2002: das Jahr, in dem die neue Berufsfachschule für Logopädie ihren Betrieb aufnimmt. Zu dieser Zeit müssen Patienten mit Sprachstörung ein halbes Jahr, manchmal länger, auf eine Behandlung durch Logopäden warten – unfassbar, wenn man weiß, dass zum Beispiel bei Schlaganfallpatienten die ersten Sprechübungen schon kurz nach der Attacke enorm wichtig sind, um wieder zu einer guten Sprache zu finden.
Inzwischen ist die Schule in der Bibrastraße zehn Jahre alt. Schulleiter, Dozenten und Schüler feierten den Geburtstag bei einem Festakt in der Zehntscheune des Juliusspitals mit Politikern und Förderern, darunter Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU). Stamm ist auch Beirätin der Caritas-Schulen gGmbH, Träger einer Reihe von Einrichtungen in Unterfranken wie Förderzentren, Schulen für Kranke, Frühförderstellen und berufliche Schulen. Die Logopädieschule gehört dazu.
Der Seele tue der Gesang der Schülerinnen gut, lobte Stamm die jungen Frauen, die den Festakt musikalisch gestalteten. Ihr Beruf gebe ja vor, für den anderen da zu sein. Die Kirche als Träger nehme hier ihren richtigen Platz ein. Stamm: „Die Sozialpolitik unseres Jahrhunderts ist die Bildungspolitik.“ Dabei sei die Kommunikation Dreh- und Angelpunkt. Nach schwerer Krankheit das Sprechen wieder zu lernen und eventuell sogar wieder zu arbeiten, „bedeutet einem Menschen unheimlich viel“, so die Politikerin. Und weiter: „Gerade Ihr Beruf hat eine enorme Zukunft“.
Das Schulgeld ist Stamm ein Dorn im Auge. Die angehenden Logopädinnen zahlen pro Monat 469 Euro Schulgeld. Wenn Studiengebühren fallen, dürften nicht gleichzeitig die Kosten für berufliche Schulen so immens sein. „In Bayern werden wir das durchforsten,“ so Stamm.
Bürgermeister Adolf Bauer dankte für „zehn Jahre Pionierarbeit“ und wünschte sich auch eine Kooperation mit der Uni Würzburg – nicht nur mit der Hamburger Fern-Hochschule (HFH), die den Logopädinnen derzeit im Fernstudium zum akademischen Grad Bachelor of Science (B.Sc.) verhilft.
150 Absolventen hatte die Schule in bis heute in der dreijährigen Ausbildung. 149 erlangten die staatliche Anerkennung als Logopäde (Logopädin), so Schulleiter Markus Heinzl Mania. Die Logopäden arbeiten meist in Kliniken, Reha-Einrichtungen oder Praxen.
Heinzl Mania erläuterte: Die Berufsbezeichnung Logopäde wurde 1957 eingeführt, 1965 wurden die Schulen staatlich anerkannt und seit 1974 „ist festgelegt, dass die Krankenkassen die Kosten für die Therapie übernehmen müssen“. Die noch junge medizinisch-therapeutische Fachdisziplin hilft bei der Heilung beziehungsweise Verbesserung von Sprach-, Stimm-, Schluck- oder Hörbeeinträchtigung von Patienten jeden Alters und wird auch präventiv eingesetzt. Die Schule wurde bereits für ihre hohen Qualitätsstandards ausgezeichnet. Das Team fühlt sich laut Schulleiter „frisch, unverbraucht, frech und fröhlich!“
Ein Tag der offenen Tür findet an diesem Samstag, 2. Februar, von 10 bis 14 Uhr in der Bibrastr. 8 statt.