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Hoch hinaus: Eine ganze Klasse im Kletterwald

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Hoch hinaus: Eine ganze Klasse im Kletterwald

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    Ahhhhh! Melissa saust die Seilbahn hinab. Nach dem anstrengenden Parcours ein Freudenschrei voll Adrenalin.
    Ahhhhh! Melissa saust die Seilbahn hinab. Nach dem anstrengenden Parcours ein Freudenschrei voll Adrenalin. Foto: Fotos: Carolin Lemuth

    In luftiger Höhe auf wackeligen Brettern und Seilen die eigenen Grenzen kennenlernen – für 22 Schüler der Josef Greising-Berufsschule war das eine grenzwertige Erfahrung. Als Gewinner eines Autorenwettbewerbs beim Main Post-KLASSE-Projekt konnten die 18- bis 22-Jährigen im Kletterwald Einsiedel ihre Kräfte messen und Natur erleben.

    Dreien setzt die Höhenangst vorab so zu, dass sie das Geschehen lieber vom sicheren Boden aus beobachten. Elke, die Unsicherheit hinter einer Sonnenbrille versteckend: „Ich schaue lieber aus der Entfernung zu.“ Die Höhe macht ihr Angst. Unter elf Parcours mit verschiedenen Schwierigkeitsstufen können die Schüler wählen. Es geht teilweise bis zu zwanzig Meter über die Erde. „Angst ist Einbildung“, kommentiert Fabian seine Mitschülerin. „Da kann doch nichts passieren, selbst wenn ich schubse.“ Juliane schaut ihn skeptisch an, meint aber: „Fabian tut nur so – eigentlich ist er ganz lieb und würde das nie machen.“ Die Stimmung schwankt zwischen locker und nervös.

    Beim Blick nach oben zwischen die Bäume schlägt ein Mädchen die Hände vors Gesicht und fragt kopfschüttelnd, warum sie sich das antun will. Die Unsicherheit wird weggelacht. Einige Jungs geben sich ziemlich cool. „Wir haben das schon ein paar Mal in der Freizeit gemacht“, behaupten sie selbstsicher.

    Für alle gab es vorher eine ausführliche Einweisung durch erfahrene Trainer. „Der Drei-Meter-Parcours ist nicht zu unterschätzen. Er ist wirklich schwer,“ betont Katharina „er heißt nicht nur so!“ Die Kletter-Trainerin versucht die Jungs etwas auf den Boden der Tatsachen zu bringen, bevor sie sie sich in die Baumkronen begeben und den festen Boden unter den Füßen verlieren. „Man muss wirklich sportlich sein, einige Klimmzüge schaffen.“

    Ausgerüstet mit Helm und Sicherheitsgurt geht es dann erst einmal in den Kinderparcours um ein Gefühl für die Hindernisse zu bekommen. Einigen ist dies schon Erfahrung genug. Der Großteil begibt sich aber euphorisch auf die erste Höhenebene. „Wir haben hier über 100 Elemente“ erklärt Kletterwaldinhaber Peter Langer in legerer Motorradjacke, während er in eine Leberkäs-Semmel beißt. Das Klettern ist Anstrengung. „Die Leute stoßen hier an ihre Grenzen, sollten den Kletterwald nicht unterschätzen und denken, dass wäre total easy.“ Der Spaßfaktor ist aber doch für alle das Größte. „Von vier bis 78 Jahre haben wir schon Kletterer hier gehabt. Viele überwinden sogar ihre Höhenangst.“

    Elke nicht. Sie bleibt am Boden „Wenn ich sehe, was die da oben machen – Nee, Hut ab!“ 30 Minuten später gibt ihre Mitschülerin Melissa zu, dass sie die drei Meter doch etwas unterschätzt hat. „Das ist nicht so, wie im Schwimmbad auf dem Sprungturm.“ Juliane ist noch immer unschlüssig. Die Seilbahn macht ihr Spaß. Einfach in den Gurt fallen lassen und mit Tempo Richtung Boden sausen: Adrenalin pur. „Aber die Slackline wackelt fürchterlich.“

    Während sich die Schüler ihren Weg über Holzstämme, Netze und Stricke bahnen, beobachtet Klassenlehrer Thomas Zöller das Geschehen von der Erde aus. Er würde am liebsten selber in die Baumkronen steigen. Für ihn zeigt sich bei solchen Aktionen, wie der Klassenverbund zusammenhält. Auch im Alltag. „Ich bin sehr zufrieden, wie sie sich anstellen.“ Die Gruppendynamik hat schließlich sogar Hannes noch gepackt. Trotz Höhenangst hat er sich zumindest den leichten Parcours zugetraut. „Ich könnte mir echt Besseres vorstellen, aber es war okay.“ Er kann kaum glauben, dass er nur in drei Metern Höhe ist, als er seinen Fuß wieder auf die oberste Leiter der Sprosse setzt um zurück zum Boden zu klettern. „Von unten schaut das so wenig aus.“

    Die Bauzeichner im zweiten Lehrjahr kommen am Ende schließlich alle wieder heil auf dem Waldboden an. Jessica hat an der Wade Bekanntschaft mit der Seilbahn gemacht und eine kleine Brandwunde. „Irgendwann mache ich das noch einmal“, verkündet sie trotzdem. Kai, einer der coolen Jungs, wird mit seiner kleinen Quetschung am Finger aufgezogen. „Er ist schwer verletzt, hat eine Blutvergiftung und muss sofort ins Krankenhaus“, kichern die Mädchen. Er selbst winkt ab. Ein Pflaster reicht.

    Kurz vor Schluss darf dann auch Lehrer Zöller endlich in die Wipfel. Für die Schüler sind die gemeinsamen Stunden eine Riesen-Gaudi. Der Wettbewerbs-Preis ein Volltreffer. Trainerin Katharina ist angetan: „Die Schüler haben bei der Einweisung gut aufgepasst und sich toll angestellt.“ Die Anstrengungen der Klettertour spüren viele erst hinterher. Verschwitzt ziehen sich die Mädchen den Helm vom Kopf, die Haare kleben an der Stirn. Leicht außer Atem strahlen sie trotzdem. Und einer spricht es aus: „Mann! Hab ich einen Hunger, ey!“

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