Manchmal stimmt es doch, dass, wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, der Berg zum Propheten muss. So hatte Tobias Kessler, Chef des Textilservice, gedacht, dass gemeinnützige Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Seniorenheime seine kostenlose Wäsche mit Kusshand nehmen. Erst recht, weil die Spende es kurz vor Weihnachten erfolgte.
Doch niemand in Würzburg und Umgebung wollte sie haben. Kessler wunderte sich, schließlich begründet sich ein Teil seines Geschäftes darauf, Bettwäsche, Tischdecken und Berufskleidung an Sozialeinrichtungen zu vermieten und sie zu reinigen. Kessler war enttäuscht, doch dann kam ein Anruf von Ulrike Müller-Krause. Die Würzburgerin fragte an, ob sich der Textilservice nicht an der Ukraine-Hilfe beteiligen wolle.
Großes soziales Gefälle
Die versorgt soziale Institutionen wie Krankenhäuser, Gemeinden, aber auch orthodoxe Kirchengemeinden mit Sachspenden – je nachdem, was gebraucht wird. In der Ukraine ist das soziale Gefälle sehr groß. Manche Krankenhäuser sind nach westlichen Standards eingerichtet, in anderen müssen die Patienten ihre Medikamente zur Operation selbst mitbringen. Träger der Ukraine-Hilfe ist die Lobetaler Evangelische Kirchengemeinde der Anstaltskirchengemeinde in Bernau bei Berlin – ein Mitglied der Diakonie.
Ulrike Müller-Krause war auf die Organisation per Zufall gestoßen. Auch sie als Privatfrau wollte helfen, suchte nach einem kleinen, überschaubaren Hilfswerk. Inzwischen ist sie seit drei Jahren Mitglied und Mittler zu den Firmen. Auf den Textilservice kam sie durch eine Zeitungsanzeige.
Tobias Kessler war von ihrem Anliegen sofort angetan: „Ich hatte ja gezielt nach einem Abnehmer aus dem Gesundheitswesen gesucht.“ Die Wäsche kommt nun einer psychiatrischen Klinik zugute. Ebenso zwei Groß-Waschmaschinen, die der Textilservice spontan mitliefert.
Kostenloser Transport
Wann der Transport in die Ukraine losgeht, steht allerdings noch nicht fest. Laut Müller-Krause fehlen noch einige Artikel, die dort dringend benötigt werden. Inzwischen hat sich die Spedition Max & Moritz aus Würzburg bereit erklärt, den Transport der Hilfsgüter nach Berlin kostenlos zu übernehmen.
Von dort aus werden die Sachspenden in die Ukraine weitergeleitet. Sobald alles komplett ist, geht es los. Erfahrung haben die Lobetal-Mitarbeiter mit solchen Transporten genug. Schließlich fahren sie bis zu zwölfmal pro Jahr in das Land in Osteuropa.