Es ist ein freundlich formuliertes Schreiben, das die Sparkasse Mainfranken Ende Juli an rund 200 000 Privatkunden und 20 000 Geschäftskunden verschickt hat. In der Sache finden es viele gar nicht nett: Die Gebühren für die Girokonten erhöhen sich zum 1. Oktober teils drastisch.
So mancher dürfte den zweiseitigen Brief gar nicht gelesen, sondern ihn für eine übliche Werbesendung gehalten und entsorgt haben. „Wir haben unsere Konten fit für die Zukunft gemacht“, heißt es in klassischem PR-Sprech und es wird dem Kunden ein Kontomodell „empfohlen“.
Automatische Umstellung, falls kein Widerspruch
Erst auf der zweiten Seite dann die harten Fakten: Die Girokonten werden zum 1. Oktober automatisch umgestellt. Wer damit nicht einverstanden ist, muss bis zum 30. September aktiv widersprechen – und sein Konto kündigen, falls ihm keines der drei Modelle (Premium, Komfort, Standard) zusagt. Für die allermeisten Sparkassenkunden kostet die Kontonutzung künftig mehr, teilweise wird sie doppelt so teuer.
Ein Beispiel: Beim bisherigen Girokonto Komfort sind für eine Grundgebühr von 4,95 Euro im Monat zwei Sparkassen-Cards (Automatenkarten) inklusive, eine einfache Kreditkarte kostet zehn Euro extra – macht eine Jahresgebühr von 69,40 Euro.
Je nach Nutzung teils deutliche Verteuerung
Wechselt der Kunde zum 1. Oktober in das neue Girokonto Komfort, bezahlt er eine monatliche Grundgebühr von sechs Euro. Die zweite Sparkassencard kostet sechs Euro, die einfache Kreditkarte 36 Euro zusätzlich pro Jahr – macht eine neue Jahresgebühr von 114 Euro. Das sind Mehrausgaben von jährlich 44,60 Euro bzw. eine Gebührenanhebung um fast zwei Drittel.
Kein Wunder, dass sich in den vergangenen Tagen zahlreiche Sparkassenkunden fragend, irritiert und auch verärgert an das Institut gewandt haben. Dies bestätigt Pressesprecher Stefan Hebig. Er empfiehlt, bei Unsicherheit das Gespräch mit den Beratern in der zuständigen Filiale zu suchen. Dann würde man die für den Einzelfall günstigste Kontolösung finden.
Günstiges Standard-Konto, teure Überweisungen
Je nach Nutzung könne die Kontoführung auch günstiger werden. Zum Beispiel beim Standardkonto für nur drei Euro im Monat. Allerdings kostet dann jede einzelne Überweisung 30 Cent.
Für Betriebswirt Bernd D. aus Volkach ist das Vorgehen der Sparkasse Mainfranken ein Unding. Er hat sich mit einer Beschwerde an Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt als den derzeitigen Vorsitzenden des Verwaltungsrates gewandt. Die neuen Konten hält er für eine „nicht unerhebliche Verschlechterung“ gegenüber den bisherigen Modellen.
Sparkassen bayernweit unter Zinsdruck
D. schreibt: „Für mich besteht der Eindruck, dass rigoros eine Preiserhöhung durchgepeitscht werden soll.“ Der enttäuschte langjährige Kunde bittet den Verwaltungsrat, die Kontoumstellung nochmals auf ihre Notwendigkeit zu überprüfen.
Dass die Kontoänderungen noch gestoppt werden, ist nicht zu erwarten. Bayernweit stehen die 66 Sparkassen unter Druck und betreiben – in unterschiedlicher Form – eine verschärfte Gebührenpolitik. Mit einer Bilanzsumme von 8,1 Milliarden Euro war die Sparkasse Mainfranken 2016 bayernweit die viertgrößte Sparkasse hinter der Sparkasse München (17,6), der Kreissparkasse München/Starnberg/Ebersberg (11,2) und der Sparkasse Nürnberg (11,0).
