Heimischer Fisch erlebt eine Renaissance auf den Speisekarten. Die Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken hat sich dafür lange ins Zeug gelegt. Neben der Unterstützung der Fischer und Teichwirte sieht Fachberater Dr. Wolfgang Silkenat seine wichtigste Aufgabe darin, den Verbrauchern die regionale Fischküche schmackhaft zu machen. Der teichwirtschaftliche Beispielbetrieb in Maidbronn spielt dabei eine wichtige Rolle. Am Vatertag ist dort Tag der offenen Tür.
Seit vielen Jahren ist die Fischereifachberatung auf den regionalen Messen in Würzburg und Schweinfurt präsent, macht Kochvorführungen, führt Schulklassen durch die Teichanlage in Maidbronn oder veranstaltet Kurse. Alles, um den Fischen aus dem Main und seinen Nebenflüssen zu mehr Ansehen zu verhelfen. Nur was man kennt, wird auch geachtet, sagt Fischereifachberater Silkenat. Und wenn die Liebe dabei durch den Magen geht – umso besser.
Vor 100 Jahren war die Fischereifachberatung in Bayern gegründet worden. Es war die Zeit, in der die ersten Folgen der Industrialisierung an den Flüssen und Fischbeständen sichtbar wurden. Die Fachberater, damals noch Kreiswanderlehrer genannt, sollten Fischern und Teichwirten fachkundig zur Seite stehen und helfen, die aufkommenden gesetzlichen Regelungen in die Praxis zu übertragen. Daneben gehörte die Betreuung der Angler – damals noch ein elitäres Vergnügen – schon zu den Aufgaben der Wanderlehrer.
Kernaufgabe Artenschutz
Heute ist der Artenschutz zu einer Kernaufgabe der Fischereifachberatung geworden. Des Teichwirtschaftliche Beispielbetrieb in Maidbronn spielt dabei eine zentrale Rolle. Vor allem selten gewordene Flussbewohner, die mangels wirtschaftlicher Bedeutung von gewerblichen Teichwirten nicht vermehrt werden, wachsen in den Becken heran. In der Regel wird der Laich von wild gefangenen Mutterfischen gewonnen und unter geschützten Bedingungen bis zum Jungfisch herangezogen, der dann wieder in die Freiheit entlassen wird.
Die Nase, ein Verwandter des Karpfens, war der erste Fisch, den der Maidbronner Teichbetrieb im großen Stil vermehrt hat. Zunächst war die Nachzucht für die Gewässer im eigenen Zuständigkeitsbereich gedacht, mittlerweile werden Nasen auch an den oberen Main und seine Zuläufe verschickt.
Drei Hektar Teiche
Daneben tummeln sich Moderlieschen, Karausche und viele andere der 40 in Unterfranken vorkommenden Fischarten in den Brutbecken und den insgesamt drei Hektar großen Teichen des Beispielbetriebs. Darunter sind auch so seltsame Spezies wie der grün schimmernde Bitterling, der zur Eiablage auf lebende Muscheln angewiesen ist.
Auch die Rutte oder Aalquappe vermehrt man in Maidbronn mit Erfolg. Der gefleckte Fisch ähnelt in Größe und Körperbau einem jungen Wels, ist aber eng mit dem Dorsch verwandt und ist ein guter Speisefisch. Nachdem die Rutte am Main als nahezu ausgestorben galt, wird dank der gezielten Nachzucht wieder von ersten Wildfängen berichtet, sagt Wolfgang Silkenat.
Prestigeobjekt Edelkrebs
Prestigeträchtig sind die Versuche, den Edelkrebs wieder in den Nebengewässern des Mains zu verbreiten. Die Kinderstube vieler in Saale und Sinn ausgewilderten Flusskrebse steht ebenfalls in Maidbronn und kann beim Tag der offenen Tür besichtigt werden. Im Main selbst hat der Edelkrebs keine Chance mehr, nachdem dort mit dem amerikanischen Kamberkrebs die für europäische Arten tödliche Krebspest eingeschleppt wurde.
In der freien Natur haben es die Fische immer schwerer. Der Main ist zur Großschifffahrtsstraße ausgebaut worden. Der Schiffsverkehr stört die Fische. Hinzu kam die Ausbreitung neuer Fressfeinde, sei es der Kormoran aus der Luft oder der ursprünglich im Donauraum heimische Wels.
Als einzige ausschließlich mit der Fischerei befasste Fachstelle in Unterfranken ist Fischereiberater Silkenat als Gutachter gefragt oder nimmt als Träger öffentlicher Belange Stellung zu Bauvorhaben im Uferbereich des Mains. Ein wichtiger Etappensieg hin zu einer biologischen Verbesserung des Mains war der Bau des Umgehungsbaches bei Randersacker. An der Seite von Fischern und Naturschützern hatten die Fischereifachberater dafür gestritten und betreuen das Projekt seitdem.
Vor der Regulierung und dem Einsetzen der Großschifffahrt galt der Main einmal als fischreichstes Gewässer Mitteleuropas. Wie der Lachs wanderten auch Maifisch und Stör zum Laichen in den Oberlauf des Mains. Lebende Störe gibt es auch beim Tage der offenen Tür im Teichwirtschaftlichen Beispielbetrieb in Maidbronn zu bewundern. Ein paar der urtümlichen Knochenfische schwimmen dort im Bassin. Dass auch sie eines Tages wieder im Main anzutreffen sind, ist allerdings unwahrscheinlich.
Fischzucht Maidbronn
Zum Tag der offenen Tür lädt der Teichwirtschaftliche Beispielbetrieb des Bezirks Unterfranken am Donnerstag, 13. Mai, von 10 bis 17 Uhr ein. Neben Führungen durch die Teichanlage und die Aquarienschau mit rund 40 heimischen Fischarten gibt es Fischgerichte zum Probieren. Zufahrt: am Ortsende von Maidbronn Richtung Estenfeld.
Um zur fachlichen Beratung auch praktische Beispiele geben zu können, und um unter dem Artenschutzgedanken gezielt Fischarten zu vermehren, hatte der Bezirk Unterfranken den betrieb in den 80er Jahren eingerichtet.
1997 siedelte die Anlage nach Maidbronn um. Auf einer Gesamtfläche von sechs Hektar befinden sich dort Fischteiche mit einer Fläche von drei Hektar. Sie werden von der Pleichach und einem ehemaligen Trinkwasserbrunnen gespeist. Zwei Fischwirtschaftsmeister und ein Auszubildender sind in dem Betrieb tätig.
Zahlreiche Informationen zur unterfränkischen Fischerei, darunter Adressen von Flussfischern und Teichwirten, sowie zahlreiche Rezeptvorschläge hat die Fischereifachberatung des Bezirks im Internet veröffentlicht unter www.bezirks-unterfranken.de