Auch wenn's um Fußball ging, war das Ergebnis nicht typisch für den Volkssport Nummer eins: Mit 38:7 beschlossen die Stadträte am Donnerstag das Eckpunkte-Konzept von Kämmerer Robert Scheller zur städtischen Beteiligung an einer Stadiongesellschaft für das Kickers-Stadion. Damit ist die Gesellschaft noch nicht gegründet, aber mit dem Grundsatzbeschluss entscheidend auf den Weg gebracht. Zu den Eckpunkten zählt eine Beteiligung der Stadt von maximal sieben Millionen Euro.
„Die Chancen sind größer als das Risiko“
Christine Bötsch CSU-Fraktionschefin
Der relativ klaren Entscheidung ging eine längere Debatte voraus. Diese machte deutlich, dass trotz der prinzipiellen Zustimmung noch etliche Fragen offen sind – vor allem, was eine möglichst große Risikobegrenzung für die Stadt angeht und konkrete Zahlen, auch vom geplanten Mitgesellschafter Würzburger Kickers, angeht. Wie berichtet, soll die Stadiongesellschaft das 49 Jahre alte, vereinseigene Stadion am Dallenberg übernehmen, sanieren, ausbauen und unterhalten. Die Kickers AG, die Profiabteilung des Vereins, soll für die Nutzung Pacht zahlen.
Bötsch: „Eine Art Wirtschaftsförderung“
Bedenken, was zum Beispiel passiert, wenn ein Gesellschafter – das sollen neben Stadt und Verein auch ein oder mehrere private Geldgeber sein – aussteigt, äußerten CSU-Fraktionschefin Christine Bötsch und SPD-Stadtrat Hans Werner Loew. Die beiden stimmten dem Konzept aber dennoch zu. „Die Chancen sind größer als das Risiko. Wir sehen das als eine Art Wirtschaftsförderung“, sagte Bötsch.
Dass die Rechnung nur bei sportlichem Erfolg aufgeht, war allen Beteiligten klar. „Doch alle Risiken auszuschließen, ist schlicht unmöglich“, machte Joachim Spatz (FDP) deutlich. Wichtig sei, dass die Stadt beim Stadionmanagement dabei sei. Zudem helfe man einem Verein, der für das Image der Stadt Wesentliches leiste. Und letztlich bediene man mit der Investition „die 10 000 Leute, die ins Stadion gehen“. Die maximal sieben Millionen Euro, die in Jahresraten von rund 300 000 Euro gezahlt werden, seien ein verträglicher Einsatz.
Weber: „Auch die Region profiziert“
Das sieht Alt-OB Jürgen Weber (WL) ähnlich. Weber sprach gar von einem „Glücksfall“– zum einen, was die Kickers schon für die Gemeinschaft geleistet hätten, zum anderen, dass man bereits über ein Stadion verfüge. „Und das bauen wir für diejenigen aus, die zuschauen wollen.“ Dabei profitiere auch die Region, denn Profisport sei ein wesentlicher Faktor im Wirtschaftsleben.
Die Risiken seien eingegrenzt, man solle das Projekt nicht zerreden, plädierte Wolfgang Baumann für eine städtische Beteiligung. Diese befürworte Andy Puhl (FWG) ebenso wie Heinrich Jüstel (SPD), der dadurch allerdings eine Vorlage für Begehrlichkeiten von anderen befürchtet.
„Ich sehe keinen anderen Weg für hochklassigen Fußball“, begrüßte Grünen-Fraktionsvorsitzender Matthias Pilz das Modell Stadiongesellschaft. „Es geht nicht ohne öffentliches Engagement. Das ist auch in anderen Städten so.“
Dies unterstrich auch Kämmerer Scheller: „Auch wenn's viel Geld, ist die Variante Stadionausbau immer noch die billigste.“ Regensburg zum Beispiel habe für 55 Millionen ein neues Stadion gebaut.
Scheller wie auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigten Verständnis für Bedenken. „Wir tun uns schwer, weil wir noch kein Stadion verantwortet haben“, sagte Scheller. Er machte deutlich, dass noch etliche Fragen zu klären seien, bis die Stadiongesellschaft steht. Das erfordere noch weitere Beschlüsse der Stadträte. Geplant sei, einen ersten Zuschuss-Betrag in die kommenden Haushaltsberatungen einzubringen.
Kritiker befürchten auch unklare Folgekosten
Kritik und Kritiker gab's auch. So stieß die Aussage von Kickers-Vereinschef Michael Schlagbauer, dass man das Stadion Dallenberg als dauerhafte Spielstätte favorisiere, aber im Zuge eines Masterplans für die Zweite Liga auch andere Standorte untersuche, zum Teil auf Unverständnis. Wegen des fehlenden klaren Bekenntnisses für den jetzigen Standort stimmte Gisela Pfannes (SPD) dem Konzept nicht zu. Auch Karin Miethaner-Vent (Grüne) sagte Nein. Es sei nicht Aufgabe der Stadt, Profisport zu unterstützen.
Wegen der für ihn unklaren Folgekosten lehnte ÖDP-Fraktionschef Raimund Binder die Stadiongesellschaft ab – ebenso seine Fraktionskollegin Christiane Kerner, Lore Koerber-Becker, Laura Wallner (beide SPD) und Sebastian Roth (Die Linke).
„Das ist kein risikoloses Engagement“, räumte auch der OB ein. Schuchardt betonte aber: „Wir profitieren vom Fußball. Das ist etwas Gutes für die Stadt.“