Sparkassenverband hält Anpassung für „nicht unüblich“
Wie der Bayerische Sparkassenverband betont, treffen die einzelnen Geldinstitute ihre geschäftspolitischen Entscheidungen selbstständig. Die Rahmenbedingungen seien aber für alle schwieriger geworden. Pressesprecherin Eva Mang verweist auf die niedrigen Zinsen: „Sparkassen leben stark vom Unterschied zwischen Kredit- und Guthabenzins. Da wird es enger.“
Zudem müssten die Sparkassen einen deutlichen Mehraufwand betreiben wegen der verschärften Regulierung nach der Bankenkrise und wegen der Digitalisierung. Anpassungen bei den Girokonten seien deshalb „nicht unüblich“. Auch nicht die automatische Umstellung. Für den Kunden sei dies auch bequem – sie müssten nichts weiter veranlassen.
Verfahren der Kontoumstellung ist rechtlich sauber
Rechtlich sieht Bernd Fröhlich, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Mainfranken, keine Probleme bei dem gewählten Verfahren. Das Bürgerliche Gesetzbuch erlaube die Änderung eines Girokontovertrags durch einseitige Erklärung. Es müsse allerdings ein zweimonatiges Widerspruchsrecht eingeräumt und der Kunde darauf hingewiesen werden. Dies sei hier geschehen.
Ebenso sei klargestellt worden, dass ohne einen Widerspruch die Änderung in Kraft tritt. Fröhlich: „Der Kunde wurde mit dem Brief in Kombination mit dem Flyer umfassend über die neuen und damit zu ändernden Vertragsbedingungen informiert.“
Mitarbeiterkonditionen für die 1700 Angestellten
Unterdessen werden auch die 1700 Angestellten der Sparkasse Mainfranken bei der Kontoführung zur Kasse gebeten – allerdings nur, wenn sie sich für das teuere Premium-Modell entscheiden. Dann müssen sie nach Informationen der Redaktion den halben Gebührensatz bezahlen.
Ohne Beträge zu nennen, verweist Vorstandschef Fröhlich auf Mitarbeiterkonditionen. Diese seien auch in anderen Branchen üblich.
Stiftung Warentest: Die Girokonten werden allgemein teurer Die Stiftung Warentest untersucht und vergleicht fortlaufend die bundesweit von Banken und Sparkassen angebotenen Girokonten und deren Konditionen. Bereits im letzten Jahr stellte sie im „Finanztest“eine Preiserhöhung bei vielen Instituten fest. Gratis-Konten bieten nur noch eine Handvoll Banken – die meisten davon Direktbanken ohne kostspieliges Filialnetz. Auch 2017 gehe der Anstieg der Preise für die Kontoführung weiter. Bis zur Jahreshälfte hatten weitere 24 Banken und Sparkassen Änderungen angekündigt: „Sie erhöhen den monatlichen Grundpreis fürs Girokonto, kassieren für bisherige Gratisleistungen oder knüpfen die Gebührenfreiheit eines Kontos an einen monatlichen Geldeingang.“ Die Stiftung Warentest rät, bei Kosten von mehr als 60 Euro jährlich für das Girokonto inklusive aller Buchungen und Girocard einen Kontowechsel zu prüfen. Die Sparkasse Mainfranken zählt für die Tester nur mit der absoluten Jahresgebühr von bisher 59,40 Euro zu den teuersten der untersuchten Banken. Weil die meisten anderen Institute noch zusätzlich ein bis zwei Euro pro Überweisung kassieren, sind die Unterfranken im bundesweiten Ranking sogar vergleichsweise günstig. Bisher zumindest. Nicht untersucht wurden von der Stiftung Warentest die Sparkassen Schweinfurt und Ostunterfranken/Haßfurt (beide wollen zum 1. Januar 2018 fusionieren), Bad Neustadt und Bad Kissingen. Alle vier Sparkassen haben Girokonten zum monatlichen Preis von zwei Euro bis zwölf Euro im Angebot. Aber: Bei günstigen Grundgebühren fallen teils erhebliche Kosten für einzelne Überweisungen an (bis zu 2,50 Euro). Ungeschriebenes Gesetz für alle Sparkassen in Mainfranken und auch andere Banken: Jugendliche können kostenlos ein Konto eröffnen und führen.