Früher konnte er sieben Ziegelsteine auf einmal mit der Handkante durchschlagen. Mittlerweile lässt es Michael Vollrath ruhiger angehen. Am Sonntag, 15. Februar, wird das Sommerhäuser Original 90 Jahre alt. Noch immer kann er mehrstrophige Couplets, witzige Verse, aus dem Gedächtnis hersagen. In jüngeren Jahren unterhielt er ganze Festgesellschaften mit seinen Darbietungen. Michael Vollrath ist ein Ur-Sommerhäuser reinsten Wassers. Zumindest, wenn man das mit seinen Winterhäuser Wurzeln nicht ganz so eng sieht. Vor Jahrhunderten waren seine Vorfahren aus dem Nachbardorf über den Main gekommen und in Sommerhausen heimisch geworden. Als Michael Vollrath 17 Jahre alt war, musste er für vier Monate zum Reichsarbeitsdienst. Das war 1942, und nach den vier Monaten folgte die Einberufung zur Wehrmacht. Vollrath kam zu einer von drei fliegenden Divisionen, die immer dort eingesetzt wurden, wo das Kriegsgeschehen gerade am heftigsten tobte. Dreimal wurde der junge Sommerhäuser verwundet, zuletzt im März 1945 in Polen. Einen Geschosssplitter, der erst vor wenigen Jahren aus seinem Bein operiert wurde, trägt er jetzt im Geldbeutel bei sich. Eigentlich sollte Vollrath seine Verletzung in Würzburg im Krankenhaus auskurieren. Doch der verheerende Bombenangriff auf die Stadt am 16. März 1945 trieb ihn zur Flucht – nur dürftig bekleidet und an Stöcken humpelnd. Ursprünglich hatte Michael Vollrath in die Fußstapfen seines Vaters treten und ebenfalls Büttner lernen wollen. Aber im Krieg, mit dem Vater an der Front, da war es wichtiger, die elterliche Landwirtschaft am Laufen zu halten. Ein bisschen Wein, ein paar Stück Vieh, dazu einige Obstbäume – das hatten früher die meisten Sommerhäuser Familien. Michael Vollrath konzentrierte sich auf den Obstbau. Eine große Anzahl Bäume nannte er sein Eigen.
Mit 27 Jahren führte Vollrath seine langjährige Freundin, die vier Jahre jüngere Else Wehner, zum Traualtar. Fünf Kinder bekam das Paar. Der älteste Sohn verstarb vor vielen Jahren. Die anderen Kinder wohnen in der Nähe und besuchen täglich ihren Vater, der seit zwei Jahren Witwer ist.
Vollrath nahm Ende der 60er-Jahre eine Stelle als Pförtner beim Würzburger Vogel-Verlag an, wo er schon bald Chef-Pförtner wurde. Daneben widmete er sich dem Obstbau, seiner Familie und der Geselligkeit. Singen und Fußballspielen waren neben Boxen seine Leidenschaften. An seinem Geburtstag erwartet Michael Vollrath seine Gratulanten bei sich zu Hause. Abends soll dann mit der Familie im Wirtshaus gefeiert werden. Text & Foto: C. Schuhmann