„Drei, zwei, eins, los“, tönt es und die Athleten stürzen sich in den Erlabrunner Badesee. Damit ist der Lifestyle Würzburg Triathlon am Sonntag eröffnet. Auch Rainer Brell steigt in das Wasser und beginnt seine Runde. Obwohl er mittendrin ist, sieht er die anderen Schwimmer nicht – denn er ist blind.
„Das hat gut geklappt“, meint der 46-Jährige nach der Distanz über 2,1 Kilometer. An einer elastischen Leine hat ihn Anita Wüthrich-Haas geführt. Meistens trainiert der Veitshöchheimer alleine im Geisbergbad und orientiert sich am Beckenrand. „Aber hier keine Chance“, so der Blinde, dem es bei 23 Grad Wassertemperatur fast zu warm war. Jetzt hat er etwa zweieinhalb Stunden Zeit, sich für den Halbmarathon auszuruhen. Währenddessen absolvieren die aus München angereisten Staffelpartner 76 Kilometer Radstrecke, darunter der ebenfalls blinde Gregor Cordes auf einem Tandemrad mit Michael Klein.
Das sommerliche Wetter lockt viele Zuschauer an, die den Tag am Badesee verbringen und die Triathleten anfeuern. Veranstalter Jürgen Schweighöfer ist zufrieden. Mit über 500 Sportlern habe man sich im Vergleich zum Vorjahr wieder um etwa 20 Prozent steigern können. Der Fitnessclub-Besitzer hat die zwischenzeitlich eingestellte Veranstaltung 2007 wiederbelebt. Auch für ihn sind die blinden Sportler eine Besonderheit und so wird deren Zielspurt laut angekündigt.
Außer Puste, aber glücklich, kommt das Team nach 5 Stunden 19 Minuten an. Brells Laufpartner ist Edwin Haas aus Garmisch. „Ich kann genau steuern, wohin Rainer tritt“, erklärt er. Sie halten gemeinsam ein Tuch in der Hand und Haas weist seinen Partner verbal auf Stolperfallen wie Bordsteinkanten hin.
„Da musste ich nicht lange überlegen“, erklärt Haas zu seiner Motivation, einen Blinden zu führen. Ihn reizt vor allem die besondere, geistige Herausforderung neben dem sportlichen Aspekt. „Es ist Gänsehaut pur“, so der 42-Jährige.