„Hier bin ich von Anfang an mittendrin“. Unter diesem Motto stand ein Aktionstag, der für die duale Ausbildung in der Hauswirtschaft geworben hat.
„Wir wollen mit dieser Aktion das Interesse der Jugendlichen wecken, denn die Hauswirtschaft gehört derzeit nicht gerade zu den Modeberufen“, sagt Hedwig Bauswein, Ausbildungsberaterin für Hauswirtschaft am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg zu Beginn der Veranstaltung „mittendrin“ im Ausbildungsbetrieb Bürgerspital Würzburg.
Dennoch sei es ein schöner Beruf. Nicht nur Putzen, Waschen und Kochen gehöre heute zum Berufsbild der Hauswirtschafterin, sondern auch Organisations- und Betreuungsleistungen. „Im Mittelpunkt steht immer der Mensch mit seinen Bedürfnissen, in der Klinik, in der Bildungsstätte und im Seniorenheim“, so Bauswein weiter.
Dass die Ausbildung zur Hauswirtschafterin abwechslungsreich und attraktiv ist und es bei weitem um mehr geht als nur um Kochen und Putzen, demonstrieren Vanessa Fleckenstein, Azubi im dritten Ausbildungsjahr, Michelle Immen im zweiten Ausbildungsjahr und Vanessa Lajosbanyar, die in der Küche Osterhäschen aus Mürbeteig backt. „Die Aufgaben in der Praxis sind vielseitig und nie langweilig und wir lernen hier die unterschiedlichsten Tätigkeiten vom Organisieren über den Umgang mit Gästen bis hin zu praktischen Arbeiten“, sagt Fleckenstein.
In der Cafeteria des Bürgerspitals, die von den ambulanten Patienten und den Patienten der Tagesklinik genutzt wird, sind die Azubis für den Service zuständig. Das Eindecken und Herrichten der Tische gehört zum alltäglichen Geschäft. „Wir achten auf Sauberkeit und dass immer ein Blumengesteck auf den Tischen ist“, erklärt die junge Frau. Und dass der Raum immer den Jahreszeiten entsprechend hübsch dekoriert ist.
Viel Spaß macht ihr diese Ausbildung, weil sie gerne mit Menschen zusammen ist und ein bisschen auch wegen des Verdienstes, schmunzelt sie. Sehr viel Positives haben die ersten Lehrjahre ihr gebracht. „Ich bin viel selbständiger geworden und habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen“, so die 18-Jährige aus Eibelstadt weiter. Und weil sie während ihrer Ausbildung auch den Bereich Pflege kennenlernte, will sie nach ihrer Abschlussprüfung weitermachen und den Beruf der Krankenschwester erlernen.
Ein Stockwerk höher in der geriatrischen Rehaklinik zeigt Immen, wie die Zimmer für die Patienten vorbereitet werden. Auch das gehört zum Aufgabenbereich der Hauswirtschaft. Und vieles mehr, Getränke und frische Gläser auf die Zimmer bringen, Betten beziehen, Betten machen, immer nach dem Rechten sehen. Personennahe Dienstleistungen nennt Bauswein das.
Und über die Entwicklung sagt sie folgendes: „Die Auszubildende kommt in den Betrieb als Kieselstein und wird zu einem Edelstein, sie wird geformt, geschliffen, bearbeitet Tag für Tag.“ Solche Auszubildenden hätten später am Arbeitsmarkt viele Möglichkeiten, es sei ein zukunftssicherer Job, der Bedarf sei enorm. Auch die Verdienstmöglichkeiten könnten sich sehen lassen.
Das bestätigte auch Tanja Müller, hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Ausbilderin im Bürgerspital: „Der gesellschaftliche Wandel bedingt, dass die Nachfrage nach häuslichen Dienstleistungen steigt. Vielen Menschen ist heute hauswirtschaftliche Kompetenz und eine individuelle Betreuung etwas wert.“ Aber inzwischen suchen viele Betriebe, auch das Bürgerspital, händeringend Auszubildende, weiß sie.
Dabei sei die Ausbildung die perfekte Kombination von handwerklichem Können, planerischen Herausforderungen und Betreuung. Vor allem die duale Ausbildung mit einem Berufsgrundschuljahr und zwei Jahren in der Praxis eines Betriebes sieht auch Beatrix Weber-Hilpert vom AELF äußerst positiv. Denn so viel Praktisches lerne man in der rein schulischen Ausbildung einfach nicht.
Schon zur Zeit der Gründung des Bürgerspitals habe die Hauswirtschaft eine wichtige Rolle gespielt, machte leitender Stiftungsdirektor Michael Rückert deutlich. Und: „Das Sagen hatte damals nicht ein Mann, sondern eine Frau. Chefin des Hauses war die Spitalmagd oder Kellnerin.“ Schon damals habe das Versorgen der dort wohnenden Menschen die zentrale Rolle gespielt.
Duale Ausbildung
In der Hauswirtschaft läuft die Ausbildung über drei Jahre. Das erste Jahr ist ein Berufsgrundschuljahr in Vollzeit. Dabei lernt man die theoretischen Grundlagen der Hauswirtschaft wie kalkulieren, rechnen und planen. Es folgen zwei praktische Jahre in einem Ausbildungsbetrieb. Hier lernt man versorgen, betreuen und organisieren in der Praxis. Dazu gibt es einen Tag pro Woche Unterricht in der Berufsschule.
Weitere Informationen zur Ausbildung in der Hauswirtschaft gibt es bei den Ausbildungsberaterinnen Hedwig Bauswein Tel. (09 31) 7 90 47 60 oder Beatrix Weber-Hilpert Tel. (09 31) 7 90 47 61.