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Glücklich beim Steine klopfen

Ochsenfurt

Glücklich beim Steine klopfen

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    Zwei, die sich auf künstlerischer Ebene verstehen: Die Sommerhäuser
Hobby-Künstlerin Christa-Maria Gerth und der Kleinochsenfurter
Bildhauer Otmar Kleindienst.
    Zwei, die sich auf künstlerischer Ebene verstehen: Die Sommerhäuser Hobby-Künstlerin Christa-Maria Gerth und der Kleinochsenfurter Bildhauer Otmar Kleindienst. Foto: FOTO ANTJE ROSCOE

    Kratzender Steinstaub hängt in der Werkstatt. Gearbeitet wird im Stehen und "es gibt manche schlaflose Nacht vom Klopfen im Arm. Anfangs kann man die Tasse nicht halten, so dick ist er. Der Druckluftmeisel macht da nicht viel Unterschied", hat Gerth erfahren. Seit drei Jahren verbringt sie einen Tag die Woche immer wieder bei Otmar Kleindienst, der Respekt vor ihrer Arbeit hat.

    "Mit Farben habe ich es nicht so, aber mit Formen"

    Christa-Maria Gerth Hobby-Bildhauerin

    Eine tanzende, etwa einen Meter hohe Frauenfigur hat die in Würzburg geborene Sommerhäuserin gerade fertig gestellt. Inzwischen steht sie vor dem Gebetshaus in Sommerhausen, wo Gerth in der Dienstwohnung lebt, und strahlt jeden an, der die ehemalige Synagoge verlässt. Die Vorlage für die "Babuschka", wie sie Gerth nennt, ist aus dem Leben gegriffen. Das Foto einer älteren Frau, die zum Ende der Gemüseernte spontan einen kleinen Freudentanz aufführt, hatte es Gerth angetan. Gesehen hatte sie es 1990 in der Main-Post. Solange trägt sie allein dieses Vorhaben mit sich herum. Vor etwa zehn Jahren bereits habe sie die Figur als Modell in Ton gearbeitet. Doppelkinn, Schürze und Stiefel zeichnen die Babuschka aus und was sie für Gerth ausdrückt, kommt aus dem alten Testament: "Ich frohlocke, ich will dir danken, ich will jauchzen, ich will singen und spielen".

    Fünf Tage hat die Inhaberin des Cafés Schatztruhe, die noch voll im Arbeitsleben steckt, an der Babuschka gearbeitet. Seit drei Jahren genießt sie den Luxus, "einen Tag zu sagen, ich komme heute Abend wieder. Ich freue mich, dass ich das jetzt machen kann". Diätassistentin und Küchenleiterin ist Gerth gewesen, bevor sie sich vor 26 Jahren mit der Schatztruhe selbständig machte und dort zunächst vor allem auch Kunstgewerbe verkaufte. Immer wenn Luft war, habe sie seit ihrer ersten Mutter-Kind-Kur in Ton gearbeitet. Damals hatte sie das Aha-Erlebnis gehabt, so Gerth. "Mit Farben habe ich es gar nicht, aber mit Formen. Manches, was ich höre, sehe ich plastisch vor mir. Was andere in Musik umsetzten, wird bei mir zur Plastik", erklärt sie.

    In ihrer Wohnung sammeln sich die Ton-Modelle. Kulturen treffen aufeinander. "Das kommt schon vom Elternhaus her. Da war viel Weite in dieser Richtung", erklärt die Japan-Begeisterte, die erst 2005 das alte Japan mit den Klöstern besuchte. Zen ist ihr seit 30 Jahren Begleiter - und damit ändert sich auch die geistige Haltung im Laufe der Jahre, beobachtete sie.

    Menschen und Begegnungen, die einem weiterhelfen: Otmar Kleindienst gehört für Gerth in die Kategorie von Glücksfällen. "Ich kann fragen und lerne", freut sie sich über die Zusammenarbeit, die es ihr ermöglicht, ihr künstlerisches Schaffen in Stein weiterzuentwickeln. Aber bis es soweit war! "Es war der Mut zu fragen", schildert sie die größte Hürde. Und dann war im Winter erst kein Platz in der Werkstatt, aber im Frühjahr durfte ich anfangen. "Man kann eigentlich nur einmal glücklich sein. Ich bin es jetzt", beteuert sie mit Blick auf das Notwendige, von dem sie alles hat und die Möglichkeit, endlich in Stein arbeiten zu dürfen. Es liegt viel Genügsamkeit und Weisheit in diesem späten Glück.

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