„Wie einem müden Ross“ hab‘ ich mir zugeredet, bis ich Schritt für Schritt meine Angst überwunden hatte. Alle positiven Gedanken hatten keine Chance gegen die Angst, die mich unerklärlicherweise so ab und zu im Griff hat. Der Weg zurück war dasselbe Schauspiel. Wenn mir da jemand zuschaut, dachte ich immer wieder.
Was für x Menschen kein Problem ist, war für mich eine größere Aktion. Ich war dann auch stolz auf mich, dass das Hin und Her gelungen ist, wenn auch nur Schritt für Schritt.
Brückenangst haben Menschen auch im übertragenen Sinn.
Mir fällt ein Gespräch mit einem älteren Mann in Österreich ein, der „aus der Kirche ausgetreten“ war. Er überlegte sich nach einem Brief von Seiten der Pfarrgemeinde vor Weihnachten, ob er „wieder in die Kirche eintreten“ soll. Für mich als Kircheninsider war es interessant zu hören, welche Ängste da im Spiel sind. „Ich hab‘ ja keine Ahnung mehr vom Ablauf und wie ich mich verhalten soll. Die Leute werden sich fragen, was der da plötzlich wieder in der Kirche will. Ob sie mich akzeptieren werden oder ob mein Kommen eher ein Ärgernis ist ...?“
Der Wunsch, in die Pfarrgemeinde zurückzukommen war da, aber die Ängste, ob er den Weg zurück schafft und wie er aufgenommen wird, waren massiv. Er hat den Schritt gewagt. Im kleinen Rahmen, unspektakulär, haben wir seine Wiederaufnahme in die Kirche bei Kaffee und Kuchen gefeiert.
Menschen, die den Faden zur Kirche nie verloren haben, können vermutlich nicht erahnen, was es heißt, wenn jemand seine „Brückenangst“, zurück zur Kirche, überwindet.
Der Advent geht dem Ende zu und in unseren Kirchen feiern wir in den nächsten Tagen die Geburt Jesu. Alle sind eingeladen mitzufeiern, auch diejenigen, die seit langer Zeit den Draht zur Kirche verloren haben.
Ich wünsche ihnen, dass sie sich ihrer inneren Brückenangst stellen und den Weg neu suchen und wagen. Ich wünsche ihnen auch, dass sie nicht dumm angeschaut oder angesprochen werden von denen, die diese Problematik selbst nicht kennen.
Den Kircheninsidern, die ohne „Brückenangst“ den Weg in die Kirche finden, wünsche ich Sensibilität im Umgang mit denen, die sich neu aufraffen und schrittweise den Weg zum Kind in der Krippe suchen.