Dass für ein Jubiläum gerne Witz-Geschütze, Büttenredner und Garde-Granaten für ein Stimmungsfeuerwerk ausgeliehen werden, ist verständlich. Die Knorrhalla Oberdürrbach allerdings hat solche Verstärkung gar nicht nötig. Statt dessen hatten sich die eigenen Büttenredner an die Schreibtische gesetzt, die Tanzgarden kräftig geübt und die Gruppe "Gnadenlos" geprobt, um der eigenen Karnevalsgesellschaft ein gelungenes Geburtstagsgeschenk zu machen.
Fünf mal elf Jahre ist eben "ein ganz besonderes Jubiläum im Fasching", hatte Bürgermeister Dr. Adolf Bauer ganz richtig festgestellt. Er war als Vertreter von Oberbürgermeisterin Dr. Pia Beckmann gekommen, die - obwohl Schirmherrin - absagen und dafür ein paar spontane Seitenhiebe von den Aktiven einstecken musste.
Gesellschaftspräsidentin Ingrid Ganzer und Sitzungspräsident Ludwig Meckelein hatten sich und dem Publikum einzig Wolfgang Düringer, das Faschingsurgestein aus Gochsheim und einer der Hauptredner der Veitshöchheimer Fernsehsitzung, als Bonbon zum Fest gegönnt. Als Tupperware-Vertreterin war er zwar verwundert über die vielen Männer auf der Tupperparty, ließ sich davon aber nicht irritieren und hatte stets die Lacher auf seiner Seite. Und natürlich brachte die 1. KaGe Elferrat mit ihrer Ranzengarde, dem Prinzenpaar und Tanzbraut Jeanette Wagner Glanz in die Festhalle.
Doch zurück zur heimischen Aktivenschar, die zunächst mit dem Nachwuchs glänzte. Die kleine Hexen der Minigarde stoben zunächst auf ihren Besen über die Bühne, als ob Walpurgisnacht wäre. Zeigten mit diesem Schautanz die Kinder des Ortes ihr wahres Gesicht oder doch eher Maria Lachmann und Sandra Schubert, die sich zwar stritten, ob Hund oder Katze als Haustier besser geeignet seien, doch keinesfalls deswegen ihre Geschwisterliebe aufs Spiel setzen wollten. Zum Nachwuchs der Knorrhalla zählt immer noch, obwohl schon lange Jahre dabei, Carolin Mahlein, das Tanzmariechen. "Ohne sie würde uns was fehlen", konstatierte Sitzungsprädident Meckelein, und das Publikum bestätigte diese Einschätzung mit langem Applaus.
Pfarrer Rügamer im Visier
Mit hochamtlichen Gedanken brachte Rosi Mahlein den nötigen Ernst in die Dürrbachtalhalle. Das Waschweib wetterte über das volle Weihwassergefäß, den Friedensgruß, über Kirchenlieder, die keiner kennt, die 20-minütige Predigt - "und nichts dahinter". "Na ja, unser Pfarrer, Kommentar überflüssig", meinte sie ins Publikum - darunter natürlich auch Pfarrer Helmut Rügamer.
Das Dorfgeschehen nahmen auch Peter Wolter und Horst Lichtblau, der Oberdürrbacher Nachrichtendienst OND, unter die Lupe: die drohende Schmach, 2006 als WM-Gastgeber keine erste Fußball-Mannschaft beim SVO zu haben oder die prompte Reaktion auf die Belange der Bürger im Ort. "Nur 29 Jahre nach Schließung der Poststelle wurde nun im Blumenladen eine Postagentur eröffnet. Danke!" Aber auch beim Stadtjubiläum hatten sie sich eingeschleust: "Höhepunkt war das Palazzo-Kochzelt, wo man schnell und günstig essen konnte und der Stoiber als Vorgruppe vom Pelzig auftrat."
Klatsch und Tratsch allenthalben - im oberen Dürrbachtal muss man vorsichtig sein. Hatte Conny Rosenberger-Bitos anfangs noch als Beraterin für Ehekrisen gearbeitet, stand sie gegen Ende in ihrer "Stylingbude" und ließ sich die neusten Entwicklungen im Ort berichten. Übereinstimmungen mit noch lebenden Personen sind - so muss man befürchten - nicht zufällig.
Kein Jubiläum ist denkbar ohne den Einsatz der Aktiven. Einige von ihnen wurden an diesem Abend vom Präsidenten des Fastnacht-Verband Franken (FVF), von Bernhard Schlereth, geehrt. Er verlieh den Verbandsorden des FVF an Peter Wolter, Horst Lichtblau, Andrea Köhler, Denise Hoffmann, Svantja Hanson und Stefan Haase. Die Ehrennadel in Silber erhielten Christian Ganzer und Ludwig Meckelein. Die Goldene Verdienstnadel bekam Ruth Christof, den Verdienstorden FVF Walburga Schmidt. Neue Ehrensenatorin wurde Rosi Mahlein.