E- s will an dieser Stelle einmal ein offenes Wort über einen verschlossenen Gesellen gesprochen sein, den man, weil er in der Stadt eher selten anzutreffen ist, mit Recht Feldhamster nennt. Wenig wissen wir über den haarigen Burschen und sein possierliches Liebesspiel, das man in Analogie zu den Vögeln nicht einfach hamstern nennen darf, weil damit nur beschrieben ist, wie der kleine Racker mit den Backentaschen dem Bauern bei der Ernte hilft, warum nie rechte Freundschaft zwischen ihnen wachsen wollte. Die Folge ist, dass beide nun in ihrer Existenz gefährdet sind, was um so mehr verwundern mag, weil sich der Bauer gänzlich anders fortzupflanzen pflegt als der Körnerdieb, der als Einzelgänger lebt und allenfalls zwei-, dreimal im Jahr vom Hamsterweibchen in den Bau gelassen wird.
D- ies alles wäre gut als Hintergrund zu wissen, wenn es im Folgenden über den neuen Sitzungssaal im Landratsamt zu sprechen gilt. Dort hat der Herr Landrat Zorn (der Kürze wg. künftig Landrat Z) gestern erstmals den Kreistag abgehalten. Mächtig Geld hat der Herr Landrat Z für den Debatten-Palast berappt, und sogar eine Video-Wand hat er installieren lassen, wo man Bauer Boint Bräsentationen gucken kann - nur der Herr Landrat Z nicht, weil die Leinwand nämlich so dämlich steht, dass er nix sieht, warum sich der Herr Landrat Z noch einen Bildschirm in seinen Tisch hat bauen lassen.
Und dennoch hat der Herr Landrat Z in dieser Woche einen schönen Bauer-Boint-Vortrag nicht mitgekriegt, weil sein Stellvertreter Nuss dem Umweltausschuss vorgesessen ist. So blieb es dem Herr Landrat Z erspart, mit dem Hamster auf seiner neuen Video-Wand konfrontiert zu sein, der ihm ja eben erst gehörig Verdruss bereitet hat:
Der Herr Landrat Z wollte nämlich, wie man weiß, ein großes Möbellager für Ikea ("Lebst Du schon oder schraubst Du noch?") in die Ackerfluren stellen. Doch hat er die Rechnung ohne den Hamstermann gemacht, der just dort zwei-, dreimal im Jahr die Hamsterin besucht. Der Bund Naturschutz hat den Einzelgänger ausgegraben und mit seiner Hilfe das Projekt erst mal auf Eis gelegt.
D- ass der Herr Landrat Z auf den Hamster nicht allzu gut zu sprechen ist, wäre menschlich nur verständlich. Drum hätten wir zu gern sein Gesicht gesehen, wie nun in seinem neuen Sitzungssaal das "Feldhamster-Hilfsprogramm (FHP)" über Bauer Boint geflimmert ist. Vermutlich hätte er gesagt "Ich glaub', mein Hamster bohnert", wenn dieser schöne Spruch nicht längst so selten wie der Hamster selbst geworden wäre. Denn aus dem Hamster-Hilfsprogramm bekommt der Bauer Geld vom Freistaat Bayern zugesteckt, wenn er den Hamster beim Liebesspiel nicht wie bisher einfach unterpflügt. Dank des Hamsterhilfsprogramms darf nun erwartet werden, dass er sich im Bestand erholt und dem Herrn Landrat Z das wilde Bauen in der Flur noch schwerer macht.
N- un ist, wie gesagt, der Hamster in der Stadt weit seltener noch anzutreffen, und so muss der Bund Naturschutz hier ohne ihn zu Rande kommen. Dabei täte des Hamsters Hilfe bitter Not. Denn die Stadt will, damit es mit der Festhalle endlich etwas werde, dem Investor für einen Einkaufsmarkt ein Stück Ringpark opfern. Wie ein "Saugrüssel" sollen sich die "Würzburg-Arkaden" über den Busbahnhof hinweg zur Innenstadt vorrecken, um von dort Käufer anzusaugen. Weil der Bau wie ein Riegel den Ringpark unterbräche, legt sich der Bund Naturschutz quer. Dass er Gehör im Rathaus fände, ist wohl schwerlich zu erwarten.
S- o ruht alle Hoffnung nun auf dem Hamsterhilfsprogramm. Denn wenn es gelänge, den tapferen Gesellen zu ermuntern, zwei-, dreimal im Jahr der Hamsterin am Hauptbahnhof Aufwartung zu machen, dann würde das Ergebnis dieses Liebestreibens den Einkaufs-Rüssel stoppen. Um vom Staat gäb's obendrein noch zehn Euro für jeden Hamster-Bau dazu. Wer wollte da nicht mit dem Hamsterhilfsprogramm ein wenig hamstern?