Das Schloss präsentierte sich nach der Renovierung durch Gneisenau in neuem Glanz, und auch die illustren Gäste verliehen dem Abend das gewisse Etwas.
Draußen fällt Schnee, als die Gäste auf Schloss Walkershofen im verträumten Gollachgau bei Uffenheim eintreffen. Drinnen, hinter ehrwürdigen Eichentüren, knistert das Kaminfeuer, Kerzenschein flackert, man reicht Tee und Kaffee. Am vierten Adventssonntag zur Teestunde lädt Graf Gneisenau zum musikalischen Kontrapunkt aller vorweihnachtlichen Konzerte ein. Ein klassischer Liederabend mit Werken von Mozart, Schubert, Schumann, Liszt und Richard Strauss erwartet die Besucher. Das Publikum, darunter der mit Rainer Graf von Seckendorff-Aberdar (Blaues Schloss, Obernzenn) vertretene fränkischer Hochadel, die Unionspolitikerin Walburga Freifrau von Lerchenfeld (Schloss Frankenberg) und der Sachbuchautor Johannes Freiherr Treusch von Buttlar-Brandenfels, erlebt einen außerordentlichen Kunstgenuss.
Denn Michaela Schuster singt nicht nur Lieder, sie lebt ihre Kunst in jedem Augenblick. Mühelos wechselt sie zwischen den Stimmungen der Lieder, ob sehnsüchtig-klagend, keck und verliebt, leidenschaftlich und temperamentvoll oder innig wie in Mozarts "Abendempfindung". Ein Höhepunkt war Schusters Interpretation des "Erlkönig" in Franz Schuberts Vertonung. Die todesschwangere Stimmung des nächtlichen Reiters erregt ebenso wie die verlockenden Rufe des Erlkönigs Gänsehaut und Schaudern, wenn Michaela Schuster den Gestalten des Goethe-Gedichts ihren mehr als raumfüllenden Mezzosopran leiht. Die zarte Poesie der Lieddichtung erklingt in Robert Schumanns "Widmung": "Du bist vom Himmel mir beschieden, dass du mich liebst, macht mich mir wert..." Die Schuster beherrscht große Dramatik ebenso wie zarte Innigkeit. Markus Schlemmer am Klavier erweist sich als einfühlsamer, perfekt abgestimmter Begleiter wie auch als großartiger eigenständiger Interpret.
Michaela Schusters warmes Timbre entfaltet sich wunderbar in der sehnsüchtigen Klage von Brahms' "Nicht mehr zu dir zu gehen". Fast meditativ klingt hier das Nachspiel des Pianisten, empfindsam nimmt er die poetische Stimmung des Liedes auf und lässt sie instrumental nachklingen. Mit Richard Strauss endet der Walkershofer Liederabend. Die beiden Musiker zelebrieren seine Werke, sie nehmen sich Zeit für jedes einzelne Kleinod, sie gehen fast zärtlich mit den Schöpfungen des großen Komponisten um. Stimme und Klavierspiel ziehen unwiderstehlich in ihren Bann, weil sie sich selbst ganz der Musik hingeben. Kein Wunder: Michaela Schuster reiste direkt nach dem Konzert weiter nach Italien, wo sie auf Einladung von Daniel Barenboim an der Mailänder Scala singen wird.
"Habe Dank" heißt es in Richard Strauss' "Zueignung", und dem schloss sich das Publikum mit begeistertem Applaus an. Auch die Musikschule im Landkreis Neustadt a. d. Aisch - Bad Windsheim, vertreten durch Gertrud Oesterer, hatte Grund zum Dank, denn ein Teil des Erlöses geht an die Begabtenförderung der Musikschule.