Die Hauptschule Veitshöchheim ist eine von 13 Schulen in Bayern, die im Auftrag des Kultusministeriums die Neuausrichtung der Abschlussprüfung im Lernfeld Arbeit-Wirtschaft-Technik erproben. Schüler der neunten Klasse unterzogen sich für diesen Schulversuch probehalber einer Projektprüfung. An fünf Unterrichtstagen setzten sie sich mit einer komplexen Aufgabenstellung auseinander und präsentierten am Ende ihr Projekt.
Der Schulleiter war sichtlich überrascht, zu welchen Leistungen die 21 Schüler der ausgewählten Klasse 9 c im Team fähig waren und hier auch eigene Ideen realisierten.
„Wir haben uns immer Bänke zum Hinsetzen in den Pausen gewünscht, aber nie bekommen“ berichtete Janine Heß. Im Betrieb des Schreinermeisters Heinz Sendner in Retzbach konnten die zwölf Schüler im Fach Technik nun ihre Wünsche in die Tat umsetzen. Aufgeteilt in drei Teams fertigten sie eigenverantwortlich vom Entwurf bis zur Ausführung Sitzgelegenheiten für den Pausenhof.
Motiviert und zielorientiert
Betriebsinhaber Sendner war überrascht, wie motiviert, diszipliniert und zielorientiert die Schüler trotz der vielen Arbeit mitzogen. Wegen der Enge zwischen den vielen Maschinen in seinem Betrieb hatte er zunächst Bedenken. Eine Null-Bock-Mentalität habe er bei diesen Neuntklässlern nicht feststellen können.
Im Fach Wirtschaft erstellte das Team eine Bildschirmpräsentation und Broschüren „Ich und mein Beruf“, die nun schon beim nächsten Berufsinformationstag der Schule zum Einsatz kommen sollen. Vorausgegangen war das Erstellen eines Fragebogens, mit dem die Schüler zielgerichtet Ausbilder und Auszubildende während eines Praktikums abfragten über Aufgaben, Tätigkeiten, Anforderungsprofil, Arbeitsbedingungen, Arbeitsmittel, Berufschancen, Ausbildung und Vergütung.
Genüsslich wurde es im Fach Soziales. Mit ihrer Schülerfirma und einem Etat von 50 Euro planten und gestalteten die Schüler einen italienischen Abend mit landestypischem Essen, Menükarte und Dekoration – und setzten sich auch mit dem Berufsbild des Kochs auseinander.
Der Schulleiter war beeindruckt. Nicht zuletzt davon, welche Fortschritte seine Regel-Schüler seit ihrem Praktikum gemacht haben und wie sie ihre Ergebnisse auch mediengerecht mit Beamer und Laptop präsentieren konnten. Die Fachlehrer hatten an allen fünf Tagen nur beratend geholfen.
Überraschend war bei der Schlussfragerunde für Klassenlehrer Bernhard Möller und seine Kollegen, dass ihre Schützlinge diese Form von Projektarbeit im Team nicht als normalen Unterricht ansahen.
Berufswahl
Alle waren sich einig, sehr viel für ihr späteres Leben gelernt zu haben. „Dieses Projekt hat mir für meine berufliche Auswahl sehr geholfen“ sagte Technik-Schüler Andreas Hauck. Katharina Schulz will nach einem Praktikum Einzelhandelskauffrau lernen und Denise Gondosch möchte Köchin werden.
Die Begeisterung der Schüler im Rahmen des Projekts und die Qualität der Ergebnisse veranlassten den Schulleiter zu dem Fazit, dass gerade die Hauptschule mit ihrer berufsorientierten Ausrichtung wie keine andere Schulart dazu geeignet sei, arbeitspraktisches Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln und individuelle Talente zu fördern.
Der Schulleiter sieht sich bestätigt, dass die vor zwei Jahren im Rahmen eines Schulversuchs eingeführte vertiefte Berufsorientierung durch die Wahl eines Profilfaches ab der achten Klasse der richtige Weg ist. Seitdem stehen hier ab der achten Klasse mit vier Stunden Fachunterricht wöchentlich doppelt so viel wie zuvor auf dem Stundenplan.