Ruhig ist er geworden, brav – noch lange nicht. Auch wenn er so ausschaut, wenn er oben auf der Bühne sitzt mit seiner blauen Trainingsjacke.
Hans Söllner, der Rebell, nach wie vor ist er beliebt. Sein Publikum bleibt ihm seit Jahrzehnten treu, so auch in Equarhofen. 260 Zuhörer durften hinein. Doppelt so viele Karten hätte Matthias Sendel verkaufen können. „Nach eineinhalb Wochen waren alle Karten ausverkauft“, sagt er und stöhnt ob der vielen Telefonanrufe danach.
Junge Fans
Der Equarhöfer hat es im Rahmen der Wirtshaustour geschafft, Söllner in den kleinen Ort zu holen. Einschließlich seiner eigenen Veranstaltung hat der 32-jährige Sendel den Söllner damit das 16. Mal gehört. Sein 63-jähriger Vater zum dritten Mal. Damit ist die Altersspanne des Publikums schon fast erklärt. Nicht nur frühere Anhänger lockt der mittlerweile 55-Jährige, immer wieder kommen junge Fans nach. So war das Publikum bunt gemischt.
Etliche bekannten sich mit Söllner-Shirts als eingefleischte Fans, einer kam als Söllner der frühen Jahre, denn die Haarpracht ist mittlerweile kurz, seine blonden, verfilzten Haarsträhnen hat er ja abgeschnitten und versteigert.
Schließlich braucht er ja Geld. Immerhin hat er ja schon einen höheren sechsstelligen Betrag wegen seiner Liedtexte bezahlt, weil sich andere beleidigt fühlten. Doch nach wie vor prangert Söllner in seinen Liedern, die er mit Gitarre und Mundharmonika begleitet, das System an, tritt für Freiheit ein und ruft zum Ungehorsam auf. Mit einzelnen Politikern hält er sich vornehm zurück, nennt sie „Politiker“ und hofft, dass sein Publikum weiß, wer gemeint ist.
Tourbus durchsucht
Dass das Konzert nach eineinhalb Wochen schon ausverkauft war, freut Söllner, werde es doch so für die Ordnungskräfte schwieriger, sich in Zivil unter die Fans zu mischen und spielte auf frühere Vorgehensweisen mit anschließender Durchsuchung des Tourbusses an. Nach wie vor setzt er sich für die Legalisierung von Marihuana ein.
Er ist ruhiger geworden, aber seine Fans lieben ihn. Vielleicht, weil er sich nichts gefallen lässt. Vielleicht, weil er es schafft, 25 Minuten über seine medizinisch-psychologische Untersuchung zu plaudern. Vielleicht, weil er relativ lustige Vorschläge hat, nämlich einer Polizeistreife einmal hinterherzufahren. Oder dass fünf Zuhörer nach dem Konzert auffällig fahren sollen, damit sich die Polizei dann weniger um ihn kümmert.