„Damit das klar ist: Hier spricht nicht die Landtagspräsidentin Barbara Stamm, sondern die Bärbel.“ Ein Raunen ging durch die gut besuchte Mehrzweckhalle Weiße Mühle in Estenfeld. „Denn so hast du mich immer genannt, ,meine Bärbel‘“, sagt Barbara Stamm, „und ich habe dir unendlich viel zu verdanken.“
Dieser Christian ist niemand Geringerer als der Landtagsabgeordnete a. D. Christian Will, und ihm zu Ehren hatte Bürgermeisterin Rosi Schraud zum 90. Geburtstag von Will einen Empfang in der Weißen Mühle ausgerichtet. Auch ein anderer politischer Weggefährte von Will war gekommen: der Staatssekretär a. D. Albert Meyer.
Bärbel ist lieber in Estenfeld als in München
Der Festredner Thomas Goppel war dem Ruf des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer „nach München“ gefolgt. Das juckte Barbara Stamm herzlich wenig. „Sollen die doch in München besprechen, was mit Seehofer passiert, ich bin hier bei einem wichtigeren Termin“, sagte „Bärbel“, „nämlich um dir ein großes Vergelts Gott zu sagen, was du für mich und vor allem für die Menschen deiner Region gemacht hast.“
Allein die geschichtliche Aufarbeitung von Estenfeld oder die Mehrzweckhalle sei schon herausragend. „Kurze Zeit später wimmelte es in halb Unterfranken von Christian-Will-Hallen“, so Stamm weiter. Was Will als politischer Ziehvater für Stamm gemacht hatte, ließ sich nur erahnen.
Anerkennung von Monika Hohlmeier
Anerkennung für die politische Arbeit Wills sprach Monika Hohlmeier aus, und sie sprach ausdrücklich über das Verhältnis ihres Vaters, dem verstorbenen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß, zu Will. „Viele Abgeordnete wollten ihm gefallen, du wolltest kompetent sein“, sagte sie. Und seinerzeit sei es auch üblich gewesen, Querelen unter vier Augen auszutragen und nicht vorab über soziale Netzwerke.
Sie war wegen zweier Vollsperrungen auf der Autobahn verspätet gekommen. Und auch sie fuhr, wie Stamm, nach ihrem Dank nach München weiter.
Die „Christian-Will-Rose“
Übrigens: Es gibt bald auch die „Christian-Will-Rose“, eine spezielle Züchtung, in Auftrag gegeben vom CSU-Ortsverbandsvorsitzenden Michael Weber. „Ich weiß nicht, in wieviel Stunden, Tagen, Monaten du in Archiven die Spuren Estenfelds erforscht hast“. Paul Lehrieder, MdB, lobte die Arbeit Wills im Petitionsausschuss des Landtages und dessen „Duftmarken“ in der Region. Thomas Eberth, CSU-Kreisvorsitzender, sprach von der „Prägung, mit der du der CSU im Landkreis deinen Stempel aufgetragen hast“. Dass er trotz seines Ruhestandes immer noch aktiv sei, fand die Bewunderung von Bürgermeisterin Rosi Schraud.
Will hatte sich auch um die alte St.-Mauritius-Kirche verdient gemacht und sie renovieren lassen. Als Dank ließ die Gemeinde eine Sitzbank springen für Christian Will und seine Frau Philo, von der Kreis-CSU gab es einen Baum dazu. „Die Schützen, Kleintierzüchter und Sänger hätten heute keine Vereinsheime und die TSG keinen Kunstrasenplatz“, so Schraud weiter, „wenn du nicht Ausnahegenehmigungen durchgesetzt hättest.“
Wenn sein Auto vor der Tür stand, war Feuer unterm Dach
Apropos durchsetzen: „Immer, wenn ein Mercedes mit dem Kennzeichen WÜ-CW 10 vor einem Haus stand“, sagte MdL Manfred Ländner, „hat man gewusst, der Christian Will ist da, da ist Feuer unterm Dach“. Der ehemalige CSU-Kreisrat Adolf Kessler erinnerte an die Gründungszeit der CSU im Landkreis und wie Will die CSU aufgebaut hatte.
Wolfgang Riedner, ein hoher Offizier der Bundeswehr a. D. in Veitshöchheim, hob die Patenschaft der Bundeswehr mit Christian Will hervor. „Du warst auch Heilig Abend bei uns, um deine Verbundenheit zu uns zu zeigen“, sagte er. Und der ehemalige Kammersänger Karl Aulbach brachte Will ein musikalisches Ständchen. Für die übrige Musik war der Musikverein Estenfeld verantwortlich.
In seinen Schlussworten wünschte Will der CSU, „dass sie keine Dummheiten macht“. Denn aktuell 37 Prozent Zustimmung, „daran sind wir selbst Schuld“. Will hofft, dass der Landesvorstand „Nägel mit Köpfen macht.“
„Sollen die doch in München besprechen, was mit Seehofer passiert, ich bin hier bei einem wichtigeren Termin.“
Barbara Stamm, Landtagspräsidentin