„Eigentlich geht es mir ganz gut“, erzählt Maurice Fechner am Telefon. Dabei schwingt in seiner Stimme ein kleines bisschen Betrübtheit mit. Mittlerweile ist es knapp drei Monate her, dass Fechner bei einem Arbeitsunfall beide Daumen verloren hat.
Dem jungen Mann, der nie um einen Scherz verlegen ist, ist während der Nachtschicht auf der A 6 bei Schnelldorf in Mittelfranken eine Maschine, mit der Pfosten für die Leitplanken in den Boden gehauen werden, auf beide Hände gefallen. Es war ein technischer Defekt, genau in dem Moment, als Fechner den Pfosten hochheben wollte. In einer kniffeligen Operation an der Uniklinik Würzburg haben die Zwillingsbrüder Rafael und Michael Jakubietz dem 25-Jährigen die Daumen wieder angenäht. Die Operation ist gut verlaufen: Fechner konnte zurück nach Nordrhein-Westfalen, wo er wohnt.
Fechner: „Ein Fortschritt ist schon da“
Seine Schwester hat sich liebevoll um Fechner gekümmert. Denn der 25-Jährige konnte zu Anfang nur wenig selbst machen. Mittlerweile aber klappt der Alltag schon ganz gut. Fechner weiß sich zu helfen. Mit zwei Händen bekomme er etwa das Trinken wieder hin. Und auch fürs Handy hat Fechner eine Lösung gefunden, wie er das Gerät halten kann.
Jetzt ist der Duisburger mit kroatischen Wurzeln zur Reha im oberbayerischen Bad Wiessee, eine Empfehlung der Zwillingsbrüder Jakubietz. Und: „Ein Fortschritt ist schon da“, freut sich Fechner. Aber alles geht sehr, sehr langsam.
„Der Finger fängt dann richtig an zu zittern.“
Maurice Fechner, zur Therapie in der Reha
Die Daumen kann er ein klein wenig bewegen. Links hat er sogar Gefühl im Daumen. Zum einen sei das gut, weil sich die Nerven wieder aufbauen; andererseits aber auch schlecht für Fechner, denn das sei ziemlich unangenehm und steche. Rechts spürt er noch gar nichts. Die Durchblutung sei aber da. Es ist wohl alles nur eine Frage der Zeit. „Ich habe gedacht, das geht alles viel schneller“, seufzt Maurice Fechner.
Schöne, aber auch schmerzvolle Momente in der Reha
Der junge Mann wirkt trotz positiver Grundeinstellung ein wenig niedergeschlagen. Viermal am Tag muss er Schmerzmittel nehmen. Je besser die Daumen heilen, desto schmerzvoller wird es für ihn. Die Therapien sind da nur teilweise Ablenkung. Von 9 bis 15.30 Uhr ist Fechner verplant. Da ist beispielsweise der medizinische Sport, an diesem Tag etwa ist er geschwommen. Aber auch Psychotherapie und Rückenschule stehen auf dem Programm. Außerdem trainiert er auch alleine. Er massiert sich seine Narben und nimmt Handbänder. Die Therapien seien schon in Ordnung. So ganz überzeugend kommt das allerdings nicht rüber. Man merkt, dass es Maurice Fechner schwer fällt. Am schlimmsten sei die Ergotherapie. „Da zucke ich richtig zusammen“, erzählt Fechner. Kein Wunder, denn die Therapeutin bewegt den Finger, was Schmerzen bereitet. „Der Finger fängt dann richtig an zu zittern.“
Es gibt aber auch schöne Momente in der Reha. Fechner fühlt sich dort wohl. Immer wieder muss der 25-Jährige das Gespräch mit dieser Redaktion unterbrechen, um Leute zu grüßen, Essenseinladungen abzulehnen oder Therapeuten zu verabschieden. Der Höhepunkt steht aber noch aus: In nächster Zeit möchten Maurice Fechners Zwillingsbruder Maximilian und die Schwester zu Besuch kommen. Der Zwillingsbruder studiert in Kroatien und kann daher nur selten vorbei schauen. Darauf freut sich Fechner besonders. Und darauf, irgendwann wieder arbeiten gehen zu können.