Für den Erhalt schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken stellen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), Monika Grütters, und die Kulturstiftung der Länder rund 480 000 Euro bereit. Ein kleiner Teil dieser Summe geht an die Universitätsbibliothek (UB) Würzburg, so deren Pressemitteilung. Nach der positiven Bewilligung des Förderantrags finanziert die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) die Sicherung und Restaurierung der wertvollen Papyrussammlung der UB als eines von 35 Modellprojekten.
Zu den ältesten und zugleich fragilsten Objekten der UB Würzburg zählen 216 Papyri. Der weitaus umfangreichste Teil der Sammlung, nämlich 204 Papyri, besteht aus griechischen Urkunden, dazu kommen fünf griechische literarische Texte, sowie drei koptische und vier arabische Stücke. Die griechischen Urkunden reichen vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis in die arabische Zeit; einige ptolemäische Stücke tragen neben der griechischen auch demotische Schrift. Die Sammlung verdankt ihre Entstehung einer Spende des Geheimrats und Würzburger Mathematikprofessors Friedrich Prym (1841-1915). Mit diesen Mitteln konnte sein Würzburger Kollege, der Althistoriker Ulrich Wilcken (1862-1944) als Mitglied im Deutschen Papyruskartell (1902-1914) den Bestand erwerben.
„Getrübter Blick“ auf die gerahmten Kostbarkeiten
Unmittelbar nach der Erwerbung wurde die Würzburger Sammlung von Hugo Ibscher (1874-1943), einem der bedeutendsten Restauratoren der damaligen Zeit und Begründer der Papyrusrestaurie-rung, konserviert und unter Glas gebracht. Im Rahmen eines durch die Deutsche Forschungsge-meinschaft (DFG) geförderten Projekts wurden von 2007 bis 2009 alle Texte erfasst und digitalisiert. Einige Papyri, die bereits in schlechtem Zustand waren, wurden damals neu montiert und restauriert.
Gut ein Jahrzehnt später zeigen die Papyri, die sich noch in der ursprünglichen von Hugo Ibscher hergestellten Rahmung befinden, nun ebenfalls Auffälligkeiten in ihren Strukturen: Zwischen den Glasrahmen und den Papyri sind kristalline Ausflockungen sichtbar, die auf Dauer nicht nur den Blick auf die Objekte „trüben“, sondern die Papyri schädigen könnten, wenn nicht rechtzeitig gegengesteuert würde. Mit der beantragten und durch die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) bewilligten finanziellen Projektförderung können alle noch in den historischen Rahmen befindlichen Papyri unter Spezialglas neu montiert und dabei – wenn nötig – behutsam restauriert werden.
Zugleich wird die komplette Sammlung in maßgefertigte Grafikbetten und dazu passende Schuber verpackt. Die UB Würzburg ist für die Finanzierung von bestandserhaltenden Maßnahmen auf Drittmittel angewiesen. Mit der Förderung durch die KEK können die Papyri nun so erhalten werden, dass sie auch künftigen Wissenschaftler-Generationen zur Verfügung stehen.
Die KEK-Modellprojektförderung
Seit 2010 gehört die Förderung deutschlandweit ausgewählter Modellprojektvorhaben, die zur nachhaltigen Sicherung des schriftlichen Kulturguts in Archiven und Bibliotheken beitragen, zu den Kernaufgaben der KEK. Die Bewilligung des Antrags zur Sicherung und Restaurierung der Papyrus-sammlung ist das zweite Modellprojekt, das die KEK an der UB Würzburg finanziell unterstützt: 2017 erhielt die UB Würzburg von der KEK Fördermittel für das Projekt „Beten allein hilft nicht mehr“, mit denen die „Mainzer Riesenbibel“ (M.p.th.f.m.11-2) komplett restauriert, individuell verpackt und digitalisiert werden konnte.