Fast auf den Tag genau sechs Jahre nach dem Abbau wird am Hotelturm der gut 70 Meter hohe Baukran jetzt wieder aufgebaut. Die zerlegten Teile des roten Krans wurden Anfang der Woche angeliefert. Seit Dienstag montieren Arbeiter diese auf das Fundament in der Kohlenhofstraße.
Der Kran ist das Symbol dafür, dass das 58-Meter-Hochhaus doch noch fertig wird. Umgekehrt hatte der Abbau des Krans am 14. Januar 2006 die Hoffnung auf einen baldigen Weiterbau begraben. Dass dieser sechs lange Jahre auf sich warten lassen wird, hatte damals allerdings niemand geahnt.
In den nächsten vier Wochen wird die noch offene Fassade im 15. und 16. Stock geschlossen werden. „Dazu verwenden wir das Glas, das seinerzeit von der Firma Permasteelisa angefertigt wurde und seitdem eingelagert war“, erklärt Christopher Sievert, Projektleiter des Hamburger Architekturbüors Meding Plan + Projekt GmbH (MPP). Das auf Hotelbau spezialisierte Büro ist mit der rund 16 Millionen Euro teuren Fertigstellung des Turms beauftragt. Wenn die oberen Stockwerke geschlossen sind, wird das Dach gedeckt werden – auch dazu wird der Kran gebraucht.
Der Innenausbau der 18 Geschosse zu einem Drei-Sterne-Hotel der Marke Ghotel mit 204 Zimmern und Suiten, Konferenzräumlichkeiten, Restaurant und Fitnesscenter hat bereits in den vergangenen Wochen begonnen. Er soll etwa ein Jahr dauern. Als Eröffnungstermin gibt Ghotel Ende 2012 an.
„Der Hotelturm ist eine wichtige Ergänzung für das Würzburger Hotel- und Gastronomieangebot“, sagte Oberbürgermeister Georg Rosenthal am Dienstag an der Baustelle. Der OB hatte sich in den vergangenen Jahren persönlich für die Fertigstellung des Turms stark gemacht, diese bereits ein Jahr früher angekündigt – und darauf gewettet. Wettschulden in Form von Silvaner-Bocksbeuteln hat der gut gelaunte OB am Kran an den Würzburger Rechtsanwalt Peter Auffermann und Main-Post-Redakteur Herbert Kriener übergeben. Diese Verzögerung könne er verschmerzen, so Rosenthal.
Dass die Hoteltrum-Geschichte tatsächlich noch zu einem Happy-End kommt, hatten angesichts der Vorgeschichte nur wenige geglaubt. Der Turmbau stand schon Monate still, als der Bauherr Eurogruppe Ende 2005 Pleite ging. 27 000 Anleger hatten 117 Millionen Euro in den Bau investiert – was diese zum Großteil nie wieder sahen. 2006 kaufte eine britisch-schweizerische Firma mit Sitz in Luxemburg Turm und Nebengebäude für 10,2 Millionen Euro und kündigte über ihren Projektleiter, einen ehemaligen Snowboard-Profi, den baldigen Weiterbau an. Doch dann verlief die Suche nach einem Hotelbetreiber ebenso im Sande wie der Versuch den Rohbau – unter anderem auf dem russischem Markt – weiter zu verkaufen. 2009 meldete die Mutterfirma der Turm-Gesellschaft Konkurs an.
Dann trat der Inder Karim Mawji als Eigentümer in die Öffentlichkeit und präsentierte die deutsche Hotelkette Ghotel als Betreiber. 2011 sollte der Turm fertig sein. An der weiteren Verzögerung soll nach Informationen der Main-Post die Finanzkrise ebenso Schuld sein, wie die Auftragsvergaben und notwendigen Gutachten über die Bausubstanz. Nachdem diese Vorbedingungen für die Finanzierung geklärt worden sind, sollte dem Ausbau bis Ende des Jahres nichts mehr im Wege stehen. Oder wettet noch jemand dagegen?