. „Für unsere Dienstleistung vor Ort haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in Europa“, weiß Ines Sterling. Die Kunden schätzen es, „dass ihre Bierfässer nicht mehr auf Lastkraftwagen durch die Gegend gefahren werden müssen“.

    Die Brauereiservice-Firma ist im Jahr 2013 von Bergtheim nach Erbshausen gezogen. Damals wollte sie sich vergrößern mit ihrer Werkstatt, dem Lager, einem Kühlraum und einem hellen Büro im Grünen. Die Lage an der Autobahnabfahrt Gramschatzer Wald und der Blick auf Wiesen und Wälder – das war für die aufstrebende Firma ideal. Zu der Zeit entstand das zweite Geschäftsfeld: Der Beer-Store.

    Bier aus Europa in Erbshausen

    „Wir sind europaweit in den Brauereien unterwegs und haben uns überlegt, dass wir doch von dort deren Bierspezialitäten mitbringen könnten“, erklärte die Geschäftsführerin ihren Besuchern. Seitdem können die Kunden in Erbshausen in einem „kleinen aber feinen Bier-Store“ Craft-Bier kaufen. Manchmal lädt die Firma zu einer Verkostung oder einem Bier-Festival ein. Oder in ihre „Eventlocation“.

    Feiern kann man nämlich mittlerweile auch recht gut im „Waldschatz“. Für das Essen sorgt gewöhnlich Chefkoch Vinroy Sterling, der Mann von Ines, der aus Jamaika stammt. Seine „exotischen Gerichte mit karibischer Würze“ bietet die Firma auch als Catering-Service an.

    Zwei weitere Standbeine

    Die jüngsten Standbeine der Firma sind der Dienst, Fremdfässer bei den Kunden wieder zum rechtmäßigen Eigentümer zu bringen sowie die Eröffnung einer kleinen eigenen Brauerei mit dem Namen „Waldschatz-Bräu“. An einem Brautag werden von den fünf Besitzern 600 Liter Bier gebraut, abgefüllt und verkorkt. 20 Stunden am Stück dauert das. Mit ihrem frischen Bier will die „Newcomer-Brauerei“ nun die Gastronomie überzeugen.

    Demnächst wird sich die Firma weiter vergrößern. Die Baupläne sind schon eingereicht. Der nächste Geschäftszweig wird ein Online-Handel für Hobby-Bierbrauer sein. „Man kann sich gar nicht vorstellen, wie dieser Markt wächst“, so die Geschäftsführerin. Per Post soll privaten Bierfreunden das nötige Equipment zum Selbstbrauen geliefert werden.

    Lob vom Landrat

    Vom Unternehmermut der Geschäftsführerin, ihren Ideen und der Mitarbeiterführung waren die Vertreter der Behörden begeistert. „Frau Sterling sieht Chancen und packt die Probleme an“, wusste Bürgermeister Bernd Schraud. „Es ist alles durchdacht und genial“, lobte auch Landrat Nuß. Er sah „die offene Kommunikation“ in der Firma als besonders wertvoll für ein gutes Betriebsklima.

    „Was wünschen Sie sich von uns Fachbehörden?“, fragte Landrat Nuß die Geschäftsführerin bei einem Glas Bier zum Abschluss. Hier nannte Ines Sterling eine gute Busverbindung zum Bahnhof in Bergtheim, denn „ohne Auto ist man hier einfach aufgeschmissen“. Junge Auszubildende oder Familien mit nur einem Auto würden auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sein. Beim ÖPNV sollte „groß und nicht ewig klein-klein gedacht werden“.

    Der Firma ist auch der Kontakt zu Schülern und Studenten wichtig. Wirtschaftsfachwirte an der Fachhochschule könnten in der Brauerei praktisch lernen und arbeiten, stellt sich die Unternehmerin vor. Und natürlich ist es auch ein Wunsch von Ines Sterling, dass die Firmenerweiterung in Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden gelingt.

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